Allianz will auf Quartalsberichte verzichten
Die Allianz will künftig auf Quartalsberichte verzichten. Wie der Versicherer gegenüber der Wirtschaftswoche bestätigte, befinde man sich nun in entsprechenden Gesprächen mit der Deutschen Börse. Begründet wird dieser Vorstoß mit neuen Bilanzstandards, auf welche die Branche 2023 umstellt.
Gerade in den Übergangsjahren mache dies Quartalsberichte aufwendig und kompliziert, so ein möglicher Grund. Hintergrund ist der Umstand, dass die Deutsche Börse neben Halbjahresberichten zur Geschäftsentwicklung auch zum Ende des ersten und dritten Quartals verlangt. Sollte es zwischen der Allianz und der Deutschen Börse in dieser Frage keine Einigung geben, droht im ungünstigsten Fall der Rauswurf aus dem Dax.
Einen ähnlichen Fall gab es laut Bericht bereits 2001, als der Automobilkonzern Porsche aus dem MDax geflogen ist. Grund dafür war die Entscheidung des damaligen Konzernchefs Wendelin Wiedeking, künftig keine Quartalsberichte mehr erstellen zu wollen.
„Eine dürre, weiter abgespeckte Quartalsmitteilung ist keine Option. Eine echte Vereinfachung bringt nur die Aufgabe der Berichterstattung über das erste und dritte Quartal“, wird ein Unternehmenssprecher im Handelsblatt zitiert. Einen Rauswurf aus dem Dax will die Allianz aber wohl nicht riskieren: „Damit würden beide verlieren – die Börse und wir“.
Die Gründe scheinen für die Allianz jedenfalls handfest: „Zwecks Vergleichbarkeit mit Vorjahresquartalen im Jahr 2023, müssen diese schon im Jahr 2022 nach IFRS 17 erstellt werden, während 2022 noch der alte IFRS-Standard gilt. Das heißt 2022 würde man nicht nur vier Quartalsabschlüsse wie üblich machen, sondern acht. IFRS 17 ist eine (willkommene) Revolution in der Rechnungslegung der Versicherer. Der Aufwand ist allerdings sehr hoch“, betont eine Allianz-Sprecherin gegenüber VWheute.
Daher sei man „in konstruktiven Gesprächen. Es handelt sich hier um ein Branchenthema, das alle europäische Versicherer betrifft. Allerdings ist es zum Beispiel in Frankreich schon gang und gäbe, das man nur einen Halbjahres- und einen Gesamtjahresabschluss macht. Speziell für Versicherer ist ein einzelnes Quartal als Abschluss nicht sonderlich aussagekräftig, um den fundamentalen Geschäftsverlauf eines Jahres zu verstehen.“
Auch die Deutsche Börse zeigt sich laut Medienberichten jedenfalls gesprächsbereit: „Im Rahmen unseres regelmäßigen Austauschs mit allen Marktteilnehmern sprechen wir derzeit auch intensiv über mögliche Veränderungen der geltenden Rechnungslegungsstandards und die Auswirkungen auf Emittenten“, wird ein Sprecher im Handelsblatt zitiert.
Zudem wolle die Börse Finanzkreisen zufolge auch die Stimmungslage unter anderen Dax-Unternehmen zu den Quartalsberichten ausloten. Von der Änderung des IFRS-Standards für die Versicherer ist auch der Münchener Rückversicherer Munich Re betroffen.
Autor: VW-Redaktion
Warren Buffett (Berkshire Hathaway) hält auch nichts von Quartalsberichten und eigentlich würden es halbjährliche Statements auch tun.