Verti-Vorstand Nagore: „Der Spielraum für große Rabatte ist begrenzt“

Carlos Nagore. Quelle: Verti Versicherung AG

Der Marktanteil der Elektrofahrzeuge hat einen Rekordwert bei den Neuzulassungen erreicht. Zudem wurden insgesamt 21.188 reine Elektrofahrzeuge (BEV), was einem Neuzulassungsanteil von acht Prozent entspricht. VWheute sprach mit Verti-Vorstand Carlos Negore über neue Formen der Mobilität und den Preiskampf in der Branche.

VWheute: Verti verzeichnete nach eigener Aussage allein im August einen Nachfrageanstieg von 370 Prozent: Wie erklären Sie sich diese Entwicklung und welche Rolle spielt die Kaufprämie der Bundesregierung eine Rolle?

Carlos Nagore: Die gestiegene Nachfrage führen wir auf mehrere Faktoren zurück: die Kaufprämie, den Preis und unser kundenfreundliches Produkt, das übrigens kürzlich vom Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) mit dem Innovationspreis im Bereich der Kfz-Versicherung ausgezeichnet wurde. Wir haben bei Verti eine sehr umfangreiche Deckung für Elektrofahrzeuge entwickelt, damit es nicht zu einer Unterversicherung kommt.

Die herkömmlichen Deckungselemente für Benziner/Diesel werden den speziellen Anforderungen von Elektrofahrzeugen nicht gerecht. Der Preisfaktor ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wir rabattieren Fahrzeuge mit einem geringen CO2-Ausstoß bereits seit über zehn Jahren mit einer Preisreduktion von zehn Prozent. Aktuell haben wir diesen Rabatt für Elektrofahrzeuge temporär auf 20 Prozent erhöht.

VWheute: Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung auf dem Kfz-Markt mit Blick auf neue Formen der Mobilität?

Carlos Nagore: Wir erwarten eine deutliche Zunahme von Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen, da der Staat den Absatz fördert. Die Fahrzeughersteller werden mit Strafzahlungen für emissionsstarke Autos konfrontiert, sodass sie einen Anreiz haben, diese Elektro-Fahrzeuge in hoher Stückzahl zu verkaufen.

VWheute: Marktbeobachter sprechen immer wieder von einem Preiskampf in der Branche? Wie bewerten Sie diese Aussage und welche Rolle sehen Sie darin? Die Wechselsaison kommt in die heiße Phase: Welche Erwartungen haben Sie für die kommenden Wochen?

Carlos Nagore: Die Branche der Kfz-Versicherungen zeichnet sich seit längerem durch einen hohen Wettbewerb aus. Da etwa 80 Prozent der Prämieneinnahmen basierend auf den Schadenausgaben unmittelbar zurück in das Versichertenkollektiv fließen, ist der Spielraum für große Rabatte begrenzt. Der wichtigste Aspekt in der Kfz-Versicherung  ist daher die risikogerechte Preisgestaltung.

Durch die Corona-Krise sind die Schadenausgaben in 2020 zunächst gesunken. Aktuell sehen wir wieder eine Normalisierung bei den Ausgaben. Gleichzeitig sind die Kosten gestiegen, zum Beispiel durch notwendige Fahrzeugdesinfektionen oder gestiegene Preise für Ersatzteile. Diese dynamische Entwicklung wird sicherlich in der Preisgestaltung zum  1. Januar 2021 von einigen Versicherern berücksichtigt. Da das Jahr noch nicht abgeschlossen ist, ist die Bewertung des Gesamteffektes noch mit Unsicherheiten behaftet.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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