Württembergische sieht die öffentliche Hand bei der BSV in der Pflicht
Die Diskussion um den möglichen Schutz der Betriebsschließungsversicherung (BSV) bekommt nach Einschätzung der Württembergischen Versicherung zu viel Aufmerksamkeit. „Wir entscheiden nicht pauschal, ob die Betriebsschießungsversicherung greift oder nicht“, sagte Thomas Bischof, der im W&W-Konzern die Versicherungsaktivitäten verantwortet, am Montag bei der Bilanzpressekonferenz des Konzerns.
„Wir versuchen mit jedem Kunden gemeinschaftlich eine bestmögliche Lösung zu finden.“ Wie andere Versicherer hat auch der W&W-Konzern seine Regeln für Stundungen, Änderungen der Zahlungsweise, Summenanpassung oder die Stilllegung von Kraftfahrtzeugen im Zuge der Corona-Krise verändert.
Nach Einschätzung von Bischof steht die öffentliche Hand bei den Schließungen in der Verantwortung. Versicherungszweck der BSV sei der Ersatz bei Schließung bei infolge von Verseuchung und nicht bei behördlich angeordneter Unterbrechung von Infektionsketten. Auf Nachfrage berichtet er von vielen Gesprächen, die derzeit zu diesem Thema auf der Verbandsebene geführt würden. Bischof führte Aussagen der Wirtschaftsverbände an, wonach nur ein Prozent der Unternehmen eine BSV abgeschlossen haben. Betroffen von der Schließung seien nur Hotels und Gaststätten.
Auch für 2020 hält die W&W-Gruppe „grundsätzlich“ an ihrem mittel- und langfristigen Ergebniskorridor von 220 bis 250 Mio. Euro fest, wie Konzernchef Jürgen A. Junker bei der Vorlage des Geschäftsberichtes sagte. Die Aktionäre erhielten für 2019 in Absprache mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine unveränderte Dividende von 65 Cent je Aktie. Mit Blick auf schlechten Zeiten habe man die Dividende in den letzten Jahren nicht erhöht. Nun wolle man sie auch nicht senken, so Junker. „Ob wir sie aber auch 2020 halten können, ist unklar, aber wir haben Ambitionen.“
Sollte die Corona-Krise deutlich länger anhalten, sei ein Ergebnisrückgang unter dieses Niveau zu erwarten. Noch seien beim Neugeschäft oder bei den Eingängen insgesamt keine Änderungen zu sehen. Für das Kapitalergebnis hofft man für die nächsten Wochen auf Besserung der Märkte. Dies bezieht sich vor allem auf Unternehmensanleihen, denn das Aktienexposure sei 2019 reduziert und im Wesentlichen abgesichert worden.
Dank eines „erneut sehr guten versicherungstechnischen Ergebnisses“, Kostendisziplin und einem höheren Finanzergebnis hat der Konzern 2019 sein Nachsteuerergebnis um 16 Prozent auf 249,1 Millionen Euro gesteigert. Beim Finanzergebnis von 2,35 (1,25) Milliarden Euro gab es 2019 jedoch „Rückenwind“. Dort wurde von einem deutlich verbesserten Bewertungsergebnis auf festverzinsliche Wertpapiere und Eigenkapitaltitel profitiert. Dieser Effekt wurde mit netto rund 40 Millionen Euro angegeben, die sich so 2020 voraussichtlich nicht mehr wiederholen werden. Die Schaden- und Kostenquote betrug brutto 89,4 (89,5) Prozent.
Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Lebensversicherungsgeschäft hält Bischof für eher gering. Das SHUK-Geschäft werde unterschiedlich betroffen sein, aber in der Summe lasse sich dies beherrschen. Für die Krankenversicherung rechnet er mit leicht höheren Kosten infolge eines unterdurchschnittlichen Marktanteils bei der Vollkostenversicherung.
Die Risiken für das Bauspar- und Baufinanzierungsgeschäft hängen nach Aussagen von CFO Michael Gutjahr vor allem von der Länge der Corona-Krise ab. Generell sei der Konzern eher in den „Speckgürteln“ und im ländlichen Raum engagiert und nicht in den Ballungszentren, in denen es bereits zu Übertreibungen gekommen sei.
Im Geschäftsjahr 2019 nahmen die gebuchten Bruttobeiträge um knapp 6,3 Prozent auf 4,32 Mrd. Euro zu; davon entfielen 2,37 Mrd. Euro auf Personen- (plus 5,8 Prozent) und 1,95 Mrd. Euro auf Kompositversicherungen. Die Baufinanzierungen erhöhten sich insgesamt um 10,9 Prozent auf 6,96 Mrd. Euro.
In der Baufinanzierung stieg das Neugeschäft um rund 14 Prozent auf 6,3 Mrd. Euro. Den hohen Zuwachs begründet Junker unter anderem mit Produktverbesserungen, neuen Betreuungskonzepten für großvolumige Baufinanzierungen und schnelleren Abwicklungsprozesse. Das Brutto-Bausparneugeschäft fiel leicht auf 13,5 Mrd. Euro (2018: 13,7 Mrd.). Das Neugeschäft in Leben wuchs auf 3,71 Mrd. Euro (2018: 3,4 Mrd.) Beitragssumme.
Autorin: Monika Lier