Arag gewinnt erneut Marktanteile im Rechtsschutz zurück und stärkt die Krankenvollversicherung
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Paul-Otto Faßbender. Quelle: lie

Bei der Arag Krankenversicherung AG boomt das Neugeschäft seit der Einführung einer neuen Produktfamilie im Vollkostenbereich im Herbst. „Momentan kommen wir draußen überwältigend an“, berichtete Kranken-Vorstand Dr. Roland Schäfer in einem Pressegespräch. Alle gängigen Vergleichsprogramme hätten die neuen Tarife „oben“ gelistet. Die Resonanz von den Vertrieben sei positiv. Es gebe sogar Anfragen von den Vertrieben, die das eigentlich erst für 2020 geplante Produkt noch nicht hätten. Es sei ein Pull-, keine Push-Situation in der Vollkostenversicherung entstanden.

Die Arag Kranken hat etwa rund 46.000 Vollversicherte im Bestand und macht 67 Prozent ihres Geschäftes mit Zusatzversicherungen. Konkret wurden im letzten Quartal rund 1.000 Vollkostentarife neu abgeschlossen. Damit dürfte das Neugeschäft für das gesamte Jahr 2019 um voraussichtlich 20 Prozent wachsen. Die Beiträge werden vor allem getrieben durch das Neugeschäft um 4,7 Prozent auf 391,4 Millionen Euro zulegen.

Die Arag hatte mit „MedExtra“ und „MedBest“ die Lücken in ihrer Tarifreihe „Komfort“ geschlossen und sich im „gehobenen Komfort-Segment“ beziehungsweise „Premium-Segment“ platziert. Diese Zielkunden machten nur 15 bis 20 Prozent des Marktes aus. „Wenn man dann insgesamt aber auf einen Anteil im gesamten Markt von 1,5 Prozent kommt, ist das schon viel“, so Schäfer. Den Erfolg sieht er in der „Besetzung des effektiven Rands“. Nach der Leistungsbewertung von Morgen & Morgen sei nämlich kein Produkt mit gleicher Leistung günstiger bzw. kein Produkt mit gleichem Preis leiste mehr.

Aber auch in der Komposit und in der Hauptsparte Rechtsschutz kommt die Gruppe offenbar gut voran. „Das Geschäftsjahr 2019 wird deutlich besser verlaufen, als wir es erwartet und auch geplant haben“, sagte Konzernchef Paul-Otto Faßbender. Die Beitragseinnahmen dürften nach bisherigen Schätzungen 2019 um sechs Prozent auf 1,75 Mrd. Euro zulegen.

Dabei wird mit einem Plus um 7,5 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro das deutsche Geschäft stärker wachsen als der heimische Markt insgesamt. 45 Prozent des Geschäftes akquirieren Makler und 32 Prozent die Ausschließlichkeit. Die Zahl der Kunden, die online abschließen, stieg erneut um 14 Prozent. Damit sind nun 13 Prozent reine Online-Kunden, von denen rund die Hälfte über Vergleichsportale zur Arag kommt. 

Das gesamte Rechtsschutzsegment wächst 2019 voraussichtlich um acht Prozent auf 1,086 Mrd. Euro. Im Inland legt der Rechtsschutz überdurchschnittlich um 5,8 auf 394 Mio. Euro zu. Damit steigt der Marktanteil auf 9,7 (9,2) Prozent.

Nach Aussage von Faßbender wird eine „sehr gute“ Ertragslage erwartet, dank der man die Schadenreserven konservativ erhöhen werde, weshalb die versicherungstechnischen Erträge unterhalb des Vorjahres von 97,4 Mio. liegen werden. „Ohne diese Dotierung würden wir einen versicherungstechnischen Gewinn von knapp 100 Millionen Euro ausweisen“, so Faßbender. Die Combined Ratio beziffert er auf 89,6 (88,6) Prozent. Die Kapitalanlagen dürften dank Zuschreibungen 155 (81,2) Mio. Euro Ergebnis bringen. Vor Steuern wird mit einem Gewinn von 100 (70,2) Mio. erwartet.

Ende Januar will die Arag ins Reiseversicherungsgeschäft in Deutschland einsteigen. Erfahrungen bringe man aus dem Geschäft in Spanien und Portugal mit, sagte Vorstand Matthias Maslaton. Zum üblichen Schutz in diesen Paketen wird die Arag auch eine Rechtsschutzkomponente einfügen, die beispielsweise den Reisevertrags- und den Verkehrrechtsschutz beinhaltet.

Deshalb wird das Produkt „voll digital“ nur über den Direktvertrieb und nicht über die Reisebüros verkauft. Allerdings gehe der Trend in diesem Segment ohnehin weg vom Verkauf B2B2C. Besonderheiten seien ein „sehr weit“ definierter Personenkreis, eine altersunabhängige Kalkulation und der Verzicht auf Aufschläge für Reisen nach Canada oder in die USA. Die Jahresdeckung für eine Familie werde unter 300 Euro kosten, so Maslaton.

Autorin: Monika Lier

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