Coface-Chefvolkswirtin rechnet „mit einem Anstieg der sozialen Unzufriedenheit und Unruhen in vielen Ländern“

Christiane von Berg, Chefvolkswirtin von Coface Nordeuropa und Belgien. Quelle: Coface

Die Corona-Krise wird die globale Wirtschaft noch lange beschäftigen. Christiane von Berg, Chefvolkswirtin von Coface Deutschland, fürchtet indes auch, dass das Risiko für Unruhen in Ländern, die von Corona stark betroffen sind, „um das Zehnfache erhöhen“ steigen könnten.

„Das politische Risiko ist traditionell in sich entwickelnden Ländern deutlich höher als entwickelten Ländern, da hier unter anderem durch das Fehlen eines Sozialstaates die soziale Ungleichheit zwischen Bevölkerungsgruppen – Arm und Reich, ethnische Mehrheit und Minderheiten – deutlich größer ist“, konstatiert die Ökonomin gegenüber der Berliner Zeitung. Verbinde man dies „mit der Wahrscheinlichkeit von Aufständen wäre für Deutschland Brasilien eines der relevantesten Länder. Hier gab es ja durchaus auch schon vor Covid-19eine Protestbewegung gegen die politischen Maßnahmen des populistischen Präsidenten Jair Bolsonaro„.

Allerdings hält von Berg politische Unruhen auch in den Industrieländern durchaus für möglich: „Wenn man sich jedoch die angespannte politische Lage in vielen entwickelten Ländern ansieht, dann ist wohl das politische Risiko in den USA, Frankreich und Spanien für Deutschland als wichtige politische Verbündete und Handelspartnern besonders relevant. In allen Ländern gab es in den letzten Jahren Protestbewegungen – Black-LivesMatter, Gelbwesten, Katalonien -, unter anderem aufgrund sozialer Ungleichheit verschiedener Gruppen, die mit einer Verschärfung der Corona-Krise spürbar zunehmen dürften“.

Dabei verweist die Ökonomin auch auf die Unruhen in einigen Städten der USA. „Sollte sich die Pandemie-Situation extremverschärfen oder sich die politischen Fronten durch ein uneindeutiges Wahlergebnis – Mehrheit aller Stimmen gegen Mehrheit der Wahlmännerstimmen oder Trump erkennt ein für sich negatives Wahlergebnis nicht an – noch vertiefen, reicht eine politische Kleinigkeit um große Unruhen anzufachen“, betont von Berg.

Autor: VW-Redaktion

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