DWS-Experte Fehlmann im Interview: „Fondshäuser können Versicherer bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützen“

Mark Fehlmann. Quelle: DWS

Die Kooperation von Banken und Versicherern erlebt derzeit eine Wiedergeburt. Allein die „DWS verwaltet heute schon knapp 225 Mrd. Euro für Versicherungen weltweit“, konstatiert Mark Fehlmann, Head of European Insurance Coverage bei DWS, im Interview mit VWheute.

VWheute: Sie haben kürzlich Nestanlin Garcia als Leiter Versicherungen & Banken eingestellt. Der Bereich Versicherungen soll „ein wichtiger Wachstumsfokus bei DWS“ werden. Können Sie das ausführen?

Mark Fehlmann: Die DWS verwaltet heute schon knapp 225 Mrd. Euro für Versicherungen weltweit, was rund 30 Prozent des insgesamt von der DWS verwalteten Vermögens entspricht. Von dieser starken Position aus wollen wir weiter wachsen. Und die Voraussetzungen dafür sind gegeben: Die Versicherer in Europa und besonders in Deutschland haben angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds immer größere Probleme, Erträge mit der Kapitalanlage zu erwirtschaften. Innovative Lösungen, die im besten Fall auch noch kapitaleffizient hinsichtlich Solvency II sind, werden daher immer stärker nachgefragt. Mit Nestanlin Garcia gewinnt die DWS einen ausgewiesenen Experten in diesem Bereich.

VWheute: Wird die Fonds- und Versicherungswelt künftig enger zusammenwachsen oder ist sie das schon?

In Europa werden bereits heute zehn Prozent der Anlagen von Versicherungen durch Fondshäuser wie die DWS verwaltet, nämlich 800 Mrd. von 8,9 Billionen Euro. Das Verwalten von Versicherungsvermögen ist allerdings angesichts der damit verbundenen Komplexität eine Spezialdisziplin innerhalb der Asset-Management-Industrie und wird daher nicht von jedem Akteur angeboten und beherrscht. Wir gehen davon aus, dass angesichts des Niedrigzinsumfelds immer mehr Versicherer, auch in der Direktanlage, auf externe Unterstützung zurückgreifen werden müssen, da sie über die nötige Expertise, beispielsweise für Private-Debt-Investitionen, intern einfach nicht verfügen. Die DWS geht vor diesem Hintergrund von einem starken Wachstum bei der Auslagerung der verwalteten Anlagen aus und wir wollen Versicherer gerne auf diesem Weg begleiten.

VWheute: Wo sehen Sie gegebenenfalls Potenzial für weiteres Zusammenrücken der beiden Welten? Wo könnten Konflikte entstehen?

Mark Fehlmann: Das Potenzial für Kooperationen ist sehr groß. Zum einen können Asset Manager Versicherer in der Kapitalanlage unterstützen. Denn anders als Versicherer können sich Fondshäuser bei Spezialthemen Skaleneffekte zunutze machen und diese somit rentabel bearbeiten. Dies ermöglicht es den Versicherern, sich auf die eigene Hauptexpertise zu konzentrieren, nämlich das Underwriting.

Zum anderen können Fondshäuser die Versicherungen bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützen. Konflikte können dabei eigentlich kaum entstehen, da Asset Manager in treuhänderischem Auftrag für Versicherungen agieren. Konfliktpotenzial entsteht allenfalls, wenn sich große Versicherer dafür entscheiden, sich auch als Asset Manager zu positionieren und die eigene Kapitalanlage Drittparteien zur Verfügung zu stellen.

Auch innerhalb des Versicherungskonzerns kann das problematisch sein, zumal der Versicherer dann die eigenen Gelder verwaltet und treuhänderisch auch die Gelder Dritter. Um Konflikte zu vermeiden, ist eine gute Governance in solchen Fällen unabdingbar.

VWheute: Immer mehr Versicherer setzen wegen der Niedrigzinsen auf Fondslösungen. Wie will die DWS an diesem Trend partizipieren?

Mark Fehlmann: Die DWS partizipiert schon heute sehr stark daran, dass Versicherungen zunehmend Fondshäuser für die Verwaltung von Versicherungsgeldern heranziehen. Dieser Trend wird sich vermutlich noch beschleunigen und die DWS ist dafür sehr gut positioniert. Besonders, da wir erstklassige Fähigkeiten beim aktiven Management von Anleihen und Aktien vorweisen können, gleichzeitig aber auch im Bereich alternativer Investments maßgeschneiderte Lösungen offerieren.

Und schließlich ist die DWS auch bei zwei weiteren Trendthemen führend dabei: Nachhaltiges Investieren entsprechend den ESG-Kriterien ist schon seit langer Zeit ein zentraler Baustein des Anlageprozesses bei der DWS. Bereits 2008 haben wir als einer der ersten Asset Manager überhaupt die Principles for Responsible Investment der UN (UN PRI) unterzeichnet. Darüber hinaus zählt die DWS zu den bedeutenden Anbietern passiver Anlageprodukte und hat neben den geläufigen Xtrackers-ETF auch für Versicherungen speziell maßgeschneiderte passive Produkte im Angebot.

VWheute: Viele Kunden schätz(t)en Lebensversicherungen wegen ihrer Sicherheit. Können Fonds diese auch bieten?

Mark Fehlmann: Wie Sie es in Ihrer Frage ja schon angedeutet haben, mussten die Lebensversicherer dem Niedrigzinsumfeld bereits Tribut zollen. Bei Neuverträgen ist die 100-Prozent-Beitragsgarantie teils ja schon abgeschafft. Denn um bei null oder negativen Zinsen noch Erträge zu erwirtschaften, muss man in Anlageklassen mit höherem Risiko investieren. Umso wichtiger also, dass die Versicherungen zunehmend auf die Expertise der Fondshäuser zurückgreifen.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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