„Cyberversicherungspolicen stellen ein schwer einschätzbares Kumulrisiko dar“
Die Zahl der Cyberangriffe ist laut Digitalverband im vergangenen Jahr weiter gestiegen. So verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach Cyber-Policen weiter kontinuierlich ansteigt. Bernd Knof, Geschäftsführer bei Victor Deutschland, zeigt sich daher im Exklusiv-Interview mit VWheute überzeugt, „dass Cyber-Versicherungen für Unternehmer in baldiger Zukunft zu den wichtigsten Versicherungen zählen werden“.
VWheute: Die Nachfrage nach Cyberversicherungen steigt weiter kontinuierlich an. Dennoch scheint dieses Produkt noch immer ein Nischendasein zu fristen. Wie bewerten Sie die aktuellen Marktentwicklungen?
Bernd Knof: Die zunehmende Digitalisierung verändert unsere Welt und bietet Unternehmen viele Chancen, aber eröffnet auch die Möglichkeiten des Missbrauchs. Es vergeht kaum ein Tag ohne Berichte über Angriffe auf Webseiten, gestohlene Daten und Cyber-Erpressungsversuche. Es sind Risiken, die mittlerweile zu unserer digitalen Welt dazu gehören wie Computer zu Unternehmen.
Die daraus resultierenden Schäden können die Existenzen von Gesellschaften bedrohen. Aus diesem Grund beobachten wir eine zunehmende Sensibilität gegenüber Cyberrisiken, die eine deutlich steigende Nachfrage nach Cyber-Versicherungen bei Unternehmern in Deutschland nach sich zieht. Die aktuelle mediale Präsenz von Cyber-Vorfällen spielt hierbei natürlich eine tragende Rolle. Betrachten wir diese Entwicklungen, fällt es mir schwer bei Cyber-Versicherungen über eine „Nische“ zu sprechen.
Ich bin davon überzeugt, dass Cyber-Versicherungen für Unternehmer in baldiger Zukunft zu den wichtigsten Versicherungen zählen werden. Da es sich bei Cyber um komplexe Risiken handelt, stellt dies eine neue Herausforderung an Beratung und Vermittlung der entsprechenden Versicherungen dar. Die zunehmend digitalen Geschäftsmodelle heutiger Unternehmen sind sehr vielfältig und erhöhen das Spektrum potentieller Cyber-Risiken. Dies verlangt von Maklern im Beratungsgespräch viel Detailkenntnis.
Nach meiner Einschätzung führt dies zu einer de facto nicht zutreffenden Wahrnehmung einer langsamen Marktentwicklung im deutschen Cyber-Versicherungsmarkt, der sich seit drei Jahren jährlich verdoppelt, eine Tendenz, die auch noch einige Jahre so anhalten wird.
VWheute: Die Angebote an Cyberversicherungen sind derzeit vielfältig und komplex. Worin sehen Sie derzeit die Gründe für diese Entwicklung und wie sollte eine Cyberpolice Ihrer Meinung nach idealerweise aussehen?
Bernd Knof: Die Vielfältigkeit und Komplexität auf dem Markt hat hauptsächlich zwei Gründe: Einerseits die rasante Entwicklung von Cyber-Bedrohungen in Verbindung mit der starken medialen Wirkung und der damit einhergehenden Erwartung, schnell entsprechende Versicherungsprodukte in den Markt einzuführen.
Hinzu kommt, dass es keinen einheitlichen Spartenaufbau gibt. Versicherer ordnen den Zweig Cyber mal der Sparte Haftpflicht, mal den Financial Lines und mal den Technischen Versicherungen zu. Das Wording ist dann entsprechend der jeweiligen Spartenzuordnung aufgebaut.
Die Veröffentlichung der GDV Musterbedingungen erfolgte ebenfalls nicht unmittelbar, sodass diese nur noch geringen Einfluss auf die bereits bestehenden Bedingungswerke hatte. Diese beiden Gründe lassen einer homogeneren Landschaft im Bedingungs- und Tarifbereich kaum einen Raum. Aus diesen Gründen bin ich davon überzeugt, dass eine detaillierte Analyse der Individualität von Cyber-Risiken nicht mit der notwendigen Tiefe und Aufmerksamkeit durchgeführt wurde.
Dieses Versäumnis kann zu einem riskanten Pendel werden, da kaum ein Risiko individueller ist als das von Cyber. Daher war es für Victor maßgeblich, branchenorientierte Versicherungslösungen zu schaffen, die die spezifischen Cyber-Risiken jeder einzelnen Branche passgenau und umfassend berücksichtigen. Es war ein ebenso langwieriges wie herausforderndes Projekt. Jedoch zeigt sich jetzt deutlich, dass wir mit unseren branchenspezifischen Cyber-Versicherungen den richtigen Weg eingeschlagen haben.
VWheute: Zudem kritisieren Experten, dass der Reifegrad der Bedingungswerke in der Cyberversicherung noch gering sei. Worin sehen Sie die Ursachen und wie lässt er sich verbessern?
Bernd Knof: Meiner Meinung nach liegt dies an der vergleichsweise geringen Erfahrung der Versicherer mit den Cyberversicherungsprodukten. In anderen Sparten können auf Schadenstatistiken und Erfahrungswerte von Bedingungen aus mehreren Jahrzehnten zurückgegriffen werden, dies ist hier noch nicht der Fall. Grund hierfür ist einfach die Neuartigkeit des Risikos aber vor allem auch die hohe Dunkelziffer der Schäden, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Zusätzlich stellen Cyberversicherungspolicen ein schwer einschätzbares Kumulrisiko dar. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb sich Versicherer bei der Gestaltung von Versicherungsbedingungen und den entsprechenden Tarifen eher vorsichtig verhalten. Für mich war es daher von größter Bedeutung die große Unbekannte „Cyber-Risiko“ so gut wie möglich zu verstehen. Die größte Herausforderung dabei war, die individuellen Cyber-Risiken der jeweiligen Branchen zu differenzieren und in passgenauen Versicherungsbedingungen abzubilden. Das Ergebnis sind zwlf Branchenkonzepte, welche den bisherigen Marktstandard des „One fits all“ Bedingungswerks widerlegt.
Zwar haben ein Handwerksbetrieb oder Maschinenbauer ein ebenso hohes Cyber-Risiko wie der niedergelassene Arzt oder Rechtsanwalt, jedoch ist die Ausprägung im Risiko und damit des Schadenpotenzials völlig unterschiedlich: So sind z. B. die Auswirkungen einer Betriebsunterbrechung durch eine Cyber-Attacke beim Maschinenbauer deutlich anders als beim Rechtsanwalt.
Auf der anderen Seite ist das Schadenpotenzial bezüglich Datenschutzverletzungen bei einem Arzt signifikant anders als bei einem Handwerksbetrieb. Des Weiteren bezahlen zum Beispiel Steuerberater und Rechtsanwälte den teuren Prämienanteil der Absicherung stets mit, ohne diesem Risiko ausgesetzt zu sein. Dies ist nicht risikoadäquat.
Victor liefert hier mit dem Produkt „CyberVlex“ eine präzise Antwort mit passgenauen Branchenkonzepten, Bedingungswerken und Tarifen. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Online-Plattform „CyberDirekt“ bieten wir darüber hinaus unseren Kunden zusätzliche wichtige Serviceleistungen wie z. B.
- Online-basierte Cyber-Trainings für alle Versicherten
- Phishing-Simulationstest für einen Zeitraum von 12 Monaten
- Detaillierter Web-Security-Check für alle vom Kunden betriebenen Webseiten
- Erstellung eines Cyber-Notfallplans für jeden Versicherungsnehmer
VWheute: Eine aktuelle Umfrage von Assekurata kam jüngst zu dem Schluss, dass gerade im Industriegeschäft der digitale Vertrieb nur bedingt geeignet ist. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht der Vertrieb entsprechender Policen verbessern und worauf kommt es dabei Ihrer Meinung nach an?
Bernd Knof: Der Industriebereich zeichnet sich durch eine Vielzahl von höchst individuellen Risiken aus, was für eine standardisierte Herangehensweise auf einer digitalen Abschlussstrecke herausfordernd ist. Aber auch in der Industrieversicherungsbranche nimmt der Grad der Digitalisierung stetig zu.
Das liegt vor allem daran, dass die Unternehmenskunden sich der Wichtigkeit des digitalen Wandels bewusst werden und ihre Kernaktivitäten zunehmend digitalisieren, mit unmittelbarem Einfluss auf die Erfordernisse der Versicherungslösungen und fehlende Akzeptanz der Kunden für analoge Prozesse.
Die durch die Digitalisierung erzielbaren Skaleneffekte und Automatisierungen werden meines Erachtens zu einer anders verteilten Wertschöpfungskette führen. Entscheidender Wettbewerbsfaktor bleibt trotzdem meines Erachtens die individuelle Beratung, insbesondere auch für inhaltlich komplexe internationale Versicherungsprogramme, die aber zunehmend durch digitale Dienstleistungen unterstützt werden.
Mit verbesserter Technologie lassen sich kundenspezifische Prozesse leichter darstellen, was für Kunden einen hohen Nutzen darstellt. Der Wettbewerbsdruck steigt auch hier durch die Geschwindigkeit der Digitalisierung, die sich damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der Industrieversicherung entwickelt.
VWheute: Werfen wir wie immer einen kurzen Blick in die berüchtigte Glaskugel von VWheute: Welche Perspektiven sehen Sie für diese Produktkategorie in den kommenden drei bis fünf Jahren?
Bernd Knof: Die Bedeutung der Cyber-Versicherung wird sich in den nächsten Jahren stark erhöhen. Der steigende Wettbewerb wird dazu führen, dass sich die Prämien branchenweit reduzieren und sich mehr Versicherungsnehmer für eine dementsprechende Absicherung entscheiden werden. Durch die stetig wachsende Digitalisierung sowie der steigenden Skrupellosigkeit von Hackern und der enormen Entwicklungsgeschwindigkeit von Schadsoftware werden Cyber-Risiken weiterhin existenzbedrohend für Unternehmer sein.
Der Umfang einer Cyberpolice muss zukünftig mehr sein als eine klassische Versicherungs-Police. Die Neuartigkeit der Bedrohung und das fehlende Knowhow im Bereich von Cyberrisiken bei Versicherungsnehmern machen es erforderlich, dass Präventionsmaßnahmen und Hilfestellungen vor dem Schadenfall in der Police inkludiert sind. Darüber hinaus muss der Versicherungsnehmer auch nach der Auszahlung einer Versicherungssumme weiter „an die Hand genommen“ und unterstützt werden. Das Ziel muss ganz klar sein. Das Angebot einer bedarfsgerechten und passgenauen Absicherung wird im Cyber-Produkt verbunden mit dem Service und der effektiven Problemlösung für den Kunden.
Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.
Victor hat hier mit den separaten AVB für 12 Branchen ein ebenso einleuchtendes, naheliegendes wie neues Konzept vorgelegt, das Maklern die Arbeit erheblich erleichtert, zumal in Kombination mit Trainings-/und Präventionsmaßnahmen (3/4 der Cyberschäden kommen meist unwissentlich, manchmal vorsätzlich, von eigenen Mitarbeitern) der neutralen CyberDirekt Plattform.
Macht natürlich nur Sinn im Bereich kleinere KMU/Gewerbe, größere brauchen handverlesenes Underwriting. Aber im kleinen/mittleren KMU Bereich ist ohnehin das bei weitem meiste Potential und ein Abschluss einer Cyberpolice ist via CyberDirekt inkl. Beratungsdokumentation innerhalb einer Viertelstunde zu bewerkstelligen (selber als Makler getestet).