„Der Druck auf Lebensversicherer wächst auch zunehmend vonseiten der Verbraucher“

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch in der deutschen Versicherungsbranche angekommen. (R+V/GettyImages)

Deutschlands Lebensversicherer müssen gleichzeitig den Niedrigzins und den Umstieg auf ESG-Investments wuppen. Kein leichtes Unterfangen. Der Druck kommt nicht nur von der Politik, sondern vom Verbraucher. „Bei gleichen Konditionen würde heute schon fast die Hälfte der Kunden zu einem nachhaltigeren Anbieter wechseln“, glaubt Heiko Faust, Partner bei Oliver Wyman. „Sobald jemand im Markt ein nachhaltiges Produkt mit den gleichen Eigenschaften anbietet, sind viele weg“, erklärt er im Das Investment-Interview.

Das Thema Niedrigzinsen nehmen viele Lebensversicherer ernst, aber sie würden das Thema Nachhaltigkeit beim Vorsorgesparen laut Heiko Faust vernachlässigen. „In ihre Strategiepapiere haben sie es zwar aufgenommen. Aber fast keiner von ihnen hat sein Geschäftsmodell umgestellt“, sagt er im Das Investment-Interview. Noch sei der Druck vonseiten der Verbraucher gering, aber für die Kunden von morgen, nämlich die jüngere Generation rund um die Fridays-for-Future-Proteste sei das Thema sehr wichtig.

„Bei gleichen Konditionen würde heute schon fast die Hälfte der Kunden zu einem nachhaltigeren Anbieter wechseln. Das bedeutet: Sobald jemand im Markt ein nachhaltiges Produkt mit den gleichen Eigenschaften anbietet, sind viele weg. Der für die Verbraucher notwendige Überblick wurde jüngst durch die EU-Transparenzverordnung für den Finanzmarkt deutlich erhöht. Daher ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis die Versicherten keine nicht-nachhaltigen Policen mehr akzeptieren“, sagt Faust.

Und wie könnten solche ESG-Strategien für Versicherer in der Praxis aussehen?

Faust zählt auf: „Zunächst einmal müssen sich die Unternehmen in die Karten schauen lassen. Auf der Grundlage ihrer detaillierten Daten stellen spezialisierte Agenturen anhand langer Kriterienlisten den Ist-Stand fest und schlagen auch Soll-Ziele vor. Je nach Agentur werden einzelne Kriterien wie der Ausstoß von Kohlendioxid oder der Einsatz von erneuerbaren Energien beim Kriterium „Environmental“ stärker oder schwächer bewertet. Oder die Einhaltung von Anti-Diskriminierungs-Richtlinien und die Fluktuationsrate beim Thema „Social“ beziehungsweise die Unabhängigkeit des Vorstands oder Programme für Whistleblower beim dritten ESG-Kriterium ‚Governance‘.“

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Das Problem dürfte aber diese hypothetische Annahme „ansonsten gleiches Produkt“ sein. Das ist per se schon nicht gegeben, da die Nachhaltigkeitsaspekte schon zu einer anderen Kapitalanlage führt, die nicht gleiche Ergebnisse liefern wird – zweitens unterscheiden sich die Anbieter natürlich signifikant in ihren Überschussbeteiligungen, der Solvenzquote, den Kostenquoten etc., sodass nie ansonsten gleiche Angebote nur im Punkt Nachhaltigkeit nebeneinander gehalten und verglichen werden können!

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