Michael Niebler: „Wenn der Staat im Bereich der privaten Altersvorsorge mehr Standardisierung und  Digitalisierung wünscht, kann er das auch der Privatwirtschaft ermöglichen und überlassen“

Dr. Michael Niebler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied AGV, Bildquelle: AGV

Die deutsche Wirtschaft gibt der neuen Ampelkoalition einen Vertrauensvorschuss. “Der Koalitionsvertrag beschreibt die  Aufgaben, die sich in den nächsten vier Jahren stellen, durchaus zutreffend und bietet die Chance für eine umfassende Modernisierung“, erklärt Michael Niebler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AGV in der aktuellen Ausgabe von „Vis a Vis“. Aus Sicht der deutschen Versicherungswirtschaft müsse der Koalitionsvertrag aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden: aus der Sicht als  Anbieter von Versicherungsschutz und als Kapitalanleger sowie aus der Sicht als Arbeitgeber von rund 200.000 Menschen.

Aus Branchensicht hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ein differenziert-positives Fazit  des Koalitionsvertrages gezogen, die angekündigte Stärkung der betrieblichen Altersversorgung begrüßt und die  angekündigte Reform der geförderten privaten Altersvorsorge unterstützt. „Diesem Urteil schließe ich mich gerne an und füge hinzu: Die Ampel will für die private Altersvorsorge die Einrichtung eines „öffentlich verantworteten Fonds“  prüfen.  Dieser  Prüfung hätte es nach meinem ordnungspolitischen Verständnis nicht bedurft, weil ich die zweite und  dritte Säule der Altersvorsorge ausschließlich der Sphäre der Privatwirtschaft zuordne“, schreibt Niebler. 

„Warum soll der Staat selbst als Kapitalanleger auftreten? Was kann er besser als diejenigen, deren Beruf es ist, das Vermögen ihrer Kunden zu mehren? Wenn der Staat im Bereich der privaten Altersvorsorge mehr Standardisierung und  Digitalisierung wünscht, kann er das auch der Privatwirtschaft ermöglichen und überlassen“, fordert der Experte.

Indes könnten auch die Versicherer als Arbeitgeber mit  dem  Koalitionsvertrag zufrieden sein. „Es steht nichts drin, was uns wirklich wehtut.“

Autor: VW-Redaktion