One-CEO Lang: Auch Allianz wird nie Zentrum eines Ökosystems

Oliver Lang, CEO von ONE. Quelle: ONE

Um die in den letzten Jahren gehypten Technologien „Ökosystem“ und „Blockchain“ kehrt offenbar Ernüchterung ein. „Als Versicherer ist es lächerlich, Zentrum werden zu wollen. Man wird mehr gehasst als der Zahnarzt. Auch eine Allianz wird es nie erleben, Zentrum zu werden.“ Dies sagte Oliver Lang, CEO der One Versicherung bei einer Video-Konferenz, in der die „InsurTech-Studie 2020“ von Sum.Cumo und HSBA Hamburg School of Business Administration vorgestellt wurde.

Rheinland-Vorstand Arne Barinka erinnerte daran, dass Versicherung vor allem Mittel zum Zweck sei und „wir uns an richtige Stelle begeben müssen und dort leise und effizient“ agieren sollen. Ingolf Putzbach, Geschäftsführer der Sum. Cumo, die seit 2020 Teil des israelischen Tech-Unternehmen Sapiens ist, erwartet, dass sich Versicherer künftig in das Wirtschaftsgeschehen „geschmeidiger integrieren“ als bisher. Für bestimmte Spezialbereiche – wie etwa Gesundheit oder Rechtsschutz – kann er sich aber durchaus vorstellen, dass Versicherer Ökosystem betreiben, die Branchengrenzen auflösen.

Skeptisch zeigte sich die Diskussionsrunde um Florian Elert, der an der HSBA eine Professor für Versicherungsmanagement innehat, über den Einsatz der Blockchain-Technologie. „Das ist reine Theorie, aber schwierig auf dem Platz“, so Philipp Knott, Gründer und CEO der Freeyou AG. Für das Privatkundengeschäft sieht er keine breiten Geschäftsmodelle. Gleichwohl müsse man die Entwicklung beobachten. Lang bezeichnet Blockchain gar als „groben Unfug“. Er habe noch keine Geschäftsidee gesehen, die nicht auch mit anderer Technik realisiert werden könne.

Die InsurTech-Studie liefert laut Elert einen „tieferer Einblick in die Geschäftsmodelle von 26 ausgewählten Tech-Anbietern für die Versicherungswirtschaft“. Ausgesucht wurden die Anbieter unter anderem nach Anwendungsfällen („use case“) und Technologieorientierung. Die Studie gibt einen Überblick über den Spartenfokus der Anbieter, ihre eingesetzten Technologien, die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit einem Versicherer, ihre Bezahlmodelle, Kundenreferenzen und ähnliches.

Data Analytics und Machine learning sind für die Mehrheit der Studienteilnehmer sowohl aktuell wie auch künftig die wichtigsten Technologien sowohl für ihre eigenen Geschäftsmodelle als auch für die der Versicherer. Deutlich geringer schätzten die Teilnehmer dagegen für das eigene Geschäftsmodell Distributed/Blockchain, Internet of Things (IoT) oder Augmented& Virtual Reality ein. IoT und Blockchain könnte ihrer Einschätzung nach zumindest für das Geschäftsmodell der Versicherer in den nächsten fünf Jahren eine Rolle spielen.

Der Einsatz von Data Analytics wird vor allem in der Schadenbearbeitung, Risik &Fraud, beim Scoring sowie der Analyse von Kundendaten im Marketing gesehen. Für das Machine Learning liegt die Anwendung im Wesentlichen in Erkennung von Bild, Text oder Handschriften bei der Kundenkommunikation sowie im Schadenmanagement. Die Studie kann unter sumcumo.com/studie im Internet eingesehen werden.

Autorin: Monika Lier

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