DEVK-Chef Rüßmann: „Wir werden in diesen Turm zunächst wahrscheinlich gar nicht einziehen“

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Was hat DEVK mit dem geplanten Hochhaus vor? In einem Podcast mit dem Kölner Stadt-Anzeiger betont CEO Gottfried Rüßmann, dass der Turm mehr eine Frage der Kapitalanlage als eine Frage der Büroorganisation sei – ein Investmentobjekt. Für Christiane Martin, Grünen-Fraktionschefin im Kölner Stadtrat, kommt die Aussage überraschend. Sie fordert vor dem Hintergrund eine Neubewertung der Hochhaus-Pläne des Versicherers.

Das Unternehmen könne laut Rüßmann seine Mitarbeiter auch in der bisherigen Zentrale am Rheinufer unterbringen, deren Sanierung nächstes Jahr beginnt. Bislang wurde das Argument herangezogen, den rund 145 Meter hohen Neubau an der Zoobrücke aufgrund des Mitarbeiterwachstums zu benötigen. Der Versicherer kündigte an, bis zum Jahr 2041 von derzeit 2.200 auf insgesamt 3.650 Mitarbeiter wachsen zu wollen. „Wenn das Hochhaus in der geplanten Höhe nicht benötigt wird, ist das Vorhaben neu zu beurteilen“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger die Grünen-Politikerin Martin.

Am Freitag beginnt der Architekturwettbewerb mit 16 Entwürfen, das Bebauungsplanverfahren ist schon gestartet. Rüßmann rechnet mit einem schlanken und hohen Bau, da die Fläche nicht zu groß ist. „Wir glauben aber an den Kölner Immobilienstandort mit niedrigen Leerständen und wenig attraktiven Flächen für die Ansiedlung neuen Gewerbes.“

Während der Kernsanierung seiner Zentrale an der Zoobrücke zieht die DEVK in die frühere Messehalle am Bahnhof Messe/Deutz. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, soll der Umzug von rund 1.650 Mitarbeitern am 1. Juli beginnen und Ende September 2024 abgeschlossen sein.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass man ein neues Objekt gut vermarkten und vermieten könnte“, sagt Rüßmann. Es sei mehr eine Frage der Kapitalanlage als eine Frage der Büroorganisation. „Wir werden in diesen Turm zunächst wahrscheinlich gar nicht einziehen, geschweige denn, dass der Vorstand in die oberste Etage einzieht. Da wollen wir lieber ein attraktives Gastronomieprojekt etablieren.“

Nach Angaben des Versicherungschefs habe sein Unternehmen auch Vorschläge für die Nahversorgung des Viertels gemacht. „Einkaufsmöglichkeiten in der Gegend sind relativ schwach, von Kita oder ähnlichen Dingen ganz zu schweigen. Eine Belebung könnte das Viertel vertragen“, glaubt Rüßmann.

DEVK-Chef Gottfried Rüßmann. Bildquelle: DEVK

Die Debatte um den Neubau der DEVK am Heimatstandort Köln und die möglichen Pläne des Versicherers für einen Standortwechsel sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen. So schaute sich das Unternehmen nach Ausweichstandorten zwischen Bonn und Düsseldorf um. Die Stadt Leverkusen habe den Versicherer direkt nach Bekanntgabe der Probleme kontaktiert. „Wir haben vor vielen Jahren unsere Ausbaupläne für Köln diskutiert und, um ehrlich zu sein, ging es nicht so recht weiter“, blickt Rüßmann zurück. Deshalb habe man sich auch nach Alternativen umgeschaut. Die Situation sei mittlerweile besser geworden und man habe Zuspruch von der Kölner Politik erhalten.

Eine Herausforderung war mit 145 Metern die Höhe des neuen Gebäudes. Die Sorge: es könnte die Sicht auf den Kölner Dom beeinträchtigen. Das kann Rüßmann nicht nachvollziehen. „Keine 300 Meter weiter steht ein Hochhaus mit 150 oder 152 Metern. Auf diesem steht auch der Name einer Versicherungsgesellschaft drauf. Dort ist auch gar keine Sichtachse. Wir haben auch schon gemessen, ob die Erdmännchen im Zoo, die wir ja alle lieben, irgendwie Schatten bekommen, bei irgendwelchen Lichteinstrahlungen. Das ist nicht der Fall. Insofern glauben wir, dass das ein geeigneter Standort ist.“

Der Unesco muss die DEVK nachweisen, dass keine Beeinträchtigung des Doms vorliegt. Rüßmann bleibt optimistisch.

Autor: VW-Redaktion