WIP-Leiter Frank Wild: „Das ins Spiel bringen einer Bürgerversicherungslösung wirkt krampfhaft gewollt“

Pflege wird immer mehr zum Thema. Quelle: Bild von rawpixel auf Pixabay

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kam jüngst in einer Studie zu dem Ergebnis, dass ärmere Menschen häufiger und früher pflegebedürftig werden als Gutverdiener. Demnach seien armutsgefährdete Männer im Durchschnitt knapp sechs Jahre früher auf Pflege angewiesen sind als Besserverdiener. Kritik gibt es nun vom PKV-Verband.

So leite das DIW daraus „ab, dass eine Bürgerversicherung, die die Soziale Pflegeversicherung (SPV) und die Private Pflegeversicherung (PPV) zusammenführt, die Ungleichheit reduzieren könnte. Mit dieser Schlussfolgerung schießt das DIW jedoch sprichwörtlich über das Ziel hinaus, denn ein solches Postulat ist aus der Untersuchung nicht ableitbar. Wesentliche Faktoren, die hierfür zu beachten sind, werden nicht betrachtet“, kommentiert Frank Wild, Institutsleiter des WIP.

Zudem beurteile die Studie das Pflegerisiko verschiedener Einkommens- und Berufsgruppen ausschließlich nach dem Beginn der Pflegebedürftigkeit. Sie stellt fest, dass zum Beispiel Personen mit geringem Einkommen knapp sechs Jahre früher pflegebedürftig werden. Zur Dauer der Pflegebedürftigkeit gebe es zudem keine Aussage, kritisiert Wild weiter.

„Und dann wäre noch der dritte Faktor, die Schwere der Pflegebedürftigkeit. Für jedes Finanzierungssystem ist der Pflegegrad der Pflegebedürftigen eine wesentliche Größe für die Bewertung des Pflegerisikos. Wird die Verteilung der Pflegebedürftigen nach Pflegegrad in der SPV und PPV verglichen, ist festzustellen, dass in der PPV die höheren Pflegegrade 4 und 5 stärker besetzt sind als in der SPV“, so Wild.

„Werden die Faktoren berücksichtigt, denen das DIW nicht nachgeht, zeigt sich, dass eine Pflege-Bürgerversicherung bereits mittelfristig fatal für die SPV sein würde. Im Übrigen: Unabhängig von den Finanzierungswirkungen würde eine Pflege-Bürgerversicherung nichts an den Unterschieden beim Eintritt einer Pflegebedürftigkeit verändern. Körperlich arbeitende Menschen würden im Durchschnitt weiterhin eher pflegebedürftig werden als Beamte. Eine Pflege-Bürgerversicherung als Lösung für derartige Umstände anzubringen, ist dann auch unabhängig von Finanzierungsfragen sehr vermessen“, bilanziert der Chef des WIP.

Autor: VW-Redaktion

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