Makler Nico Streker: „Ein Algorithmus hat noch nie einen verärgerten Kunden beruhigt“

Nicolas Streker, Geschäftsführer des Lübecker Versicherungsmaklers Asspick. Bildquelle: Asspick

Dass ein „neuer Typ von Assekuradeuren die Bühne“ betritt, stellte vor wenigen Tagen Fachexperte Moritz Finkelnburg im Gastbeitrag für VWheute heraus. Teilweise drängen Tech-Companies in den Markt, die ihre Expertise nicht im Versicherungsgeschäft haben, sondern in der Entwicklung technischer Lösungen zu Hause sind. Asspick-Geschäftsführer Nico Streker sieht diese Entwicklung kritisch. Auch den Einfluss von Private Equity hinterfragt der Makler.

„Die Assekuradeurswelt ist dabei zu explodieren. Oder zumindest, sich radikal zu verändern“, schrieb Moritz Finkelnburg, Managing Partner von Convista vor wenigen Tagen bei VWheute. Und weiter: „Es ist ein anderer Typus von Assekuradeuren, der Sie jetzt glücklich machen will. Teils sind es tradierte Makler, die eine zweite Linie als Assekuradeur aufbauen. Teilweise Tech-Companies, die ihre Expertise gar nicht im Versicherungsgeschäft haben, sondern in der Entwicklung technischer Lösungen zu Hause sind. Teils sogar kleinere Versicherer, die über eine Tochtergesellschaft Assekuradeursgeschäft betreiben wollen. Und natürlich auch die großen Aufkäufer wie GGW oder MRH Trowe, die ihr Geschäftsmodell dadurch diversifizieren und den Wert heben wollen.“

Asspick-Geschäftsführer Nico Streker sieht die aktuellen Entwicklungen in der Branche mit „gemischten Gefühlen“, wie er auf dem Karriereportal Linkedin kommentiert. „Überall sprießen neue ‚Tech-Assekuradeure‘ aus dem Boden – schnell, digital, effizient. Aber oft fehlt das, was unser Geschäft einst ausgemacht hat: Fachwissen, Erfahrung, Kundenbindung.“ Wenn dann der erste echte Schaden komme, werde es plötzlich still, erklärt Streker. „Ein Algorithmus hat noch nie einen verärgerten Kunden beruhigt.“

Kritisch betrachtet der Fachmann auch die Tatsache, dass Private-Equity-Firmen ganze Assekuradeurshäuser aufkaufen. Ende 2024 hatte etwa der Londoner Investor Oakley Capital den Hannoveraner MGA Konzept & Marketing, heute k+m, übernommen. „Da frage ich mich: Wessen Interessen zählen am Ende – die des Versicherers, des Kunden oder die Renditeziele eines Fonds?“

Viele assoziieren mit Assekuradeuren einen hanseatischen, altehrwürdigen Markt. Die Werte, die damit einhergehen, sollten laut Streker nicht verschwinden. „Ich komme aus Lübeck. Hier zählt Verlässlichkeit mehr als Hype. Ein Assekuradeur ohne Fachverstand ist wie ein Schiff ohne Kompass. Technik ist wichtig – aber sie ersetzt nicht das, was uns über Generationen stark gemacht hat: hanseatisches Kaufmannsethos, Loyalität und Kompetenz.“

Autor: VW-Redaktion