P2P-Versicherer hilft mit 100.000 Euro für notleidende Künstler

Auch Künstler brauchen mal Hilfe. Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay

Der peer-to-peer-Versicherer Elinor öffnet seine IT-Plattform, um Geld für notleidende Künstler und Kulturschaffende zu sammeln. Darin kommt nach Ansicht von CEO Lukas Kunert das Wesen seines Geschäftsmodells auf besondere Weise zum Ausdruck.

Was prädestiniert einen Peer-to-Peer-Versicherer wie Elinor dazu, Bürgern und Bürgerbewegungen seine IT-Plattform als Gruppenkonto zur Verfügung zu stellen? Was haben etwa Flyer für die Umweltbewegung Fridays for Future mit dem eigentlichen Grundgedanken von elinor – Alltagsrisiken gemeinsam und solidarisch abzusichern – zu tun? „Sehr viel“, behauptet Gründer und Geschäftsführer von Elinor, Lukas Kunert.

„Wenn man gemeinschaftlich über die Regulierung etwa eines Fahrraddiebstahls entscheiden kann, dann kann man auf diese Weise auch gemeinsam Geld verwalten und damit etwas Zukünftiges finanzieren.“ Die IT-Plattform von Elinor eigne sich dafür hervorragend, die rechtlichen Anforderungen ähneln sich, sodass es nur der Änderung von Nuancen bedurfte, um das sogenannte Gruppenkonto einzurichten.

Alternative zur Vereinsgründung

Wie bei den P2P-Versicherungen kann auch das Gruppenkonto von einer oder mehreren Personen eingerichtet werden. „Geeignet ist es unter anderem für Initiativen, die Geld benötigen, aber dafür nicht extra einen Verein gründen wollen“, erklärt Kunert weiter. „Vor allem wird von den Nutzern geschätzt, dass sie die Geldbewegungen transparent dokumentieren und gemeinsam entscheiden können, was oder wer davon finanziert wird.“ Diejenigen, die das Konto anlegen, laden anschließend andere Personen ein, um mit ihnen zusammen über Auszahlungen zu entscheiden.

Dabei haben alle Gruppenmitglieder jederzeit Einblick in alle Kontoumsätze. Unterstützer können sofort, nachdem die Kontodaten bekannt sind einzahlen, meist schon am Tag der Anmeldung. Auszahlungsanfragen kann jedes Gruppenmitglied online zur Abstimmung stellen. Nachdem alle Berechtigten zugestimmt haben, wird automatisch ausbezahlt. Der Versicherer rechnet eine monatliche Gebühr zwischen zwei und fünf Prozent ab, abhängig von der Umsatzhöhe.

Mehr als 700 Unterstützer für Künstler

Seit Ende März gibt es ein besonderes Gruppenkonto: die Kunstnothilfe, die von Künstlern selbst ins Leben gerufen wurde und von Elinor unterstützt wird. Auf dieses Konto haben bisher über 700 Förderer Geld eingezahlt, das an notleidende Kunst- und Kulturschaffende ausgezahlt wird. Initiator ist der Kabarettist Christoph Siebert. Gemeinsam mit der sozial-ökologischen GLS-Bank und Elinor soll ein unbürokratisches und schnelles Hilfsprogramm initiiert werden. Weitere prominente Kulturschaffende sagten ebenfalls ihre Unterstützung zu.

Über die Vergabe der Gelder entscheidet ein Beirat, zu dem eine Journalistin, ein Schauspieler, eine Malerin und Kunert selbst gehören. Bis zum 12. Mai wurden mehr als 130.000 Euro eingesammelt und in drei Förderphasen an über 150 Künstler ausgeschüttet. In den Genuss dieser unbürokratischen Hilfe kamen Künstler aller Genres, darunter viele Frauen und Betroffene, die Angehörige mitzuversorgen haben.

Große Kunstauktion

Am 10. Mai hat die Aktion eine neue Runde eingeläutet: die Kunstnothilfe-Auktion. „Wir haben das große Glück 25 Kunstwerke, die uns von namhaften Malern geschenkt wurden, für die Künstlernothilfe verkaufen und den Erlös dem Gruppenkonto zur Verfügung stellen zu können“, macht Kunert deutlich. Mitgeboten werden kann in 50 Euro-Schritten unter www.elinor.network/auktion. „Nach unserer Meinung spiegeln sich in solchen Aktionen das Wesen und das Anliegen von peer-to-peer besonders deutlich und eindrucksvoll wider“, ist Kunert sicher.

Autorin: Elke Pohl