Fred Wagner: „Die Art und Weise, wie die Versicherer mit Zahlungen umgehen wird auch über ihr künftiges Image entscheiden“ VWheute Sprint

Quelle: Bild von Tumisu auf Pixabay
Die Corona-Pandemie wird aller Voraussicht nach auch die Versicherungswirtschaft in aller Härte treffen. Laut einer „Blitz-Studie“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH und der Beratungsgesellschaft EY gehen 84 Prozent der Versicherungsunternehmen davon aus, dass das Neugeschäft zurückgehen wird. 57 Prozent der Versicherer erwarten sogar einen starken Rückgang.
Dies werde sich laut Umfrage auch beim Personal und bei den Prämien besonders auswirken: Demnach erwartet ein Fünftel (21 Prozent) der Unternehmen, dass die Branche wegen der Corona-Krise in den kommenden zwei Jahren Personal abbauen wird. Ebenfalls 21 Prozent gehen davon aus, dass sich die Prämien für die Versicherten erhöhen werden.
Insbesondere in den Komposit-Sparten rechnen die Versicherer von stark steigenden Schadenquoten, insbesondere bei Veranstaltungsausfallversicherungen (93 Prozent), Betriebsschließungsversicherungen (82 Prozent), Kreditversicherungen (63 Prozent) sowie Reiserücktrittsversicherungen (54 Prozent) aus. Auch in der Rechtsschutzversicherung werden deutlich höhere Schäden erwartet (25 Prozent).
Allerdings sehen 93 Prozent grundsätzlich auch Chancen für die Branche. Von denjenigen, die Chancen erkennen, erwarten wiederum jeweils 93 Prozent einen Digitalisierungsschub beziehungsweise eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle. 70 Prozent erwarten, dass der Vertrieb modernisiert wird. Zudem verstärke die Corona-Krise die ohnehin deutliche Tendenz zur abnehmenden Zahl an Versicherungsvermittlern (Versicherungsmakler, Ausschließlichkeitsorganisation).
„Die Branche hat Sorgen um ihr Image, wenn sie Zahlungen etwa bei Betriebsschließungen verweigert, weil die abgeschlossene Versicherung das Pandemierisiko nicht beinhaltet. Die Art und Weise, wie die Versicherer mit Zahlungen umgehen, wie kulant sie sind und ob sie sich beispielsweise auch an sozialen Projekten rund um die Corona-Krise beteiligen, wird auch über ihr künftiges Image entscheiden“, erläutert Fred Wagner, Vorstand des Instituts für Versicherungswissenschaften e.V. an der Universität Leipzig.
„Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette der Versicherungsbranche. Nur Unternehmen, die neben einem effektiven Krisenmanagement auch das Tagesgeschäft und die langfristige Transformation meistern, können gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen. Es zeichnen sich bereits Trends ab, die uns alle und insbesondere die Versicherer auch nach der Krise beschäftigen werden. Das betrifft beispielsweise die Digitalisierung und die Transformation der Geschäftsmodelle, die deutlich beschleunigt wird“, ergänzt Thomas Korte, Leiter des Versicherungsbereiches bei EY in Deutschland.
Autor: VW-Redaktion