Newcomer setzen Kfz-Markt unter Druck

Bild: "Mobile First!" lautet das Credo für Versicherungsunternehmen, wenn sie neue Geschäftsmodelle aufsetzen. Quelle: ak

Sie verzichten auf Personal und Papier, sie suchen einen völlig neuen Ansatz für hoch-spezialisierte Versicherungsprodukte und sie verfügen im Hintergrund über kapitalkräftige Finanzinvestoren. Insurtechs mischen die alte Versicherungswelt auf und reüssieren mit neuen Produkten, die auch im Kfz-Segment eine Dunkelverarbeitung nahe 100 Prozent ermöglichen.

Auch wenn konkrete Zahlen nur sehr zögerlich, wenn überhaupt, kommuniziert werden, ihnen gehört die Zukunft, das wurde auf dem 17. Car-Kongress „Mobilität und Kfz-Versicherung im Fokus“ des Business Forum21 in Köln deutlich. Der Automotive Sektor ist im dramatischen Umbruch: Von E-Mobility über Shared Economy bis hin zum Autonomous Driving, neue Ideen werden zu neuen Herausforderungen, werden zu neuen Business Cases.

Es entsteht aber neue Risiken, neue Infrastrukturen vulgo neue Player, die z.T. auch schon die alten waren, heute nur in neuer Kombination. Im Segment Car geht der Trend in Richtung bedarfsbezogener Risikoabsicherung und Vernetzung der Fahrzeuginfrastruktur.

Wer haftet dann jedoch grundsätzlich, wer haftet bei Cyberangriffen, wer ist schließlich der Haftpflicht-Versicherungsnehmer für das Fahrzeug? Fragen wie diese warf Wolff Graulich von Element Insurance AG in seinem Vortrag auf. Der Markt ist in Bewegung und neue Player suchen neue Partner. Z.B. auch Element, die als Anbieter von White Label-Produkten neue Ansätze mit neuen Partnern, die gern direkt aus der Automobilindustrie stammen, eingehen. „Die Front von hinten aufrollen!“, das will Element, so Vorstandsmitglied Graulich in seinem Vortrag. Wie?, erläutert Graulich im Interview mit VWheuteTV.

Partner sucht und findet auch die One Versicherung AG. Der Onlinemakler und Digitalversicherer ist als Teil von Wefox vor zwei Jahren gestartet, hat mittlerweile mehr als 400.000 aktive Versicherungsverträge, bei einer 95-prozentigen Dunkelverarbeitung, bei der pro Mitarbeiter 5.200 Verträge verwalten werden, wie Oliver Lang, Vorstandsvorsitzender bei One, stolz berichtet.

Das sind Zahlen, die in der Branche für hochgezogene Augenbrauen sorgen. One setzt bewusst auf den Maklervertrieb, denn hier locken geringe Schadenquoten, geringere Kosten und eine längere Kundentreue. Bis zu 75 Prozent Zeitersparnis gewinnt One beim Vertragsabschluss, hat dazu auch noch jederzeit Zugriff auf alle Informationen und versucht damit Schäden schon im Vorfeld zu vermeiden. Eine Police für alles, das ist das Ziel von One, wie schon der Unternehmensnamen signalisiert. Einzelheiten gibt Graulich hier im Interview preis:

Deutlich jünger als One ist Joonko. Das Unternehmen, in gut fünf Monaten aufgebaut, sucht mit seinem neuen Online-Vergleichsportal einen völlig neuen Vertriebsansatz. Mobile first gilt auch hier als Axiom und 50 Prozent mobiler Nutzer beweisen, das dieser Ansatz funktionieren kann. Statt Abschlussprovisionen gewährt Joonko Bestandsprovision zur Stützung eines nachhaltigen Vertriebsverbundes.

Aus 22 Dialogfragen wird der Bedarf des individuellen Kunden identifiziert und diesem anschließend, Stichwort Transparenz, wird nicht das günstigste, sondern das passendste Produkt angeboten. Zusätzlich wurde ein Transparenzbeirat mit sechs Teilnehmern aus Politik, Branchenvertretern und Verbraucherschützern gebildet. Im Blick hat Joonko die etablierten Player wie Verivox oder Check24.

Partnerschaftlich und fair will Joonko agieren und konnte bereits verschiedene Versicherungsunternehmen von seinem Modell überzeugen. Wie sich Joonko, die mit Finleap bzw. Ping An potente Kapitalgeber mit im Boot haben, im Haifischbecken Vergleichsportale behaupten will erklärt Gründer und COO Andreas Schroeter hier im exklusiven Videointerview.

Den Glauben an eine erfolgreiche Kfz-Sparte hat Die Bayerische, ein mittelständischer Versicherer aus München, vor ein paar Jahren verloren, bekannte dessen Vorstand Martin Gräfer, freimütig in seinem Vortrag. Neue Dynamik hat das Unternehmen jedoch mit einer Kooperation mit dem Schweizer Start-up Dextra Versicherungen AG gewonnen.

Die Perspektiven aus Sicht eines Investors und strategischen Partners erläutert Gräfer im Gemeinschaftsvortrag mit Dextra-Gründer und Geschäftsführer Björn Freter. Was passiert, wenn man bei Null anfängt und eine Autoversicherungsgesellschaft auf der „grünen Wiese“ baut skizzieren Gräfer und Freter hier im Videoausschnitt:  

In Medias Res ging es bei der abschließenden Diskussionsrunde. Unter der Moderation von Thomas Winkler von der Gothaer debattierten Wolff Graulich, Stefan Unterbuchberger, Innovationsmanager bei der VKB, Alexander Bernert, Head of Innovation der Zurich, Karsten Crede, Vorstand bei Ergo Digital Ventures, Andreas Schroeter von Joonko und Oliver Lang von One. Was ist für den Versicherungsnehmer, den Versicherungsunternehmer oder den Vermittler durch die Digitalisierung besser geworden? Hier die Antworten im Video:

Autor: Alexander Kaspar

Ein Kommentar

  • Nach einiger Zeit wird auch in euch die Erkenntnis reifen, dass man das Rad nicht noch einmal erfinden kann. Alle kochen nur mit Wasser und es haben sich schon einige die Finger an der K-Sparte verbrannt.

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