Europas Pensionskassen sind nicht ausreichend für Krisen ausgestattet
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Westhafentower in Frankfurt am Main: Sitz der Eiopa. Bildquelle: Bruno Glätsch auf Pixabay

Die Pensionskassen haben bekanntlich schon bessere Zeiten gesehen. Ein aktueller Stresstest der europäischen Finanzaufsicht Eiopa hat ernüchternde Ergebnisse geliefert: „Bei einem Krisenszenario würde fast ein Viertel ihres Anlagevermögens vernichtet, insgesamt etwa 270 Mrd. Euro, konstatieren die Finanzaufseher.

In der aktuellen Untersuchung ging es um eine plötzliche Neubewertung von Risikoprämien, um einen Zinsschock bei Papieren mit kurzen Fälligkeiten und einem einmaligen, unverhofften Anstieg der Börsenkurse im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres. Deren Auswirkungen hat die Eiopa bei 176 Pensionskassen aus 19 europäischen Ländern untersucht.

Das Ergebnis: Insgesamt würden so rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus den teilnehmenden Ländern verloren gehen, haben die Aufseher errechnet. Für die Pensionskassen würde dies einen Verlust von 173 Mrd. Euro bedeuten. Zudem müssten die Träger mit 49 Mrd. Euro einspringen.

Die deutschen Pensionsaktuare warnen indes davor, aus den Ergebnissen des Stresstestes voreilige Schlussfolgerungen über die Situation der deutschen Pensionskassen und Pensionsfonds zu ziehen. „Die Zahlen sind im Kontext der vorgegebenen Systematik der Eiopa zu bewerten und dürfen nicht unreflektiert verwendet werden“, betont Friedemann Lucius, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS).

Zudem sei die Aussagekraft „der Ergebnisse über die langfristige Finanzkraft der hiesigen Pensionseinrichtungen und ihrer Trägerunternehmen ist aber begrenzt“, so Lucius weiter.  So begrüßen es die Pensionsaktuare zwar, eine länderübergreifend größere Transparenz über die Situation der EbAV zu schaffen. „

„Der jetzt gewählte EU-weit einheitliche und damit allgemein gehaltene Ansatz kann die lokalen Besonderheiten der betrieblichen Altersversorgung aber nicht in der erforderlichen Differenzierung abbilden“, betont Lucius. Dieser nationale Blick sei aber wichtig, da die EbAV hauptsächlich lokal agierten und entsprechend nach nationalen Aufsichtsvorgaben gesteuert würden.

„Es gibt keine Handvoll grenzüberschreitender bAV-Einrichtungen. Von daher muss kritisch hinterfragt werden, inwieweit überhaupt ein gesamteuropäischer Rahmen geschaffen werden muss, der alle Einrichtungen über einen Kamm schert“, erläutert Lucius.

Autor: VW-Redaktion

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