Versicherungsmakler Zilkens stellt Staatshaftung für Kunst infrage

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Die Staatshaftung ist nur auf den ersten Blick ein günstiger und vorteilhafter Weg, das Ausstellungsrisiko für den öffentlichen Leihnehmer abzusichern. „Warum soll man die nationalen Haushalte mit einem Risiko von 200 Mio. Euro belasten, wenn man für dieses Risiko für eine Versicherungsprämie für 100.000 Euro kaufen kann?“, sagte Stephan Zilkens, Geschäftsführer der Zilkens GmbH Versicherungsmakler.

Er plädiert dafür, in diesem Segment mehr die Erfahrung der privaten Kunstversicherer zu nutzen, und kann sich auch eine „Extremus“-Lösung für Kunstausstellungen vorstellen. Bei dem von ihm zum neunten Mal veranstalteten Kölner Kunstversicherungsgespräch im Rahmen der Kunstmesse „Art Cologne“ ging es um die Frage: „Staatshaftung – Sinnvolles Instrument oder latente Überforderung öffentlicher Haushalte?“.

Die Haftung der öffentlichen Hand für Leihgaben in öffentlichen Ausstellungen und Museen ist in Deutschland sehr unterschiedlich geregelt, sagt er. Es gibt Bundesländer wie Bayern oder Thüringen, die keine Haftung übernehmen, und solche, die bis zu einer bestimmten Summe haften würden.

Nordrhein-Westfalen beschränkt die Haftung auf die Leihgaben Dritter auf zwei bestimmte Ausstellungen, Baden-Württemberg knüpft die Haftung an die Bedingungen grob fahrlässig und Vorsatz. Die Definition der Deckung ist oft sehr vage, kritisiert der Makler. Im Schadenfall habe es der geschädigte Leihgeber zudem oft nicht mehr mit dem Museum, sondern Entscheidungsträgern der darüber liegenden öffentlichen Verwaltung zu tun. Bei Wanderausstellungen mit verschiedenen Ausstellungsorten verursachten die verschiedenen Haftungen große Probleme.

Würde die komplette Haftung der Länder von 6,861 Mrd. Euro zu einem Durchschnittsbeitragssatz pro Ausstellung von 0,05 Prozent versichert, ergäbe dies 3,43 Mio. Euro Versicherungsprämie, rechnet Zilkens vor. Sofern die Garantien ganzjährig für Dauerleihgaben zu Verfügung gestellt würden, verdopple sich der Betrag, mache dann aber immer noch weniger als fünf Prozent des Umsatzes der Kunstversicherer in Deutschland aus.

Im Bundeshalt sei für die Staatshaftung für Kunst insgesamt 800 Mio. Euro unter der Ziffer „3208“ eingestellt. Es handele sich dabei aber um eine Position für Eventualverbindlichkeiten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einer Inanspruchnahme des Bundes führen. In dieser Ziffer stecken auch die Garantien nach dem Atomgesetz oder der Kreditabsicherung der Europäischen Investitionsbank.

Einen großen Nachteil der Haftung der öffentlichen Hand sieht Zilkens im Risikomanagement und in der Schadenbearbeitung. Das Risikomanagement in Museen sei noch entwicklungsfähig – beispielsweise im Bereich Verpackung, Versand und Transport. Ähnlich äußerte sich Dietmar Telschow, Underwriting Manager Germany Art & Specie/Private Clients (U/HNWI) der Axa XL, ähnlich: „Private Versicherer haben mehr Schadenerfahrung und können aus ihren Netzwerken auch zur Schadenminderung beitragen. „Die Schadenexpertise ist ein Schlüsselargument, das zu beachten ist.“

Schadenverhütung sei zudem der „Key“ bei Versicherern. Dazu habe man beispielsweise eine Vielzahl von Risiko-Ingenieuren. Kunstversicherungs-Experte Bodo Sartorius, zuletzt Chief Operating Officer der Aris Title Insurance Corporation, wies unter anderem daraufhin, dass das Risikomanagement im Grünen Gewölbe in Dresden besser gewesen wäre, wenn dies Privaten oblegen hätte. Er schloss aber nicht aus, dass es dennoch zum Kunstraub gekommen wäre.

Telschow sagte, dass die Branche mit Publikationen wie den Richtlinien des VDS oder einem Überblick des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft für Museen sowie dem Silk – Sicherheitsleitfaden Kultur einen Einstieg in das Riskconsulting biete. Zur Entwicklung des Kunstmarktes 2020 sagte Zilkens, dass aufgrund der pandemiebedingten Ausfälle von Ausstellungen das Beitragsvolumen um zehn bis 15 Prozent sinke.

Im Vorjahr lag das Volumen bei rund 140 Mio. Euro. Mit HDI und Generali habe der Markt zudem zwei neue Teilnehmer erhalten. Zilkens berichtete zudem von steigenden Rückversicherungskosten. Die Versicherungskosten für große internationale Ausstellungen würde sich inzwischen nur noch auf ein bis vier Prozent der Ausstellungskosten belaufen.

Autorin: Monika Lier