Kapitalanlage: Mehr als doppelt so viele Schwarzseher bei Versicherern als im Vorjahr

Die Versicherer sehen bei der Kapitalanlage Probleme und sind pessimistisch. Bild von narciso1 auf Pixabay

Corona hat die Kapitalmärkte erschüttert.  Die Politik hat reagiert und riesige Hilfspakete geschnürt, die die Versicherungsbranche überzeugen. Dennoch bleibt die Anlagezukunft  aus Versicherersicht düster, die Unternehmen pessimistisch. Aus Sicht der Versicherer wird 2020 ein düsterer Ort für die Kapitalanlage.

Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft zu verringern und diese zu stützen, hat die deutsche Bundesregierung das größte Hilfspaket ihrer Geschichte verabschiedet. Über 350 Mrd. Euro wurden bereitgestellt. Zusätzlich hat die EZB das Anleihenankaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Program) gestartet, welches sie in die Lage versetzt, zusätzlich zum regulären Anleihenkaufprogramm Wertpapiere im Wert von bis zu 1.350 Mrd. Euro aufzukaufen.

Wie nachfolgende Grafik veranschaulicht, ist der größte Teil der Kapitalanleger, 30 wurde befragt, von der Wirksamkeit dieser Maßnahmen überzeugt, erklärt Assekurata. Bemerkenswert ist hierbei, dass keiner der Befragten von einer geringen oder gar sehr geringen Wirkung ausgeht. Vielmehr attestieren 69 Prozent eine hohe und 10 Prozent eine sehr hohe Wirkung.

Quelle: Assekurata

Aktien laufen gut

Mit Blick auf die Aktienmärkte trifft diese Einschätzung bislang zu, erklärt Assekurata. In den vergangenen Monaten haben die Börsen eine ungeahnte Aufwärtsrallye vollzogen. So notierte der DAX rund vier Monate nach dem coronabedingten Absturz, am 13. Juli 2020 mit 12.800 Punkten nur noch 1.000 Punkte und damit weniger als zehn Prozent unterhalb seines Allzeithochs im Februar. Und auch der Eurostoxx hat seine Verluste zwischenzeitlich wieder fast wettgemacht.

Allerdings entfaltet diese Erholung an den Aktienmärkten „nur wenig Wirkung“ in den Kapitalanalagekennzahlen der Versicherer, da die Aktienquoten in allen Sparten im unteren einstelligen Prozentbereich liegen. In den Kapitalanlagebeständen dominieren bei weitem festverzinsliche Anlagen, die bei den Personenversicherern jenseits der 80-Prozent-Marke notieren. Selbst in der Schaden-/Unfallversicherung, die aufgrund geringerer passivseitiger Anforderungen freier in ihrer Kapitalanlage ist, überwiegen festverzinsliche Wertpapiere die Portfolien der Versicherer. Wie nachfolgende Grafik zeigt, machen sie im Kreis der Befragten Klienten noch knapp etwa ¾ des Portfolios aus.

Quelle: Assekurata

Auch in der Neuanlage spielen festverzinsliche Wertpapiere nach wie vor eine bedeutende Rolle. Während in der vergleichsweise kurzlaufenden Schaden-/Unfallversicherung jedes Jahr knapp zehn Prozent des Kapitalanlagebestands fällig wird und zum aktuellen Marktzinsniveau neu angelegt werden muss, liegt dieser Anteil bei den von uns gerateten Lebens- und Krankenversicherern bei etwa 3 Prozent. In der Lebensversicherung dürften die tatsächlichen Neuanlageanteile jedoch aufgrund der Zinszusatzreserve weitaus höher ausfallen.

Um diese zu finanzieren, realisieren die meisten Lebensversicherer Bewertungsreserven, indem sie Festverzinser veräußern. Diese frei werdenden Mittel müssen die Gesellschaften dann zu einem geringeren Marktzins wieder anlegen.

Die Zukunft

Die Befragten sehen dem Jahr 2020 unter Kapitalanlagegesichtspunkten eher negativ entgegen, wie diese Grafik zeigt.

Quelle: Assekurata

Wird 2020 unter Kapitalanlagegesichtspunkten ein gutes Jahr, die Befragten verneinen. Lediglich 23 Prozent sehen  ein gutes Jahr wird oder bewerten es neutral, 77 Prozent verneinen die Frage. Im vergangenen Jahr hatte der Anteil an Pessimisten bei 35 Prozent gelegen und jeweils etwa ein Drittel der Befragten hatte eine neutrale Einstellung oder stimmten der Aussage eher zu.

Zwar bringen die Hilfsprogramme frisches Geld in den Umlauf und stützen so die Wirtschaft, gleichzeitig steigt aber, vor allem durch das Anleihenkaufprogramm der EZB, auch die Nachfrage nach festverzinslichen Wertpapieren. Dadurch kommt es zu einem Preisverfall, der sich in diesem Fall in immer niedrigeren Zinsen äußert, analysiert Assekurata.

Das Ende der Niedrigzinsphase ist t durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie in „noch weitere Ferne“ gerückt.

Zur Befragung:

„Die Online-Umfrage zur Kapitalmarktsituation und -entwicklung führten wir in der Zeit von Mitte April bis Mitte Mai durch, so dass sich die unmittelbaren Corona-Verwerfungen an den Kapitalmärkten im Antwortverhalten der 30 Teilnehmer bereits widerspiegeln.“

Autor: VW-Redaktion

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