Ideal-Chef Jacobus: „Seit Jahren kennen die Pflegefallzahlen und -kosten nur den Weg nach oben“

Quelle: Ideal

In seiner aktuellen Statistik bezifferte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. die Bestandszahlen für Pflegevorsorgeprodukte zum 31. Dezember 2019. Stellt man diese Vertragszahlen der Anzahl der Einwohner Deutschlands gegenüber, so errechnet sich unter der Maßgabe von einer versicherten Person/Vertrag eine Marktsättigung von ungefähr 5,0 Prozent. Eine Analyse von Ideal-Chef Rainer M. Jacobus.

Allerdings, und dies erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, katalysieren 95 Prozent potenzielle Neukunden den Absatz von privaten Pflegeversicherungen nur marginal. Die Gründe hierfür bedürfen einer genaueren Analyse.

Kunden kaufen Produkte, die sinnvoll sind, ihren Lebensalltag erleichtern und absichern oder einen hohen Spaß- und Unterhaltungswert haben. Während das Erfordernis einer qualifizierten Absicherung der Arbeitskraft von einem Großteil der Kunden als notwendige und existenzsichernde Vorsorgemaßnahme akzeptiert wird, stößt der Vermittler bei der Beratung zur Absicherung des Pflegefallrisikos oftmals auf taube Ohren.

Mit einer mangelnden Bedarfssituation kann das Abwehrverhalten und Desinteresse von Kunden an diesem Thema allerdings nicht begründet werden. Seit Jahren kennen die Pflegefallzahlen und -kosten nur einen Weg – den nach oben.

Zum Stichtag 31. Dezember 2019 bezifferte das Bundesministerium für Gesundheit die Anzahl der Leistungsbezieher der sozialen Pflegeversicherung mit 3.999.755 Versicherten; hinzu kommen 251.883 Leistungsempfänger der privaten Pflegepflichtversicherung. Zum 31. Dezember 2019 befand sich somit jeder 20. Einwohner Deutschlands in ambulanter, teil- oder vollstationärer Pflege.

Viele Kunden, und auch der ein oder andere Vermittler, assoziieren dabei das Risiko einer Pflegebedürftigkeit mit einem höheren Lebensalter. In der Tat steigt das Risiko mit höheren Lebensalter. Allerdings waren im Jahr 2019 23,3 Prozent der Leistungsbezieher der sozialen Pflegepflichtversicherung Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die ihr 65. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Auch für den Fall, dass ein im aktiven Berufsleben stehender Versicherter seine Arbeitskraft mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abgesichert hat, werden die laufenden Rentenleistungen im Versicherungsfall nur eine (anteilige) Einkommensersatzleistung, nicht aber eine Bedeckung der laufenden Pflegekosten sicherstellen.

Von Kunden wird regelmäßig der Wunsch vorgetragen, dass sie auch im Fall einer Pflegebedürftigkeit in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben möchten. Diese Wunschvorstellung ist nicht in allen, aber in vielen Fällen realisierbar. Voraussetzung hierfür ist allerdings nicht nur auf einen möglichen familiären Störfall vorbereitet zu sein, sondern auch die Verfügbarkeit ausreichender finanzieller Mittel. Finanzielle Unabhängigkeit sichert dabei nicht nur die persönliche Würde, sondern dient auch zur Entlastung der Angehörigen.

Auch wenn der Gesetzgeber mit dem Angehörigen-Entlastungsgesetz zum 1. Januar 2020 Familienangehörige mit einem Jahresgesamteinkommen bis 100.000 Euro von der Unterhaltsverpflichtung freigestellt hat, schließt dies Ehegatten nicht ein. Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht nur das Gebot der Stunde, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Verbleibs in den eigenen vier Wänden und der persönlichen Würde.

Vermittler, die sich der Vorsorgeberatung zur Absicherung des Pflegefallrisikos mit Einfühlungsvermögen und Empathie widmen, werden auch die Dankbarkeit vieler Kunden erfahren. Wir alle kennen das Damoklesschwert über uns; wir versuchen es nur zu ignorieren.

Autor: Rainer M. Jacobus, Vorstandsvorsitzender der Ideal Versicherungsgruppe

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen März-Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.

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