Kriselnde Kompositversicherer stocken Eigenmittel auf

Bildquelle: Mohamed Hassan / Pixabay

Tiefrot ist die Kfz-Sparte, aber bei den Eigenmitteln haben die Schaden- und Unfallversicherer aufgestockt, das zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK), die SFCR-Berichte von 176 Versicherern auswertete. Wie in den Vorjahren sind Versicherungsvereine mit 399 Prozent im Mittel deutlich besser kapitalisiert als Aktiengesellschaften mit 208 Prozent und haben sogar im Mittel um 13 Prozentpunkte zugelegt.

Vor den Kfz-Versicherern liegt ein weiteres schweres Jahr. Im Mai meldete mit der Huk-Coburg eine der bekanntesten Marken für 2023 einen Rekordverlust. Nach Angaben des GDV wird die Lage für die Branche auch in diesem Jahr nicht besser. Die deutschen Kfz-Versicherer werden in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von bis zu zwei Milliarden Euro machen. „Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Beitragseinnahmen auf rund 33,6 Milliarden Euro steigen – aber die Versicherer zwischen 34,9 und 35,6 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben müssen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Grund für die schlechten Zahlen sind die seit Jahren steigenden Reparaturkosten. Sowohl die Ersatzteile als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten werden immer teurer.

Die historisch schlechten Ergebnisse hinderten die Kompositversicherer nicht daran ihre Eigenmittel aufzustocken. Sie stiegen um 7,0 Mrd. Euro auf 131 Mrd. Euro. „Weil die Kapitalanforderungen im gleichen Zeitraum um 2,8 Mrd. Euro auf 49,6 Mrd. Euro gestiegen sind, sinkt die Bedeckung leicht auf 264 Prozent“, sagt Dr. Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK). Die Aktuare haben die SFCR-Berichte von 176 Versicherern nach ihrer Veröffentlichung am 8. April 2024 maschinell ausgelesen und ausgewertet. Wie in den Vorjahren sind Versicherungsvereine mit 399 Prozent im Mittel deutlich besser kapitalisiert als Aktiengesellschaften mit 208 Prozent und konnten sogar im Mittel um 13 Prozentpunkte zulegen.

Ein weiterer Fokus der Analyse lag auf den besten Schätzwerten für die Schadenrückstellungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung (KH). Diese stiegen von 2022 auf 2023 brutto um 5%. Ein Großteil dieses Anstiegs, nämlich 3%, wird jedoch auf die sinkenden Zinssätze der Zinsstrukturkurve zurückgeführt. „Ob der verbleibende Anstieg von 2% ausreicht, um Inflation und Wachstum abzufedern, bleibt abzuwarten“, kommentierte Lena Porschen, eine erfahrene aktuarielle Beraterin bei MSK.

Versicherer mit einem kleinen Kraftfahrt-Anteil (<20%) haben ihre Kapitaldeckung im Durchschnitt um 14 Prozentpunkte verbessert. Im Gegensatz dazu mussten Versicherer mit einem großen Kraftfahrt-Anteil im Mittel eine Verschlechterung ihrer Bedeckung um 10 Prozentpunkte hinnehmen.

Potenzial der latenten Steuern wird nicht ausgenutzt

Überraschenderweise nutzen viele Versicherer das Potenzial der Anrechenbarkeit latenter Steuern nicht vollständig aus. Durch die Erstellung eines Werthaltigkeitsnachweises könnten sie zusätzliche 8 Milliarden Euro an Kapitalbedarf einsparen. Lena Porschen, eine aktuarielle Beraterin bei MSK, vermutet, dass einige gut kapitalisierte Versicherer aufgrund ihrer ohnehin hohen Deckungsquote dieses Potenzial derzeit nicht ausschöpfen.

Die von den Aufsichtsbehörden in Aussicht gestellte Reduktion des Zinssatzes zur Berechnung der Risikomarge von 6,00% auf 4,75% bringt ebenfalls nur begrenzte Entlastung. „Am Ende ergibt sich marktweit lediglich eine Verbesserung der Bedeckung in Höhe von 2 Prozentpunkten“, erklärt Porschen.

Ein weiterer Punkt, den die Versicherer im Auge behalten sollten, sind die Überlegungen der EIOPA bezüglich des Hagel-Risikos. „Die steigenden Risikofaktoren führen gerade in der ohnehin schon gebeutelten Kraftfahrt-Versicherung zu weiterem Kapitalbedarf“, warnt Dr. Meyerthole.

Autor: VW-Redaktion

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