ESG-Berichterstattung: Zielke kritisiert willkürlich gewählte und rückwirkend korrigierte Kennzahlen

Quelle: Bild von Jeon Sang-O auf Pixabay

Die Berichterstattung der deutschen Versicherer über ihre „Corporate Social Responsibility“ (CSR) hat sich 2019 laut Zielke Research Consult GmbH verbessert, liegt im europäischen Vergleich aber tendenziell eher im Mittelfeld. „Es hat sich etwas getan, aber das ist der Anfang“, sagte Analyst Carsten Zielke bei der Vorstellung seines „Spotlight CSR Versicherungen 2019 – Europäische Versicherer“.

Die Studie hat 46 Berichte von europäischen Versicherern – darunter  22 deutsche – untersucht, wie transparent sie ihr unternehmerisches Handeln in den Bereichen Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen sowie „Government“ (ESG-Kriterien) offenlegen und welche Ergebnisse sie erreichen. „Es scheint so, als hätte die Versicherungsbranche die Relevanz nichtfinanzieller Aspekte verstanden. Der öffentliche Druck und die voranschreitende Klimabewegung führen zu einer immer größer werdenden Sensibilisierung in der Versicherungsbranche“, so Zielke.

Platz eins des deutschen Rankings belegt der Gothaer-Konzern. Erstmalig würden konkrete Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen sowie der Bezug von Ökostrom benannt. Die Gothaer berichte transparent über den Einbezug der ESG Kriterien in die Kapitalanlagenpolitik und stelle den Anteil an nachhaltigen Kapitalanlagen dar. „Die Berichterstattung im sozialen Bereich zeigt sich deutlich konkreter und transparenter“, so die Studie. Auf dem zweiten Platz liegen punktgleich Helvetia, Sparkassen-Versicherung und die Allianz, gefolgt von der Munich Re. Beim europäischen Vergleich hebt Zielke die nachhaltige Kapitalanlagenpolitik der Allianz Group, der französischen CNP und der Helvetia Gruppe als besonders transparent, detailliert und konkret hervor.

Seit 2018 müssen börsennotierten Gesellschaften und alle Finanzinstitute mit mehr als 500 Mitarbeiter laut der europäischen CSR-Richtlinie über ihr nachhaltiges ESG-Engagement berichten. Ab März 2021 müssen die Kunden bei der Kapitalanlage nach ihren ESG-Präferenzen befragt werden. Zielke hofft, dass dies helfe, den „Planeten ein weniger grüner“ zu machen. Investitionen in Unternehmen, die über ihr ESG-Engagement nicht berichten wollen oder entsprechend viel Kohlendioxid produzierten, seien den Finanzdienstleistern dann zunehmend nicht mehr möglich. Denn: „Die Kunden wollen ein nachhaltiges Produkt bzw. einen nachhaltigen Versicherer.“

Doch noch hapert es: Nur ein Drittel der analysierten Versicherer berichte über eine konkrete Einbeziehung ökologischer und sozialer Kriterien in die Anlagenpolitik und übernehme damit gesellschaftliche Verantwortung für das eigene Handeln. Zielke kritisiert, dass manche Kennzahlen willkürlich gewählt oder rückwirkend korrigiert würden. Zudem seien die Daten, die über Hyperlinks zur Unternehmenswebseite abrufbar sind, seien oft nur für einen eingeschränkten Zeitraum abrufbar. Besonders schlecht kamen die deutschen Versicherer beim Thema Inklusion weg.

Die 22 deutschen Versicherer haben sich insgesamt von 0,03 auf 0,05 Punkte verbessert. Auf europäischer Ebene liegt der Wert bei 0,46. Gegenüber dem Vorjahr wurde die Bewertung an einigen Stellen geändert und in der Tendenz verschärft. So reicht es beispielsweise nicht mehr nur den Anteil an Frauen in Führungspositionen anzugeben, sondern diese Quote muss auf Aufsichtsrat, Vorstand und die beiden Führungsebenen darunter aufgesplittet werden.

Finanziert wurden das Projekt von Allianz, Arcada, Debeka, Gothaer, Helvetia, Rheinland und SV Sparkassenversicherung. Erstmals wurden CRS-Label für Versicherer vergeben, die gut abgeschnitten und das Projekt mitfinanziert haben. Ein goldenes Label gibt es für mehr als 2,0 Punkte, ein silbernes für 1,0 bis 2,0 und ein bronzenes für 0,0 bis 1,0. Danach erhalten die Gothaer, Helvetia, Sparkassen-Versicherung und die Allianz ein goldenes, die Debeka ein silbernes und die Rheinland-Versicherung ein bronzenes.

Autorin: Monika Lier

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