N26, SAP und Wemmer: Neue Konkurrenz für die Branche

Neue Konkurrenz für die Branche durch SAP, N26 und Wemmer.

217 Mrd. Euro an Prämieneinahmen allein in Deutschland. Der Versicherungsmarkt ist lukrativ und noch nicht ausgeschöpft. Es verwundert also nicht, dass immer mehr Fremdunternehmen sich ihr Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Es kommt zu Neugründungen (SAP), Angriffen von branchenfremden Größen (N26) und Neugründungen durch Ex-Allianz-Vorstände.

Der (Online-)Versicherungsmarkt wird immer umkämpfter. Neuerdings offeriert auch die erfolgsverwöhnte Online-Bank N26, die mittlerweile 800 Mio. Dollar an Investorenkapital eingeworben hat und auf einen Wert von 2.6 Mrd. Euro geschätzt wird, ein Angebot. An dem Unternehmen ist auch die Allianz beteiligt.

Die N26-Kunden sollen künftig über die Bank-App auch Versicherungen abschließen können. Das Angebot startet laut Computerbild mit „sofortiger Wirkung“. Vertragsabschluss, Verwaltung und Schadenmeldung sollen digital über die N26-App erfolgen. Um das Angebot zu lancieren, arbeitet die Bank mit Simplesurance zusammen, das die „nötige Infrastruktur“ liefert. Es soll eine „breite Palette an unterschiedlichen Versicherungsarten“ von mehreren Anbietern offeriert werden, begonnen wird – passenderweise – mit einer Smartphone-Absicherung.

SAP geht direkt in die Vollen

Das Softwareunternehmen SAP gründet gemeinsam mit der Münchner Beteiligungsgesellschaft Dediq ein neues Unternehmen. Die Neugründung soll Banken und Versicherungen bei der Digitalisierung und mit Cloud-Lösungen unterstützen. Die neuen Angebote werden als Teil der „Industry-Cloud-Lösungen von SAP“ entwickelt und auf SAP-Technologien und ­Anwendungen aufbauen, schreibt SAP in einer Pressemitteilung. Der CEO Christian Klein bezeichnet den Finanzsektor als eine der „Schlüsselbranchen“ für das Unternehmen. „Durch die Partnerschaft mit Dediq werden wir die Digitalisierung von Kunden im Finanzdienstleistungssektor noch stärker unterstützen und schneller innovative Cloudlösungen bereitstellen, mit denen unsere Kunden ihre Unternehmen ganzheitlich transformieren können“, erklärt Klein. Gekleckert wird dabei nicht, Dediq investiert  über 500 Millionen Euro in die Neugründung, die im zweiten Halbjahr des Jahres operativ tätig sein soll. Das Investment von SAP bleibt ungenannt,

Wemmers Comeback?

Der ehemalige Zurich- und Allianz-Vorstand Dieter Wemmer strebt mit einer Neugründung zurück auf den Versicherungsmarkt. Er will im Mai an der Börse in Amsterdam 250 Mio. für eine Special Purpose Acquisition Company (SPAC) einsammeln, berichtet Bloomberg mit Verweis auf „Insider“.  Eine SPAC ist ein Akquisitionszweckunternehmen, das zunächst Kapital über einen Börsengang einsammelt, um dieses danach in die Übernahme eines Unternehmens zu investieren. Für die Umsetzung seines Plans will Wemmer mit Murray Wood und Santiago Corral zusammenarbeiten, ihres Zeichens Mitbesitzer der „insurance-focused“ Investmentfirma Nazare Capital. Die drei haben laut Gerüchten bereits mit Investoren gesprochen, die in ihr SPAC investieren wollen. Mit der Bank of America Corp. hat Wemmer laut Gerüchten bereits einen „Adviser“ für sich gewinnen können.

Offenbar ist vorgesehen, das Wemmer der Chairman des Konstrukts wird, während Wood als CEO vorgesehen ist. Im Fokus der Kaufbemühungen sollen „technology players in the insurance space“ stehen, was so ziemlich alle Unternehmen der Branche mit einschließt.

Der Versicherungsmarkt ist trotz aller Abgesänge nicht am Ende, wie das Interesse großer Unternehmen zeigt. Wie und ob die Neuerungen den Markt beeinflussen, wird interessant zu beobachten sein.  

Autor: VW-Redaktion