Allianz fordert europäisches Infozentrum für Fahrzeugsicherheit
Als rollende Computer sind moderne Kraftfahrzeuge bei Cyberattacken heute genauso gefährdet wie PCs, Handys oder Tablets. Angriffsflächen für einen Hackerangriff bieten neuerdings auch die Bereiche Connected Cars und Automatisiertes Fahren. IT-Sicherheit für vernetzte Fahrzeuge war Gegenstand des achten Allianz Autotages, der aufgrund der Corona-Krise erstmals als europaweite Veranstaltung online ausgerichtet wurde.
Um Unfallereignisse zukünftig besser analysieren zu können, um Nachweise für tatsächlich stattgefundene Cyberangriffe zukünftig besser zu identifizieren und um schließlich europaweit einheitliche Standards zu etablieren und Erfahrungen auswerten zu können, fordert die Allianz ein europäisches Automotive Security Information Center.
Klaus-Peter Röhler, CEO der Allianz Deutschland AG erläutert: „Allein in Europa prognostiziert das IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini einen Anstieg von 37 Millionen vernetzten Autos im Jahr 2018 auf 110 Millionen im Jahr 2023. Die besondere Herausforderung besteht darin, den Schutz und die Sicherheit vernetzter Fahrzeuge während des gesamten Fahrzeuglebenszyklus zu gewährleisten, weil sich die Angriffsmethoden der Hacker ständig weiterentwickeln. Die schnelle Erkennung und Reaktion auf Cyberangriffe erfordert nicht nur unternehmensspezifische Lösungen, sondern auch eine branchenübergreifende, europaweite Plattform für die am Mobilitätsökosystem beteiligten Unternehmen. Um die von mir skizzierten Herausforderungen effektiv zu bewältigen, fordern wir beim achten Allianz Autotag eine europäische Lösung: ein branchenübergreifendes Informationszentrum für Fahrzeugsicherheit“.
Auch wenn es, wie bei jeder digitalen Anwendung keine hundertprozentige Sicherheit geben kann, so versprechen sich Branchenvertreter von einer solchen Einrichtung eine bessere Aufklärung von Diebstählen und Unfällen, sowie eine verbesserte Präventionsarbeit, Stichwort Digital Forensic.
Keine Cyberangriffe auf Autos – bislang
„Wir haben es mit einer Bedrohung zu tun, die weder an Unternehmens- noch an Landesgrenzen haltmacht, und wir sind der Überzeugung, dass ein solches Center Daten und Kompetenzen verschiedener Institutionen zusammenführen muss, unter anderem Regierungsbehörden, Fahrzeughersteller, Automobilzulieferer, Telekommunikationsbetreiber, Forschungseinrichtungen, Reparaturbetriebe und Versicherer“, führte Röhler weiter aus.
All dies verlangt, dass Versicherer in diesem Zusammenhang auch ihre eigene Rolle neu definieren müssen, denn Cyberattacken auf Fahrzeuge produzieren Schäden und Situationen, die über das klassische Kfz-Geschäft wie es bislang gemanaged wurden, hinausgehen.
Dazu Frank Sommerfeld, CEO der Allianz Versicherungs-AG: „Glücklicherweise haben Cyberangriffe bisher keine Rolle bei der Verursachung von Verkehrsunfällen gespielt. Die Allianz musste keine Ansprüche für Unfälle bezahlen, die offensichtlich durch einen Hackerangriff verursacht wurden. Wenn ein Hackerangriff einen Unfall verursacht, der Menschen verletzt und das eigene Fahrzeug oder das eines anderen beschädigt, bieten im Allgemeinen alle europäischen Tochtergesellschaften der Allianz Gruppe Versicherungsschutz. „
„Und die Kfz-Versicherung kümmert sich um den finanziellen Verlust – es gibt keinen allgemeinen Ausschluss für Hacking. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ersetzt Sachschäden oder Körperverletzungen Dritter oder der Fahrzeuginsassen. Schäden am eigenen Fahrzeug des Fahrers sind in den Motorrumpfversicherungen enthalten. Wenn ein Hackerangriff einen Fahrzeugdiebstahl ermöglicht, wird dies in den meisten Ländern, einschließlich Deutschland, durch Standard-Teilversicherungsrichtlinien abgedeckt. Wenn andererseits ein Angriff auf die Server oder die digitale Plattform eines Fahrzeugherstellers erfolgt, der mit dem Fahrzeug kommuniziert, und Der Angriff stört die Funktionen mehrerer Fahrzeuge oder sogar aller Fahrzeuge eines bestimmten Typs. Die Verantwortung liegt beim Hersteller.“
Wie man sich auf Seiten der Allianz die Zusammenarbeit vorstellt, erläutert Jochen Haug, Chief Claims Officer der Allianz Versicherungs-AG hier im Video:
Claudius Leibfritz, Vorstandsmitglied der Allianz und CEO Automotive, berichtet, dass die höchsten verfügbaren Cyber-Sicherheitsstandards für die IT-Systeme in Autos und für die Behandlung von Kundendaten gelten sollen.
Wieso ein multilateraler, sowie internationaler Ansatz bei der Bekämpfung des Cyberrisikos notwendig ist erklärt zum Abschluss Klaus-Peter Röhler hier im Bewegtbild.
Autor: Alexander Kaspar