„Haftpflicht-Konferenz 2021“: DSGVO sorgt für weitere Risiken

Quelle: geralt / Pixabay

Die Haftpflichtversicherer sehen sich aus gesellschaftlichen oder technischen Entwicklungen heraus zunehmend neuen Risiken gegenüber, die oftmals nicht oder nicht ausreichend eingepreist sind. Dies ist eines der Ergebnisse der von der Euroforum Deutschland GmbH veranstalteten Konferenz „Haftpflicht 2021“.

„Haftpflicht-Underwriter müssen sich stärker auf die ESG-Kriterien konzentrieren und auch ESG-Ratings stärker berücksichtigen“, sagte Bijan Daftari. Nach Beobachtung des Experten der Swiss Re Corporate Solutions hat die Branche noch wenig Einsicht darin, dass die bei ihren Firmenkunden fehlende Nachhaltigkeit hohe Prozess- und Schadensersatzrisiken birgt. Aber auch an anderer Stelle erwachsen neue oder höhere Risiken.

Daftari berichtete über inzwischen schon einige Gerichtsverfahren, bei denen Unternehmen im Zusammenhang mit klimaschädlichen Produkten oder Produktionsweisen verklagt wurden. „Es reicht nicht aus bei der Kapitalanlage aus Kohle und Öl herauszugehen“, sagte er. Über die D&O-Police beispielsweise zahle der Versicherer auch für die Nichtnachhaltigkeit seiner Kunden. Es gebe aktuell große Übergangsrisiken: „Wir sind alle gut beraten, ein Auge drauf zu halten. Es gibt bei ESG aber nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.“

Wachsende Risiken gibt es nach Einschätzung von David Bruckschen durch die Datenschutzgrundverordnung. Diese sehe nämlich nicht nur Bußgelder bei Verstößen vor, sondern im Artikel 82 auch den Ersatz von immateriellen Schäden vor, so der Leiter Haftpflicht/Financial Lines, DeTeAssekuranz Deutsche Telekom Assekuranz- Vermittlungsgesellschaft mbH. Es gebe bereits Urteile, bei denen für die besondere Bloßstellung oder die besondere Beeinträchtigung eines Datenschutzverstoßes auch Schmerzensgeld gezahlt werden müsse. Auch wenn die Urteile bisher erst wenige Tausend Euro Schmerzensgeld im Einzelfall zusprachen, könne dies bei Verstößen mit vielen Beteiligten schnell zu großen Summen führen.

Jörg Ahrens, Global Head of Claims Key Case Management Long Tail, Allianz Global Corporate & Specialty SE, sprach darüber, dass Gerichtsverfahren durch „Social Inflation“ immer teurer würden. Dies ist kein neuer Trend, aber einer der sich durch „neue Narrative“ in Social Media, mehr Gesetzgebung für die kollektive Rechtsdurchsetzung oder auch geändertem Verhalten von Geschworen und Richtern verstärke. Diese Entwicklung betreffe vor allem die USA, schwappe aber über internationale Versicherungsprogramme auch nach Europa über, so Ahrens. Statisch seien die Faktoren kaum zu erfassen, sie müssten aber Eingang in die Schadenbearbeitungsstrategien finden, um beispielsweise in Prozessen frühzeitig Nachteile zu vermeiden.

Autorin: Monika Lier

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