Katrin Clemens: „Wir geben den Tätern viel zu viel Raum“

Karin Clemens, Geschäftsführerin des R+V-Dienstleisters HumanProtect. Quelle: R+V

Der Anschlag von Hanau hat medial hohe Wellen geschlagen. Doch wie mit den psychischen Folgen umgehen? So „können traumatisierte Menschen lernen, mit dieser Erfahrung ein lebenswertes Leben zu führen“, glaubt Trauma-Expertin Karin Clemens, Geschäftsführerin des R+V-Dienstleisters HumanProtect.

„Menschen, die einen Amoklauf, einen Terroranschlag oder einen Überfall miterlebt haben, sind traumatisiert. Der Begriff „Trauma“ bedeutet eigentlich Wunde. Menschen mit einem psychischen Trauma haben eine seelische Verletzung, die sie verarbeiten müssen. Verarbeiten heißt aber nicht vergessen. Dennoch können traumatisierte Menschen lernen, mit dieser Erfahrung ein lebenswertes Leben zu führen“, so Clemens.

Für Eltern ergebe sich nach solchen Ereignissen ein „schwieriger Balanceakt. Natürlich haben Eltern das Bedürfnis, ihr Kind zu schützen und in Sicherheit zu bringen. Aber Kinder brauchen auch Freiräume, um etwas selber auszuprobieren. Sie sollen selbstbewusst und stark und nicht ängstlich werden. Außerdem: Das Tückische an solchen Anschlägen ist, dass sie nicht vorhersehbar sind.“

Aus Angst vor Anschlägen daheim zu bleiben, hält die Trauma-Expertin dennoch „für falsch. Wir geben den Tätern viel zu viel Raum, wenn wir uns derart einschränken und nicht mehr auf Volksfeste, in Bars oder zu Konzerten gehen. Wir müssen damit leben, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt – weder in der Öffentlichkeit noch zu Hause.“

Autor: VW-Redaktion