Solvenzquoten der Lebensversicherer sind deutlich gesunken

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Die Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer liegen aktuell im Schnitt bei 428 Prozent und damit rund zwölf Prozent unter dem Vorjahr. 13 Gesellschaften befinden sich jetzt in enger Manndeckung der Bafin (2018: zwölf). Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Policen Direkt hervor.
Die wichtigsten Zahlen in Kürze:
- Aufsichtsrelevante Bruttoquote: 428 Prozent (2018: 489 Prozent)
- Nettoquote +VA: 279 Prozent (2018: 321 Prozent)
- Aufsichtsrelevante Bruttoquote: 430 Prozent (2018: 489 Prozent)
- Nettoquote +VA: 256 Prozent (2018: 321 Prozent)
- Nettoquote: 259 Prozent (2018: 278 Prozent)
- Mindestanforderung MCR-Quote: 713 Prozent (2018: 728 Prozent)
- neun Versicherer mit Nettoquote +VA < 100 Prozent (2018: sechs)
- 13 Versicherer mit Netto-Quote < 100 (2018: zwölf)
- sieben Versicherer mit MCR-Quote < 100 (2018: vier)
- 57 Versicherer haben sich bei der relevanten Netto-Quote +VA im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, 26 verbessert.
- Übergangsmaßnahmen verbessern die Quoten im Schnitt um 149 Prozentpunkte (2018: 168)
- 20 Versicherer haben die Fristverlängerung der BaFin in Anspruch genommen und bis dato nur den quantitativen Anhang veröffentlicht. Wegen der Corona-Pandemie gewährt die Aufsicht Fristverlängerung für den kompletten Solvenzbericht bis zum 2. Juni.
„Die deutschen Lebensversicherer sind trotz verschärfter Zinssituation weitgehend stabil in die Corona-Krise gegangen. Das zeigt unsere Analyse der relevanten Solvenzquoten, die jetzt komplett für alle 84 Gesellschaften vorliegen“, erklärt Henning Kühl, Versicherungsmathematiker (DAV) und Chefaktuar von Policen Direkt.
Inwieweit sich allerdings die aktuelle Corona-Pandemie auf die Lebensversicherer auswirkt, vermag Kühl jedoch noch nicht einzuschätzen. Für den Aktuar bleiben daher niedrige Marktzinsen momentan das größte Problem für Lebensversicherer, weil sie Kundengelder hauptsächlich in festverzinsliche Papiere anlegen und hohe Garantien in den Beständen bedienen müssen. Effekte aktueller Wertverluste am Aktienmarkt sieht er in diesem Zusammenhang für die Branche eher weniger bedrohlich, während die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Neugeschäft unklar sind.
- 21 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent (2018: 20) aktuell vor Herausforderungen, insbesondere wenn sie noch Neugeschäft betreiben wollen. Bei der Wahl der Produkte für das Neugeschäft und bei der Höhe der Überschussbeteiligung sind sie ohnehin eingeschränkt.
- 34 Unternehmen sieht Kühl im grünen Bereich, mit einer Nettoquote von 150 bis 300 Prozent (2018: 27), und damit weitgehend finanzstark und gerüstet für Extremszenarien. Sie sind in der Lage, den eingegangenen Versprechen unverändert auch in Zukunft nachzukommen.
- 29 Unternehmen sind aufgrund ihrer komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote +VA von mehr als 300 Prozent gut gewappnet (2018: 36) in die aktuelle Krise gegangen und können ihren Kunden auch weiter höhere Leistungen anbieten, zum Beispiel in Form von Überschüssen oder Garantien im Neugeschäft.
Autor: VW-Redaktion,
Anmerkung der Redaktion: Die kursiven Werte wurden angepasst, nachdem Policen Direkt nach der Veröffentlichung „korrigierten Werte“ nachmeldete.