Allianz fährt Rekordergebnis ein und bekennt sich zur Lebensversicherung

Oliver Bäte, CEO der Allianz. (Bildquelle: Allianz)

Nachdem Axa und Zurich exzellente Zahlen für 2023 vorweisen konnten, hat die Allianz am Freitag nachgezogen: „Wir haben auch in diesem Jahr ein weiteres Rekordergebnis erzielt“, erklärte die neue Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre. Konzernchef Oliver Bäte plant, die Aktionäre künftig noch stärker an den Gewinnen zu beteiligen. Der Leben-Sparte will Bäte die Treue halten und auch zu den jüngsten Abgängen aus dem Top-Management nahm der Allianz-Chef Stellung.

Der operative Gewinn der Allianz stieg 2023 um sieben Prozent auf 14,7 Mrd. Euro und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Man habe damit in der oberen Hälfte der Zielspanne gelegen, wie der Versicherer am Freitag mitteilte. Für 2024 erwarten die Münchner einen ähnlichen Verlauf: Das Ziel beträgt 14,8 Mrd. Euro, plus/minus einer Milliarde.

„Viele Leute meinen, das sei ein Mangel an Optimismus“, kommentierte Bäte vor Pressevertretern den Ergebnisausblick für 2024, den die Allianz angesichts der unsicheren Zeiten bewusst konservativ angesetzt habe. Man verfolge sehr wohl ehrgeizige Pläne für das laufende Jahr, so Bäte, und der Konzern wolle beim Gewinn auch möglichst im oberen Bereich des Zielkorridors landen, man müsse aber bei allem Optimismus auch vorsichtig sein, gab der Manager zu bedenken.

Sicher ist, dass es für die Allianz im vergangenen Jahr alles in allem sehr gut lief. Zwar schnitt die Schaden- und Unfallversicherung etwas schlechter ab, als es Analysten im Vorfeld erwartet hatten, dafür erwies sich aber die Lebens- und Krankenversicherung als Wachstumstreiber. Der operative Gewinn in den beiden Sparten, die der Versicherer unter Leben/Kranken zusammenfasst, stieg um 23 Prozent auf 5,2 Mrd. Euro, was vor allem Bilanzierungseffekten in den USA zu verdanken war. „Alle operativen Segmente schlossen das Jahr oberhalb oder nahe der Mitte der Zielspanne ab“, erklärte Finanzchefin Coste-Lepoutre.

Der auf die Anteilseigner entfallende Jahresüberschuss stieg auf 8,5 Mrd. Euro, ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Die Aktionäre sollen nach dem Willen des Allianz-Vorstands an dieser guten Entwicklung künftig stärker beteiligt werden: Die Dividende für 2023 soll um 2,40 Euro von zuletzt 11,40 auf 13,80 Euro je Aktie aufgestockt werden, wie der Konzern bereits am Vorabend erklärte. Die Ausschüttung will die Allianz ab sofort von 50 auf 60 Prozent des um Sondereffekte bereinigten Nettogewinns steigern. Außerdem kündigten die Münchner ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von einer Milliarde Euro an, von dem die Anteilseigner profitieren sollen.

Quelle: Allianz

Bäte will keinen „Wer mehr an die Aktionäre ausschüttet“-Wettbewerb

Dass das Thema „Anteilseigner zufriedenstellen“ für Konzernchef Bäte traditionell ein besonders wichtiges ist, zeigte sich daran, dass der Manager in der Pressekonferenz ein paar Dinge klarstellen wollte. Es gebe eine Debatte, so Bäte, „wer mehr an die Aktionäre ausschüttet“. Die Allianz wolle aber keine Daytrader ansprechen. „Wir haben eine langfristige Strategie für unsere Aktionäre“, betonte der Konzernchef, der darauf verwies, dass der Versicherer die Dividende „in sieben von acht Jahren“ erhöht habe, sogar in Zeiten, in denen die Gewinne unter Druck geraten seien. Lediglich für das Corona-Jahr 2020 habe es einen „Seitwärtsschritt“ gegeben. Nun gehe die Allianz mit der Dividende sogar um 21 Prozent rauf, so Bäte weiter.

78 Prozent des erwirtschafteten Überschusses gebe man an die Aktionäre zurück – würde ein Unternehmen fast 100 Prozent auszahlen, würde man dieses in den „Run-off“ schicken, schilderte Bäte ein wirtschaftstheoretisches Extrembeispiel. Das Unternehmen hätte dann keine Investitionsmittel mehr zur Verfügung, um organisch zu wachsen – und das sei nicht im Interesse der Anteilseigner, wie der Allianz-Chef ausführte.

Besonders stolz ist Bäte darauf, dass mehr als 70 Prozent der Allianz-Mitarbeiter Aktien ihres Arbeitgebers halten, vor sechs Jahren seien es lediglich 15 Prozent gewesen. Überhaupt sei die Belegschaft sehr zufrieden. Beim sogenannte Work Well Index (WWI), mit dem die Allianz das psychische Wohlergehen der Mitarbeiter unabhängig messen lasse, habe man „große Fortschritte“ erzielt, so Bäte – und das trotz eines Gesamtumfelds, das sehr „tough“ sei (siehe Grafik).

Quelle: Allianz

Gleichwohl muss sich Bäte immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, dass es um die Stimmung im Konzern nicht sonderlich gut bestellt sei. Vor allem die Milliardenkosten im Zuge der „Structured Alpha“-Affäre um den Verkauf von Hedgefonds in den USA hatte 2022 auf die Bilanz gedrückt – und offenbar auch auf die Arbeitszufriedenheit vieler Allianz-Mitarbeiter. Vor den Journalisten betonte Bäte nun, dass man sich von dem zwischenzeitlichen Vertrauensverlust im Zuge der „Structured Alpha“-Affäre sehr gut erholt habe.

Allianz will nicht dem Kurs der Axa folgen, auch ein Run-off von Lebenbeständen wird ausgeschlossen

Auch in der Debatte, wonach die Lebensversicherung für die Versicherungskonzerne ein nicht mehr sonderlich attraktives Geschäftsfeld sei, vertrat Bäte eine klare Meinung: „Viele Leute sagen, man sollte nicht in der Lebensversicherung sein. Nun, man sollte nicht in der Lebensversicherung sein, wenn man nicht weiß, was man tut, wir wissen aber genau, was wir tun.“ Die Allianz sei der drittgrößte Lebensversicherer weltweit, so Bäte, die Gewinnmarge von 16 Prozent in der Leben-Sparte sei eindrucksvoll und leiste damit auch einen wichtigen Mehrwert für die Aktionäre. „We are not a P&C-Shop“, betonte der Allianz-Chef, vielmehr wolle man sich darum kümmern, alle Belange der Kunden abzusichern. Auch einen Verkauf von Lebensversicherungsbeständen in Deutschland schloss Bäte klar aus.

Mit ihrem Bekenntnis zur Lebensversicherung stellen sich die Münchner bewusst anders auf als etwa der große Rivale Axa. Jüngst machte Axa-Chef Thomas Buberl in einem Bloomberg-Interview deutlich, dass er der Lebensversicherung keine sonderlich rosige Zukunft bescheinige. Den Anteil des Leben-Geschäfts drängte Buberl im Axa-Konzern deutlich zurück und setzt stattdessen darauf, die Axa als größten Gewerbeversicherer der Welt zu behaupten.

Das gesamte Geschäftsvolumen der Allianz wuchs 2023 um 5,5 Prozent auf 161,7 Mrd. Euro. Ohne Währungseffekte und Übernahmen wäre sogar ein Plus von acht Prozent drin gewesen, wie es aus München hieß. Das Schaden- und Unfallgeschäft konnte dabei mit einem Plus von sieben Prozent am stärksten zulegen, befeuert von der Inflation. Aufgrund von Naturkatastrophen, die vor allem in Europa zu Buche schlugen, stieg die Schaden-Kosten-Quote indes um 0,6 Prozentpunkte auf 93,8 Prozent. In der Vermögensverwaltung kam es infolge von Währungseffekten zu Umsatzeinbußen von zwei Prozent, die auch den operativen Gewinn leicht schmälerten.

Konzernchef Bäte äußerte sich zum Ende der Pressekonferenz auch zu den Abgängen von Finanzchef Giulio Terzariol und Industrie-Chef Joachim Müller: Es sei immer bedauerlich, wenn man Top-Manager verliere, so Bäte, Terzariol sei „ein großartiger Teil des Teams“ gewesen, aber er habe nach Hause zurückkehren wollen, um dort eine tolle Möglichkeit wahrzunehmen. Terzariol ist seit Jahresbeginn als Finanzchef für die Generali in Mailand tätig. Auch Joachim Müller lobte Bäte als großartiges Mitglied des Teams. Was dieser künftig vorhabe, wisse er nicht. Die Allianz sei erfreut, „Netto-Beitragender zum Talent-Pool der Branche zu sein“, erklärte Bäte mit einem Schmunzeln. Ebenso erfreut sei man, über Talente im eigenen Haus zu verfügen, die in der Lage seien, die Abgänge zu ersetzen, so Bäte – und verwies auf Terzariols Nachfolgerin Coste-Lepoutre, die gemeinsam mit dem Konzernchef die Allianz-Zahlen vorstellte.

Autor: Lorenz Klein

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