Nach Provinzial-Fusion: Traditionsversicherer Hamburger Feuerkasse steht vor personellen Veränderungen

Bildquelle: Sonja Brüggemann

Die Hamburger Feuerkasse hat in ihrer traditionsreichen Historie viel erlebt. Mit der Provinzial-Fusion kommt das nächste bewegte Kapitel hinzu. Sich selbst will der Versicherer dabei treu bleiben.

Als im Jahr 1842 das alte Hamburg in weiten Teilen durch eine Brandkatastrophe zerstört wurde, übernahm die damals schon 166 Jahre alte Hamburger Feuerkasse den größten Teil der Kosten für den Wiederaufbau. 1.100 Wohngebäude und 102 Speicher waren komplett niedergebrannt, 217 Gebäude beschädigt, 20.000 Menschen obdachlos. Die Feuerkasse musste 20 Prozent des gesamten Hamburger Gebäudebestandes entschädigen. Es war die bis dato größte Herausforderung für den lokalen Versicherer, aber beileibe nicht die Erste. Denn die im Jahr 1676 aus den ländlichen Brandgilden und den bestehenden Feuerkontrakten hervorgegangene, das innere Stadtgebiet umfassende Einrichtung unter dem Namen „General Feur-Cassa“ erstattete nicht nur Brandschäden – anfänglich bis zu 15.000 Courant-Mark – sondern war auch für das Löschwesen zuständig.

Interessant ist, dass der Eintritt in die Kasse freiwillig, der Austritt aber genehmigungspflichtig, später ganz ausgeschlossen war. Und es gab einen Selbstbehalt von einem Viertel der Versicherungssumme, um den sorgsamen Umgang mit Feuer und dessen Gefahren anzuregen. Prävention wurde also schon damals großgeschrieben. Seit 1817 waren die Immobilienbesitzer Hamburgs verpflichtet, ihre Häuser ausschließlich bei der Feuerkasse zu versichern. Gebäudeversicherungspflicht und -monopol fielen erst am 1. Juli 1994. Mit der Einführung der Neuwertversicherung setzte die Kasse 1833 Akzente: Erst knapp 100 Jahre später zogen hier andere Versicherer nach. 1867 wurde die General Feuer Casse in Hamburger Feuercasse umbenannt, ein Jahr später übertrug sie das Löschwesen an die Stadt Hamburg. 1894 bezog die Versicherung ihr Domizil Kurze Mühren 20, dem sie 110 Jahre treu blieb.

Mehr Sturm- als Feuerkassen

Der Orkan Capella (1976) mit 30.000 Schäden und einem Schadenvolumen von 18,3 Millionen Euro sowie das Großfeuer in den Alsterarkaden (1989) mit Schäden in Höhe von 5,9 Mio. Euro sind Meilensteine der jüngeren Geschichte. In den Folgejahren waren und sind es vor allem Sturmereignisse mit wachsenden Schadensummen, die die Hamburger
Feuerkasse prüfen. Ab 1997 gehörte sie zur Provinzial Nord in Kiel, erweiterte ihr Produktangebot um die Verbundene Hausratversicherung und führte mit den Hamburger Generalagenten einen eigenen Außendienst ein.

2005 ging sie in die fusionierte Provinzial Nordwest ein, es kamen weitere Versicherungssparten wie Haftpflicht-, Unfall- und zuletzt die Kfz-Versicherung hinzu. „Es hat sich als Vorteil erwiesen, dass wir bereits vor 16 Jahren die Fusion von Westfälischer Provinzial und Provinzial Nord zur Provinzial Nordwest vollzogen haben, sodass uns die im letzten Jahr abgeschlossene Fusion mit der Provinzial Rheinland zum Provinzial Konzern nicht vor unlösbare Probleme stellte und stellt“, ist Uwe Honschopp sicher, der seit Anfang des Jahres gemeinsam mit Jörg Bolay das neue Vorstandsduo der Hamburger Feuerkasse (HFK) bildet.

Während Honschopp seit 1991 für die Provinzial-Gruppe tätig ist – zuletzt als Personalchef der Provinzial Nordwest –, sammelte Bolay bei Allianz
und Zurich umfangreiche Fach- und Führungskompetenz. Beide sind auch als Generalbevollmächtigte für andere Themen und Bereiche des Provinzial-Konzerns unterwegs.

Durch die Fusion wird es einen moderaten, sozialverträglich gestalteten Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen geben. „Kleine Standorte wie wir mit rund 200 Mitarbeitern sind durch eine zehnjährige Vereinbarung mit den Betriebsräten gesichert. Es ist festgelegt, dass der Abbau quantitativ und qualitativ proportional über alle Standorte erfolgt“, erläutert er weiter.

Zudem stehe in den kommenden Jahren ohnehin ein Generationswechsel an, da viele Mitarbeiter in Pension gehen, sodass man perspektivisch sogar neue Mitarbeiter suche. Insofern wird sich die Rolle der HFK im neuen Konzern nicht wesentlich ändern, fügt Jörg Bolay an. Die Slogans „Da für HH“ und „Versicherer für uns. Seit 1676“ hätten weiter Bestand. Insgesamt fährt die neue Holding einen klaren Kurs, der die Markenkerne in den Regionen stärkt. „Wir als Hamburger Feuerkasse sehen uns als starke Marke mit Vollsortiment im Großraum Hamburg, vor allem als wichtigen Standort für das Geschäft im Maklermarkt der Region“, so seine Überzeugung.

Womit man bei dem Thema ist, das in der heutigen Zeit offenbar nicht ausgespart werden kann: Corona. Auch hier hat die Einbettung in den Konzern dazu beigetragen, die Folgen der Pandemie gut zu bewältigen: „Uns hat es geholfen, dass wir im Provinzial Nordwest-Konzern sehr frühzeitig einen Krisenstab eingerichtet und hier natürlich auch die
Belange der regionalen Gesellschaften jederzeit voll im Blick hatten“, berichtet er. Das operative Geschäft hatte während des Lockdowns im Frühjahr natürlich einen Rückgang zu verzeichnen. Da sich die Vertriebspartner aber sehr schnell auf die Gegebenheiten eingestellt haben, konnten sie das Fehlen persönlicher Kontakte weitgehend kompensieren.

Zusätzlich habe auch die Hamburger Feuerkasse in den letzten Jahren von den Investitionen des Konzerns in die Digitalisierung profitiert, sodass man weiterhin auf allen modernen Kommunikationswegen erreichbar ist und so die Kundenkontakte stets pflegen konnte und kann. Zusammen will das neue Vorstandsteam Jörg Bolay und Uwe Honschopp den eingeschlagenen Wachstumspfad weiter beschreiten. Die Mischung aus Insider-Kenntnissen und frischen Impulsen wird – da sind sich beide einig – entscheidend dazu beitragen, in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Mix aus Innovation und unveränderter Verwurzelung in Hamburg hinzubekommen und damit die Hamburger Feuerkasse zukunftsfest aufzustellen.

Autorin: Elke Pohl

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Aprilausgabe der Versicherungswirtschaft.

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