Knoll: „Wir beobachten eine stetige Militarisierung der Wirtschaft“

Stefan Knoll, CEO der DFV. Quelle: DFV

Versicherungsmanager Stefan Knoll, seines Zeichens Vorstandschef der Deutschen Familienversicherung (DFV), gilt nicht gerade als bekennender Militarier. Und dennoch könne sich manch Unternehmenslenker den früheren Preußenkönig Friedrich den Großen zum Vorbild nehmen – vor allem, wenn „die sich in die Umstrukturierung ihres Unternehmens begeben“.

„Friedrich hatte die Befähigung, dem Lärm des Augenblicks zu widerstehen, sich also unbehelligt von dem zu zeigen, was lautstark um ihn herum gefordert wird. Und vielleicht muss ein Bankvorstand sich mal bei seinen Leuten blicken lassen, so wie Friedrich vor der Schlacht von Leuthen durchs Lager gegangen ist. Wenn ein absolutistischer Fürst seine Leute von vorn führt, seine Truppen also vom kritischsten Punkt der Schlacht aus befehligt und nicht aus dem gesicherten Gefechtsstand fern des Kampfgeschehens, kann man das auch von einem Vorstandsvorsitzenden verlangen“, erkläutert der DFV-CEO im Interview mit Brand Eins.

Dabei könne die Wirtschaft durchaus vom Militär lernen, wenn es „um die handwerkliche Seite“ gehe und „um das, was man übertragen kann. Die Schiefe Schlachtordnung, eine Taktik der Gefechtsführung, kann ich nicht übertragen. Was wollen Sie damit in einem Unternehmen anfangen? Aber vielleicht kann ich Wertvolles lernen, wenn ich mir die Muster eines Führungsvorgangs anschaue. Die Art und Weise, wie man Menschen in schwierigen Situationen motiviert oder wie Entscheidungsprozesse ablaufen.“

Gleichzeitig beobachte man „eine stetige Militarisierung der Wirtschaft. Schauen Sie sich nur mal an, wie wir uns heute gegen Cyberangriffe verteidigen müssen, das ist hochmilitärisch. Jeder, der einmal militärische Übungen mitgemacht hat, erkennt die Parallele“, konstatiert Knoll.

Außerdem könne manch Manager durchaus noch von einem Offizier lernen: „Das Militär hat einen Weg gefunden, mit schwierigen Situationen umzugehen. Man überlässt wesentliche Entscheidungen den Befehlshabern vor Ort – weil die am besten wissen, was zu tun ist. Man nennt das Auftragstaktik oder Führung durch Auftrag. Der Befehlshaber erklärt den Offizieren vor Ort die Lage, und zwar absolut ungeschönt, und verdeutlicht seine Absicht, sein Ziel. Dann lässt er die Leute vor Ort in Ruhe, er vertraut auf ihre Urteils- und Entschlusskraft“.

Allerdings seien Auftrag und Befehl „nicht das Gleiche. Bei einem Befehl wird nicht nur das Ziel festgelegt, also das Was, sondern auch der Weg zum Ziel, das Wie“. Dabei sei gerade „in Zeiten der digitalen Transformation die Auftragstaktik die richtige Führungsphilosophie. Sie ist eine Antwort auf die ständige Veränderung der Lage. Was kann ich tun? Entweder befehle ich alles im Detail, oder ich lasse meine Leute ihren Job machen und vertraue darauf, dass sie die Situation in den Griff bekommen.“

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Die Parallele zu den Vorteilen der Auftragstaktik zwischen militärischem Vorgehen und erfolgreichem Management in der digitalisierten Plattformökonomie ist klug gewählt und gibt Anleihen zu guter Unternehmensführung.

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