Neue Umsatzpotenziale durch den Klimawandel?

Klimawandel

Der Klimawandel treibt auch die Versicherer um. Quelle: Bild von Tumisu auf Pixabay

Der Klimawandel steht seit Wochen wieder ganz oben auf der Tagesordnung – vor allem ausgelöst durch die Demonstrationen rund um „Fridays for Future“ oder durch die Waldbrände im brasilianischen Amazonasgebiet. Dennoch lassen sich mit der Auswertung von Wetterdaten durchaus neue Umsatzpotenziale generieren – auch für Versicherer.

So lassen sich beispielsweise Wetterdaten für autonome Fahrzeuge entsprechend auswerten, um den Zustand der Straßen zu erkennen und bei Nebel oder Eis die Kontrolle an den Fahrer zu übergeben. Zudem können agrarmeteorologische Informationen den Landwirten helfen, die Erträge und die Qualität ihrer Ackerflächen zu sichern. Dabei hat eine Open Government-Initiative der Bundesregierung dazugeführt, dass heute viele Wetterdaten als Open Data verfügbar sind und sich somit von Unternehmen kostenfrei nutzen lassen, berichtet das Magazin Silicon. Dabei stelle nicht nur der Deutsche Wetterdienst (DWD) seit 2017 zahlreiche aktuelle Wetter- und Klimadaten bereit.Auch das Bundesverkehrsministerium biete mittlerweile umfangreiche Datenquellen zu den Themen Verkehr, Klima & Wetter, Luft- & Raumfahrt sowie Infrastruktur.

Das diese auch von der Versicherungsbranche genutzt werden können, zeigt demnach ein Beispiel der Munich Re: So verarbeitet der Rückversicherer mit der Cloud größte Datenmengen aus Klimamodellen im Rahmen seiner Risikoanalyse. Damit soll den Kunden künftig geholfen werden, die Risiken durch den Klimawandel besser abfedern zu können. Denn „Der Trend ist eindeutig: Es wird, trotz gelegentlicher Ausschläge nach unten, teurer werden“, konstatierte jüngst Ernst Rauch, Klimaexperte des Münchener Konzerns gegenüber dem Handelsblatt. „Wir beobachten vor allem Faktoren, die sich auf die Versicherung auswirken. Dazu gehören zwar auch manche indirekt entstehenden Schäden wie etwa Produktionsunterbrechungen. Aber natürlich nicht die Folgekosten einer Flüchtlingsbewegung. Das sind gesamtgesellschaftliche Fragen, an die man kein Preisschild mehr hängen kann“, betonte der Experte weiter.

Notwendig sei dazu vor allem die Entwicklung neuer Technologien: „Wenn Sie 2050 noch fliegen wollen, werden elektrische Flugzeuge nicht die Antwort sein können, weil wir da an physikalische Grenzen stoßen. Also brauchen wir völlig neue, treibhausgasneutrale Antriebsarten und Energielieferanten. Kerosin kann man übrigens bereits heute in geschlossenen CO2-Kreisläufen herstellen. Oder die Frage: Wie heizen wir unsere Häuser in 30 Jahren? Erdöl und Erdgas werden da keine Antworten mehr liefern. Dieses Bewusstsein muss bei den Bürgern ankommen. Es geht immer um Technologie, nicht um Verzicht.“

Dass dringender Handlungsbedarf besteht, zeigt auch eine aktuelle Prognose der Vereinten Nationen (UNO). So werde die Zahl und die Dramatik von Naturkatastrophen durch die Erderwärmung schnell steigen – der Klimawandel und die Umweltverschmutzung tun dabei ihr übriges. Dabei hätten sich die wirtschaftlichen Verluste durch Desaster hätte sich gegenüber früheren Schätzungen auf 675 Mrd. US-Dollar vervierfacht. Dies entspreche in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz und 2,4 Prozent derjenigen der Region. Den größten Anteil an den jährlichen Verlusten haben demnach die Dürre mit etwa 60 Prozent. Überschwemmungen liegen dagegen bei rund 13 Prozent, genauso wie die wachsende Zahl der Tropenstürme, kaum weniger als Erdbeben. Die Verarbeitung entsprechender Datenmengen würden jedoch bessere Simulationen und eine genauere Überwachung mit Satelliten ermöglichen, was zu wesentlich geringeren Opferzahlen führe.