Deutschland sucht (und braucht) den Supermanager – sagt PR-Profi David Rölleke

David Rölleke - PR-Profi. Quelle David Rölleke.

Norbert Rollinger neben Jack Ma, Warren Buffett oder Jeff Bezos? Die deutschen CEOs haben das Potenzial zum Wirtschafts-Star und sollten diesen Weg gehen, sagt der PR-Profi David Rölleke, der nach eigener Aussage schon viele CEOs betreute. Wer die Idee des PR-Mannes für abwegig hält, sollte sich fragen, warum Stars die Werbung dominieren.

VWheute: Warum sollte ein CEO ein Wirtschafts-Star werden und das wollen?

David Rölleke: In erster Linie, um sein Unternehmen bekannter zu machen. Zweitens motiviert es die Mitarbeiter, wenn der Chef bekannt ist. Für den Verkauf gerade im Verdrängungs-Wettbewerb nach der Krise ist es auch förderlich, denn die Menschen kaufen bei Menschen, nicht bei Maschinen. Es ist auch viel schwieriger, positiv und dauerhaft über ein Unternehmen zu berichten als über den Chef. Ganz viele Mitarbeiter interessieren sich doch für die Gründungsgeschichte vom Chef und wenn das TV-Team mal zu Besuch ist, motiviert es die Mitarbeiter auch. Gerade im Bereich der Mitarbeitergewinnung hat ein bekannter CEO auch einen Wettbewerbsvorteil.

VWheute: Ist Bescheidenheit keine Zier mehr?

David Rölleke: Aktuell geht es schlichtweg um das wirtschaftliche Überleben und da ist Bescheidenheit fehl am Platz. Sollten Unternehmer bescheiden sein, kann man diese Inhalte auch in die Vermarktung vom Chef berücksichtigen. Er kann auch für Dankbarkeit, Erfolg und eine familiäre Mitarbeiterführung stehen.

VWheute: Sie schreiben selbst, dass die deutschen Unternehme/n/r sehr erfolgreich sind, never change a winning Team oder?

David Rölleke: Das stimmt, aber die aktuelle Krise hat es dazu gebracht, dass man mit Veränderungen umgehen muss. Es gibt derzeit über zehn Millionen deutsche Mitarbeiter in der Kurzarbeit und das stellt für viele Arbeitgeber eine zunächst entlastende Situation da, das Ziel muss es hier sein, alle Mitarbeiter nach der Kurzarbeit wieder zu übernehmen und dafür braucht man gute Aufträge und Umsatz. Ich habe es in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass die bekannten Chefs die großen Aufträge erhalten haben, weil man der öffentlichen Meinung vertraut und wenn der Chef dauerhaft in den Medien vertreten ist, ist es unbewusst so, dass neue Kunden und Geschäftspartner einen schon kennen.

VWheute: „Menschen kaufen bei Menschen und Stars“ und interessieren sich für Stars. Woran machen sie das fest?

David Rölleke: Die Deutschen sind neugierig und zeitgleich sehr skeptisch. Sie möchten gerne eine gewisse Sicherheit haben und diese entsteht durch einen bekannten Menschen. Als Beispiel kann man Jamie Oliver nehmen, plötzlich entstanden überall zahlreiche Restaurants mit seinem Namen und diese waren sehr voll. Ich denke nicht, dass er selbst am Grill stand. Wenn David Beckham morgen eine eigene Friseur-Kette eröffnen würde, wäre es ähnlich. Wenn es rein um die Produkte geht, kaufen die Kunden ja auch das günstigste Produkt bei Amazon, was viele Betriebe in eine wirtschaftliche Notlage führen kann.

VWheute: Warum schrecken die Unternehmen und CEOs vor der Eigenpräsentation zurück, falsche Bescheidenheit oder Unwissen?

David Rölleke: Unwissen! In meinen Beratungen fragen mich die Unternehmer oft, was denn auf diese zukommt, wenn plötzlich ein Journalist anruft oder das TV-Team im Betrieb auftaucht. Meine Erfahrung hat mir gelehrt, dass 90 Prozent der Unternehmer ihr Unternehmen als Lebenswerk ansehen und zeitgleich Lust haben, sich selbst zu vermarkten und ihre Geschichte sowie ihr Fachwissen zu teilen.

VWheute: Was würden Sie den CEOs und Unternehmens-PR’lern raten?

David Rölleke: Ab in die Öffentlichkeit! Aber hier soll man keine Geschichten erfinden oder übertreiben, die Geschichten liegen bereits vor und das Fachwissen auch. Man soll sich einen 3-Schritte-Plan erstellen und mit diesem Anfangen.

  1. Kommunizieren Sie Ihre Gründungsgeschichte: Warum haben Sie ihr Unternehmen gegründet, was waren die größten Herausforderungen und was waren die größten Siege.
  2. Bündeln Sie Ihr Fachwissen und geben Sie dieses an die Welt weiter. Sie können hier ganz einfach Ratgeber bilden oder Stellung zu aktuellen Ereignissen beziehen. Hier geht es nicht um das Verraten der Betriebsgeheimnisse, sondern lediglich um den Aufbau des Experten-Status und den Mehrwert, den man den Menschen bietet.
  3. Branding ist die Währung der aktuellen Zeit. Legen Sie genau fest, wie man das Unternehmen oder das CEO-Image nach außen aufbauen möchte und dann los. Prüfen Sie dann, welche Social-Media-Kanäle sie als Vermarktungsplattform nutzen wollen und legen Sie einfach los.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.