Kampf ums Weltall: Musk kann sich Abstürze leisten, Versicherer nicht

Quelle: SpaceX-Imagery / Pixabay

Am Samstag will Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX zwei Astronauten zur internationalen Raumstation ISS bringen. Weil seine Rakete im Vergleich zur Konkurrenz günstiger ist, zahlt er einen geringen Betrag an Versicherungsprämie. Noch gibt es genug Underwriter für Weltraumpolicen, zuletzt sind jedoch große Versicherer aus dem Geschäft ausgestiegen.

Rund 200 bis 300 Mio. Dollar kosten Rakete und Satellit im Schnitt. Dieses Geld holen die Betreiber von den Banken, die wiederum auf eine Versicherung bestehen. Zuletzt sind jedoch zu viele Schäden aufgekommen, sodass Swiss Re 2019 ziehen musse und aus dem Geschäft mit Weltraumpolicen ausstieg. Jan Schmidt, Chef der Underwriting Space-Abteilung, sagte, dass die Entscheidung den zuletzt schlechten Ergebnissen und nicht nachhaltigen Prämienraten geschuldet sei. Das Exposure soll eingeschränkt werden, um Verluste aus anderen Sparten besser zu stemmen.

Viele Satelliten und Trägerraketen wurden zuletzt im Weltraum oder beim Start in den Orbit zerstört und verursachten hohe Versicherungsschäden. Einer der größten davon zuletzt am 11. Juli – der Fehlstart einer VEGA-Trägerrakete der Arianespace. Etwa zwei Minuten nach dem Liftoff vom VEGA Launch Complex in Kourou erlosch aus noch ungeklärter Ursache der Feststofftreibsatz der zweiten Stufe und die Rakete stürzte in den Atlantik. Mit ihr der Falcon Eye 1-Aufklärungssatellit, den Airbus SAS für die Vereinigten Arabischen Emirate gebaut hatte. Es war der erste Fehlstart einer VEGA. Vierzehn vorausgegangene Missionen waren erfolgreich verlaufen. Sowohl die Rakete als auch die Nutzlast waren mit einer hohen Summe (416 Mio. Dollar) versichert, unter anderem bei der Münchner Rück.

Laut GDV entfallen fast die Hälfte der Schäden in der Sparte auf die Startphase. Auch der bereitet den Versicherern der Müll im Orbit zunehmend Sorgen. Nach Schätzungen der Europäischen Weltraumbehörde ESA fliegen rund 750.000 Schrottteilchen mit mindestens einem Zentimeter Durchmesser im Orbit – Überreste von bewusst abgeschossen oder explodierten Satelliten.

In erdnahen Umlaufbahnen kann die Kollision mit einem dieser Teilchen einen Satelliten so schwer beschädigen, dass er komplett ausfällt. Sogenannte All-Risk-Policen kommen für Teil- oder Totalschäden am Satelliten auf – unabhängig von der Ursache. In der Regel werden die Verträge getrennt abgeschlossen: eine für die Startphase einschließlich des ersten Jahres, später deckt eine sogenannte In-Orbit-Versicherung die Risiken während des Betriebs ab.

Kommerzielles Unternehmen bringt erstmals Astronauten ins All

Die staatliche Raumfahrtbehörde NASA hatte eigene Flüge zur ISS im Jahr 2011 wegen hoher Kosten (für135 Flüge gaben die USA 200 Mrd. Dollar aus) und zweier tödlicher Unglücke eingestellt. Seither können US-Astronauten die Raumstation nur mehr an Bord russischer Soyus-Raketen erreichen, die in Baikonur in Kasachstan abheben. Oder man versucht es zum ersten Mal mit der Rakete von Elon Musk. Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX soll am Samstag erstmals zwei Astronauten zur internationalen Raumstation ISS bringen. Der Start war eigentlich für Mittwoch geplant, wurde aber wegen schlechten Wetters verschoben.

An Bord der russischen Sojus-Raketen kostet jeder US-Astronautensitzplatz 90 Mio. Dollar pro ISS-Flug. Weil SpaceX Teile bereits abgehobenen Raketen bei neuen Starts wiederverwendet, kann das Unternehmen die Startkosten auf 28 Mio. drücken. Dementsprechend sind die Versicherungskosten niedrig. Elon Musk behauptete jedoch, dass die Prämien aufgrund der hohen Sicherheit und Verlässlichkeit bei SpaceX gesunken seien.

Das Hauptgeschäft von SpaceX ist es, Satelliten vergleichsweise günstig zum Kilopreis von knapp 2.700 Dollar (Stand 2018) in den Weltall zu bringen. Damit hat Musk die europäische Arianespace, deren Weltraum-Frachtkosten mit 8.900 Dollar pro Kilo deutlich teurer ausfallen, als weltgrößten Satellitentransporteur abgelöst. Musks wichtigster Gegenspieler im US-Weltraumrennen, das Unternehmen Blue Origin des Amazon-Gründers Jeff Bezos hinkt bei der Entwicklung noch hinterher.

Wie sind eigentlich Astronauten versichert?

Thomas Reiter, von 1992 bis 2007 als erster Deutscher im Weltraum, findet den Wettbewerb um den Weltraum „grundsätzlich gut.“ Die Eindrücke im All können seiner Meinung nach große und kleine Probleme auf der Erde relativieren und in einen etwas anderen Kontext setzen. „Ich bin fest davon überzeugt, je mehr Menschen die Möglichkeit hätten, diesen Blick mal zu bekommen, desto eher würde es uns gelingen doch einige dieser Probleme zu lösen“, sagt Ritter gegenüber VWheute.

Und wie ist er eigentlich als Astronaut versichert? „Als ich in den Astronautenchor aufgenommen wurde, habe ich eine Nachricht von meinem Lebensversicherer erhalten, dass diese Risiken nicht eingeschlossen sind – natürlich. Dafür war der Arbeitgeber zuständig. Privat kann man das gar nicht machen. So ein Risiko zu versichern, wäre sehr teuer. Es wurde von der Europäischen Raumfahrtagentur abgedeckt. Das ist ähnlich wie in der Bundeswehr. Man schließt keine Extra-Versicherung ab, wenn man in der Jetfliegerei ist.“

Autor: VW-Redaktion

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