AIG-Deutschlandchef Nagler: „Für Versicherte und Versicherer ist es elementar wichtig, die richtigen Einschätzungen zu treffen“

Alexander Nagler. Quelle: AIG

Als ich noch in den Staaten an der Küste lebte, bin ich im Sommer oft gesegelt. Diesen Sommer habe ich oft an diese Segeltage zurückgedacht und einige Parallelen zu meinem beruflichen Alltag entdeckt, die mir so eindrücklich erscheinen, dass ich diese mit Ihnen teilen möchte.

Unter Navigation versteht man alle Maßnahmen zur Fahrzeugführung, um die eigene Position zu bestimmen, die alternative Position bei mangelnder Navigation sowie die Bestimmung der notwendigen Maßnahmen zur Erreichung der alternativen und gewünschten Zielposition.

Diese Regeln gelten bei jeder Wetterlage und werden im Sturm noch eher verstärkt. Nicht jeder hat das gleiche Schiff und nicht jeder hat die gleiche Mannschaft und nicht überall weht der Wind gleich.

Wenn man in diesem Bild bleibt, wird schnell klar, dass die allgemeinen Regeln zunächst auf die individuelle eigene Lage übertragen werden müssen. In der Versicherungsbranche verhält es sich genauso. Dies möchte ich Ihnen am Beispiel der Sachversicherung aufzeigen. Mit Property bezeichnen wir die Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung, insbesondere für die Industrie.

In Property werden also neben den Sachwerten der klassischen Feuerversicherung auch die Betriebsunterbrechungen, also die Ertragskraft der Betriebe, versichert. Hierbei können nicht nur die eigenen Betriebsstätten versichert sein, sondern auch, im Rahmen der Vertragsgestaltung Zulieferer einbezogen werden. Die Versicherungssumme wird also nicht nur anhand der Sach- und Substanzwerte ermittelt, sondern auch anhand der Ertragskraft. Die Ertragskraft definiert sich hierbei anhand der Möglichkeit des Unternehmens, zukünftige fixe und variable Kosten durch den Umsatz bei gleichzeitiger Erwirtschaftung eines Gewinnes decken zu können.

Lidquididät und Handlungsspielraum nach dem Großschaden

Die Propertyversicherung dient dem Schutz von versicherbaren Einzelereignissen bei gleichzeitiger Rückstellungsbildung zum Schutz vor weiteren einzelnen Großschäden. Es ist somit sowohl im Interesse von Versicherten und Versicherern, sich weiterhin stark in Property zu engagieren, um den gewünschten Schutz auch in Zukunft stark bieten zu können. Nun könnte man sich zu Recht fragen: Warum zahlt man als Versicherungsnehmer nicht einfach selbst seine Schäden oder holt sich das Geld später von der Bank? Und genau bei dieser Frage zeigt sich der Wert einer Versicherungslösung. Eine Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung ist deshalb so wichtig für die Industrie, weil sie schnell und zuverlässig einen Großschaden ausgleicht, ohne neuerlich das Geschäftsmodell des Versicherungsnehmers zu überprüfen, was eine Bank in diesem Falle täte, um einen Kredit zu geben.

Die Versicherung ermöglicht somit die notwendige starke Liquidität und verschafft Handlungsspielraum nach einem Großschaden, ohne die Unternehmensziele zu gefährden, sondern vielmehr diese zu erreichen. Sie sehen, die Situation in der Versicherungsbranche ist wie bei einem Schiff auf See. Im Sturm kann man nicht das Schiff und nicht die Mannschaft wechseln. Man kann aber über den richtigen Kurs nachdenken, um das Schiff zu schützen.

Man kann die Segelfläche reduzieren, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Und vor allem kann man die Mannschaft und das Schiff durch die vorausschauende Navigation so schützen und vorbereiten, dass man auch dem nächsten Sturm begegnen kann ohne in ein neues Schiff investieren müssen. Denken Sie also für die Navigation zum Schutz Ihres Unternehmens darüber nach, wo Sie sich befinden und wo Sie hinwollen. Vor allem denken Sie darüber nach, wie Sie Ihr Schiff schützen, um auch dem Sturm nach dem Sturm begegnen zu können.

Autor: Alexander Nagler, Managing Director DACH bei AIG

Den vollständigen Kommentar lesen Sie in der Oktober-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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