Versicherer kehren Kohlegeschäft den Rücken

Kohleabbau- und Lagerung ist ein schmutziges Geschäft – und versichert. Bild hangela/Pixabay

Das Kohlegeschäft scheint für die Versicherer zunehmend uninteressant zu werden. So haben mittlerweile 23 der weltweit 30 größten Versicherer in den vergangenen drei Jahren ihr Kohlegeschäft entweder beendet oder eingeschränkt. Dies geht aus der vierten Klima-Analyse zur Versicherungsbranche des globalen NGO-Netzwerks Insure Our Future hervor.

Unter den deutschen Versicherern hat die Allianz hingegen ihre Spitzenposition gegenüber der Konkurrenz eingebüßt. Im internationalen Vergleich schneiden demnach die Axa und die Swiss Re am besten ab bei der Beendigung fossiler Versicherungen. Ihnen folgen die Hannover Rück, die Zurich und die Munich Re. Die meisten Richtlinien gelten für Kohle und Ölsande. Am unteren Ende finden sich AIG, Berkshire Hathaway, Lloyd’s Sinosure, Travelers und W.R. Berkley, die Kohle weiter ohne Einschränkungen versichern.

„Während die Allianz dieses Jahr ihre Ausschlussregeln für Kohle nachgebessert hat, warten wir bisher vergeblich auf eine Richtlinie im Öl- und Gasbereich. Da wird die Allianz ihrem eigenen Anspruch als Klimavorreiter nicht gerecht. Ihr mittelmäßiges Abschneiden im neuen Versicherer-Ranking spiegelt das nun wieder.“

Regine Richter, Energie-Campaignerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald

Beim Divestment nehmen Scor und die Axa laut Studie derzeit die Spitzenpositionen ein, gefolgt von der Swiss Re, der Allianz und der Zurich. Außer der Allianz schließen alle neben Kohle auch Ölsande aus und einige schließen Investitionen in Unternehmen aus, die neue Kohleprojekte planen.

„Dass mehr und mehr Versicherer Kohle ausschließen ist positiv, dieser Trend muss sich aber beschleunigen angesichts der immer schlimmer werdenden Klimakrise. Zauderer wie Lloyd’s, AIG und Tokio Marine müssen aufhören Kohle zu versichern und die gesamte Branche muss aufhören, die Öl- und Gasindustrie zu unterstützen.“

Peter Bosshard, Koordinator der Insure Our Future Kampagne

Auch das Engagement der großen Versicherer in der Öl- und Gasindustrie steht bei Umweltschützern immer wieder in der Kritik. So forderte das NGO-Netzwerk „Unfried Coal/Insure our future“ im Juni 2020 in einem offenen Brief 30 Versicherungsgesellschaften weltweit auf, keine neuen Öl- und Gasprojekte sowie Kohlegesellschaften mehr zu versichern. Besonders im Fokus stehen dabei die Allianz und die Munich Re.

Dabei sehen die Big Player die aktuelle Pandemie gar als Treiber für Nachhaltigkeitsthemen. Nicht verwunderlich, schließlich sind Versicherer von Klimakatastrophen direkt betroffen und positive Nachhaltigkeitsnachrichten PR-Gold. Doch nach dem Virus könnten erst einmal andere Ziele wie finanzielle Aufbauarbeit und Restrukturierung in den Fokus rücken. Die Branche hat andere Ideen.

Autor: VW-Redaktion

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