Talanx-Finanzvorstand Wicke: „Ich halte nichts davon, die Aussetzung der Insolvenzanmeldung wieder und wieder zu verlängern“

Jan Wicke, Finanzvorstand der Talanx. Quelle: Talanx

Die Aussetzung der Insolvenzregeln für Corona-gebeutelte Unternehmen stößt in der Versicherungsbranche zunehmend auf Kritik. So hat sich Talanx-Finanzvorstand Jan Wicke nun gegen eine mögliche nochmalige Verlängerung ausgesprochen: „So leid es mir für die betroffenen Firmen tut – das Problem wird so nicht gelöst, sondern nur verschoben und vergrößert“.

„In der Anfangsphase war die Entscheidung richtig für Firmen, die ohne Corona kerngesund sind und auf staatliche Unterstützung hoffen können“, betont der Finanzchef des niedersächsischen Versicherers gegenüber dem Handelsblatt. Allerdings halte er „jedoch nichts davon, die Aussetzung der Insolvenzanmeldung wieder und wieder zu verlängern und damit bereits vor Corona kränkelnde Unternehmen zu retten.“

Zudem stecke dahinter „ein Irrgedanke“, dass Berlin den in Not geratenen Firmen mehr Zeit verschaffen will. „Dass Kreditgeber jetzt nicht mitberücksichtigen, dass vielleicht noch eine Corona-Hilfe aussteht, ist eine falsche Annahme. Wer sich professionell mit Kreditnehmern beschäftigt, wird das in die Betrachtung einbeziehen. Meine Empfehlung wäre eindeutig, die Berichtspflichten im Zusammenhang mit der Insolvenz wieder voll einzusetzen. Wir verstärken sonst die Probleme“, konstatiert Wicke.

„Generell ist es so – und das sage ich mit voller Überzeugung -, dass, wenn jemand finanziell im Notstand ist, die Probleme so früh wie möglich auf den Tisch kommen sollten. Dann haben alle Beteiligten viel mehr Möglichkeiten, die Schwierigkeiten zu lösen. So droht letztlich nach Ablauf der Frist eine neue Insolvenzwelle.“

Jan Wicke, Finanzvorstand der Talanx

Zudem spricht sich der Finanzvorstand der Talanx gegen eine Homeoffice-Pflicht durch die Politik aus: „Ich halte es für einen Fehler, das von oben herab für alle amtlich vorzuschreiben. Ich verstehe zwar, dass man angesichts der Virus-Mutation jetzt erweiterte Gegenmaßnahmen überlegt. Aber aus meiner Sicht reicht ein Appell an die Firmen aus.“

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen durch den aktuellen Lockdown konstatiert Wicke: „Man muss aber klar sagen, dass die weitere Verschärfung des Lockdowns natürlich auch wirtschaftliche Konsequenzen haben wird. Insofern hatte die Politik eine schwierige Abwägung zu treffen“. Dennoch könne er „nur hoffen, dass die Wirtschaft über die Resilienz verfügt, einen noch härteren Lockdown durchzustehen. Bei vielen Firmen dürften jedoch durch die ersten Lockdowns bereits Rücklagen aufgezehrt worden sein. Viele Firmen werden kämpfen müssen.“

Für seinen eigenen Konzern sieht der Finanzchef diese Resilienz gegeben. Daher sei er „weiter sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel von über 600 Mio. Euro im Konzernergebnis erreichen werden. Der zweite Lockdown vor Weihnachten wird zwar für etwas mehr finanziellen Schaden sorgen als ursprünglich gedacht. Aber die Gesamtvorhersage wird davon nicht beeinflusst werden. Ich mache mir keine Sorge um unsere Prognose. Auch für 2021 bleibt es dabei, dass wir ein Ergebnis von 800 bis 900 Mio. Euro anpeilen.“

Auto: VW-Redaktion

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