Ergo holt sich Hilfe von WTW

Ergo-Zentrale in Düsseldorf. Bildquelle: usk

Die Ergo Versicherung greift im deutschen Kraftfahrtgeschäft zu einer neuen Pricing-Plattform. Einig geworden sind sich die Düsseldorfer über die Nutzung einer Lösung von Willis Towers Watson, die künftig primär zum Einsatz kommt. „Radar Live“, so der Name, verspricht eine zielgenaue Prämienkalkulation. Für die Ergo Versicherung könnte die technische Erweiterung ein größerer Schritt nach vorne sein. Bislang wurden die Tarife mit Hilfe eines eigenen Rechenkerns im Kraftfahrtsystem gehostet. Das war deutlich langsamer und teurer.

Eine hochleistungsfähige und mit „jedem Teil“ des existierenden Systemens kommunizierfähige Software haben die Düsseldorfer gesucht – und gefunden? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet.

Im Anforderungsprofil des Versicherers an WTW standen die Punkte Geschwindigkeit, Sicherheit und saubere Schnittstellen an oberster Stelle, wie VWheute weiß. Durch die Einführung dürften keine Nachteile für Kunden entstehen, heißt es aus Düsseldorf.

Pricing-Plattformen wie „Radar Live“ sind aktuariell entwickelte Applikationen, die Tarife beinahe in Echtzeit in den Verkauf bzw. in die Produktion überführen. Für Versicherer ist das Gold wert. Sie können zügig auf Marktveänderungen oder die Dynamik der Risikolandschaft reagieren.

Bei Versicherern mit veralteten Pricing-Systemen ist ein Echtzeittransfer kaum möglich, sagen Experten. Das liegt daran, dass Tarife meistens von der IT in einem langwierigen, fehleranfälligen und teuren Prozess ins Kernsystem implementiert werden müssen.

„Dies dauere häufig mehrere Monate und könne Hunderte an Personentagen IT-Aufwand erzeugen“, erklärt WTW auf Anfrage von VWheute. IT-strategisch liege der Vorteil der neuen Lösung für Ergo in einer universellen Schnittstelle, womit sich die Software flexibel an verschiedenste Kernsysteme anbinden lasse. Kosten- und Betriebseffizienz wird hervorgehoben. Wie sich das in Zahlen ausdrückt, ist nicht bekannt.

Neben der schnellen Berechnung von Prämien soll die Software in der Lage sein, vertriebsförderliche Informationen wie etwa Cross-Selling-Potenziale, alternative Selbstbehalte oder Produktvariationen bereitstellen. „Dies eröffnet eine neue Welt bei der Gestaltung des Verkaufsgesprächs“, ist sich Stefanie Schriek, Leiterin der Versicherungsberatung von WTW in Deutschland, sicher.

Die Abläufe bei „Radar Live“ sind klar vorgegeben. Bei Versicherungsunternehmen, die den Weg des Direktvertriebes oder über Vergleichsplattformen gehen, initiiert eine Anfrage über die Vergleichswebsite oder die eigene Webseite eine Berechnung der Plattform. Diese gibt die gewünschte Prämie zurück. So entsteht im Fall von Radar Live eine direkte, jedoch für den potenziellen Versicherungskunden unsichtbare, Interaktion.

Versicherer, die über Makler oder Ausschließlichkeit vertreiben, erhalten die Anfragen von deren Systemen und somit nicht unmittelbar vom Kunden. Dafür muss das Maklersystem aber auch mit „Radar Live“ kommunizieren können und technisch angebunden sein.  

Ergo selbst sieht den Deal als Fortschritt. Bislang hat der Versicherer die Tarife mit Hilfe eines eigenen Rechenkerns im Kraftfahrtsystem gehostet. Die neue Software sei als Ergänzung in die existierende Infrastruktur eingebunden worden, die technisch neue Möglichkeiten biete, berichtet das Unternehmen. Die Bestandsführung erfolgt weiterhin im Itergo-eigenen Kraftfahrtsystem. Itergo ist der zentrale IT-Dienstleister der Ergo Gruppe.

Autor: Michael Stanczyk