NN-Risikochef Erasmus wertet Solvency II als sehr bedeutende Verbesserung gegenüber dem Vorgänger

Jan-Hendrik Erasmus, NN-Group

Wie wird die Versicherungswelt von morgen aussehen? Das weiß auch Jan-Hendrik Erasmus nicht, dennoch hat der Chairman des CRO-Forums, einer Gruppe von Versicherungs-Risikomanagern einen Ausblick gewagt. In einem Interview hat der CRO des niederländischen Versicherers NN-Group über kommende Risiken, Solvency II und Insurtechs als Konkurrenten gesprochen.

Kurz- bis mittelfristige Risiken für die Branche sind laut dem Experten Cyberrisiken, Probleme im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von kritischer Infrastruktur sowie Gefahren aufgrund von sich ändernden Wettermustern und extremen Witterungsbedingungen, erklärte er gegenüber Aktuar Aktuell.

Zu den Gefahren, die sich über einen etwas längeren Zeitraum manifestieren könnten, gehören laut Erasmus Risiken durch Änderungen der Geldpolitik, verstärkter Wirtschaftsprotektionismus und geopolitische Konflikte.

Insurtechs und Lob für Solvency II

Angesprochen auf die Konkurrenz durch Insurtechs sieht Erasmus einen verstärkten Wettbewerb um den Kunden. „Wir beobachten im Versicherungssektor eine Vielzahl von Innovationen, wie zum Beispiel vernetzte Autos, intelligente Zähler und eine wachsende Vernetzung im Gesundheitssektor.“  Der CRO rechnet mit einer Fortsetzung dieses Prozesses.

Für die neuen Aufsichtsregeln hat Erasmus ein paar warme Worte. „Ich halte Solvency II für eine sehr bedeutende Verbesserung gegenüber Solvency I. Das neue System hat sowohl die Transparenz als auch die Kapitalallokation verbessert.“

Es gäbe aber auch Mängel. Solvency II wurde laut dem Experten mit hohen Sicherheitsmargen konzipiert. Das habe das Angebot an kapitalintensiven Versicherungsprodukten reduziert und viele Versicherer veranlasst, sich von der Bereitstellung von Kapital für langfristige Projekte zurückzuziehen. „Außerdem gibt es Bedenken, dass die Verwendung einer marktkonsistenten Bewertung in Kombination mit einem Einjahreshorizont das prozyklische Verhalten verstärken könnte“, erklärt Erasmus.

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