Rheinland-Vorstand Buchbender: „Was den Kulturwandel betrifft, ist unser gesamtes Unternehmen in Bewegung“

Christoph Buchbender ist seit 1993 Vorstand der Rheinland Versicherung. Quelle: Rheinland Versicherung

Seit 50 Jahren ist Christoph Buchbender für die Rheinland-Versicherung tätig. 1971 als Auszubildender beim rheinischen Versicherer eingestiegen, gehört er seit 1993 dem Vorstand der Holding an. Im Gespräch mit der Versicherungswirtschaft spricht er über die aktuellen Herausforderungen für das Unternehmen.

Versicherungswirtschaft: Sie sind als ganz junger Mann zur Rheinland Versicherung gegangen, um den Beruf des Versicherungskaufmanns zu erlernen: Wollten Sie damals schon Vorstand werden?

Christoph Buchbender: Die Entscheidung damals folgte der Überlegung, einen vernünftigen Beruf in einer soliden Firma zu erlernen, und das ortsnah, also in meiner Heimatstadt Neuss. Als ich mit 15 Jahren bei der Rheinland angefangen habe, wurden wir noch zu weisungsgebundenen Sachbearbeitern erzogen; das war so üblich. Die Arbeit wurde vorgangsbezogen erledigt, nicht kundenorientiert. Dadurch steckte man fachlich sehr tief in den Themen drin. Über allem standen die Direktoren. Wer fleißig und engagiert war, hatte aber gute Chancen, mehr und mehr Verantwortung übertragen zu bekommen und aufzusteigen. Ich hatte zudem das große Glück, dass mich meine Vorgesetzten aktiv gefördert haben. Dafür bin ich dankbar. Dass ich einmal Vorstand sein würde, daran habe ich zu dieser Zeit aber noch nicht gedacht. Durch die Betreuung der gesamten Großkundschaft hatte ich ab 1979 erstmals echten Gestaltungsspielraum, die Übernahme weiterer Leitungsfunktionen folgte.

Versicherungswirtschaft: Welche Umbrüche des Unternehmens und der Branche haben sie mitgemacht und mitverantwortet?

Christoph Buchbender: Wenn ich auf die Branche insgesamt blicke, waren beziehungsweise sind die Deregulierung des Versicherungsmarktes 1994 und die in den 2000er-Jahren einsetzende Digitalisierung die wohl einschneidendsten Umbrüche. Auf mein Ressort – Vertrieb und Sparte – gab und gibt es dadurch gravierende Auswirkungen, die ich aber als positive Herausforderung verstanden wissen möchte. Die Deregulierung war für die Rheinland eine echte Option, die wir mit der Einführung cleverer Produkte, einer Stärkung des Marketings und einer komplett neuen Vertriebsstruktur genutzt haben. Organisatorisch war durch die Schaffung der Rheinland Holding AG 1993 der Rahmen bereits abgesteckt, um unsere Entwicklung hin zu einer modernen Versicherungsgruppe voranzutreiben. Als Chance begreifen wir bei Rheinland auch die Digitalisierung, die zwar durchgreifend alles verändert, für uns aber zugleich viele neue Möglichkeiten eröffnet.

Versicherungswirtschaft: Wie bewerten Sie den digitalen Kulturwandel im Vertrieb?

Christoph Buchbender: Was diesen Kulturwandel betrifft, ist unser gesamtes Unternehmen in Bewegung. Wir betrachten die digitale Transformation also ganzheitlich, was sich natürlich auch auf die jeweiligen Vertriebseinheiten auswirkt – und das mit den jeweils hierfür passenden Impulsen. Wir haben uns bei Reisen ins Silicon Valley und zu anderen Zentren der Digitalisierung viele Anregungen geholt, um uns mental und methodisch neu aufzustellen. Zugleich haben wir die Konzeption unserer Produkte hinterfragt und die Zusammenarbeit mit Start-ups gesucht, um durch die Nutzung modernster Tools Versicherung für unsere Partner und Endkunden neu erlebbar zu machen und zu begeistern. Hinzu kommt, dass wir den Wandel auch in der Büroarchitektur unserer Hauptverwaltung abgebildet haben. Dort sieht fast nichts mehr so aus wie noch vor zwei, drei Jahren. Alle Maßnahmen zahlen direkt oder mittelbar auf unsere Vertriebskraft ein.

Versicherungswirtschaft: Wenn Sie – irgendwann – das Unternehmen verlassen: Was wünschen Sie sich von Ihrem Nachfolger?

Christoph Buchbender: Ich bin davon überzeugt, dass sich die dynamische Entwicklung der Rheinland-Gruppe unvermindert fortsetzt, da wir die Fähigkeit besitzen, uns an Marktentwicklungen geschickt und schnell anzupassen. Das wird meinem Nachfolger die notwendigen Freiräume bieten, eine eigene Handschrift zu entwickeln.

Die Fragen stellte VW-Korrespondentin Elke Pohl.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen September-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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