Wefox zieht Schlussstrich in Deutschland, Ecclesia betritt Neuland

Die Maklergruppe Ecclesia hat ihren Sitz in Detmold. Bildquelle: Ecclesia

Der im Juni beschlossene Rückzug von Wefox aus dem deutschen Markt nimmt Formen an. Der auf Fahrrad- und E-Bike-Versicherungen spezialisierte Assekuradeur Assona, der seit 2021 zu Wefox gehört, wird an den Makler Ecclesia verkauft. Zugleich trennt sich das Unternehmen von seinen hiesigen Versicherungsvermittlungs-Aktivitäten und vom Bestand des Berliner Maklers 123versichert.de. Gegenüber VWheute erklärte die Ecclesia, wie es nach der Übernahme mit Assona weitergehen wird.

Mit dem Verkauf von gleich mehreren Unternehmensteilen macht Wefox ernst mit seiner Ankündigung, sich vom deutschen Markt zurückziehen zu wollen. Mit diesen Transaktionen sei der Ausstieg aus dem deutschen Markt weitgehend abgeschlossen, teilte Wefox mit.

Der neue Eigentümer – der Detmolder Makler Ecclesia – wollte auf Nachfrage von VWheute keine Angaben zum Kaufpreis machen, ebenso wenig Wefox. Brancheninsider gehen allerdings davon aus, dass bei Wefox deutlich weniger Geld ankommen dürfte als die rund 100 Mio. Euro, die das Insurtech laut Schätzungen im Jahr 2021 für Assona auf den Tisch gelegt hatte. Das Start-up musste Geld in die Kasse holen, um die Chance auf den Fortbestand seiner Existenz zu wahren.

Trotz eines deutlichen Preisabschlags, von möglicherweise bis zu 50 Prozent, stellt der Zukauf für Ecclesia ein Wagnis dar. Denn mit dem Fahrrad- und E-Bike-Versicherungsgeschäft über den Fachhandel, das Assona neben der Absicherung für elektronische Geräte betreibt, hat der Makler bisher nichts zu tun gehabt.

Doch genau das scheint für Ecclesia-CEO Jochen Körner den Reiz auszumachen: „Mit dem Zukauf von Assona erweitern wir ganz gezielt unsere Wertschöpfungskette und erhalten insbesondere im Bereich der Assekuradeure weiteres Spezial-Know-how“, erklärte Körner in einer Mitteilung. Und dieses Spezialwissen soll auf die gesamte Unternehmensgruppe abstrahlen, so das Credo des Managers.

Man sei überzeugt, dass das Fahrrad ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Mobilitätswende sei, insbesondere in Großstädten, so Körner. Dabei sei Assona, dass sich in den vergangenen Jahren eine führende Marktposition bei Zweiradversicherungen aufgebaut habe, ein wichtiger Akteur im Markt für Fahrräder und E-Bikes.

Der Spezialassekuradeur kümmert sich von der Policierung über die Schadenbearbeitung bis hin zur Schadenregulierung um die gesamte Wertschöpfungskette. Das Unternehmen zählt in Deutschland und Österreich insgesamt 2,2 Millionen Kunden. Am Standort in Berlin sind rund 95 Mitarbeiter beschäftigt, die nach Angaben von Wefox komplett übernommen werden.

Bleibt die Marke Assona erhalten?

Was die neuen Besitzverhältnisse für die Belegschaft und für die Unternehmensmarke auf längere Sicht bedeuten, wird sich zeigen. Ob Assona als Marke bestehen bleiben wird, dazu wollte sich die Ecclesia auf Nachfrage von VWheute noch nicht festlegen. Da die Ecclesia-Gruppe ein Multimarkenunternehmen sei, sei es grundsätzlich denkbar, dass die Marke Assona erhalten bleibe, erklärte eine Sprecherin. Man könne zu diesem Zeitpunkt aber keine abschließende Aussage dazu tätigen, hieß es weiter.

Fakt ist, dass die beiden Assona-Geschäftsführer Christopher Kampshoff und Uwe Hüsch auch nach der Übernahme auf der Kommandobrücke verbleiben und den operativen Geschäftsbetrieb unter dem Dach der Ecclesia-Gruppe fortführen. „Die Ecclesia eröffnet uns neue Marktzugänge. Wir wollen das Unternehmen auf der Produktseite in den kommenden Jahren noch breiter aufstellen und die Erfolgsgeschichte der Assona fortschreiben“, wird Uwe Hüsch in der Mitteilung zitiert. Hinter der Firma agieren Branchengrößen wie R+V, Ergo, Barmenia, Condor und die Mannheimer als Partner bzw. Risikoträger.

Wie diese „neuen Marktzugänge“ konkret aussehen könnten, dazu erklärte die Ecclesia auf Nachfrage, dass das Maklerunternehmen über „ein starkes Kundenportfolio aus unterschiedlichen Branchen“ verfüge. Durch ihre Zugehörigkeit zur Ecclesia-Gruppe erhalte Assona somit Marktzugang zu diesen Kunden. Zur Kernkundschaft des Detmolder Unternehmens zählen neben Einrichtungen der Sozialwirtschaft, des Gesundheitswesens, Kirchen und kirchliche Institutionen auch Unternehmen aus der Industrie.

Für Wefox bedeutet der Deal wiederum, dass frisches Geld in die angeschlagene Wefox-Gruppe fließt. Die im Juni beschlossene Neuausrichtung des Makler- und Vertriebsunternehmens sieht vor, dass sich Wefox auf „profitable Marktpositionen“ konzentriert – und diese im deutschen Versicherungsmarkt offenbar nicht vorfindet.

Gleichwohl beteuert Wefox in einer Mitteilung, dass die Assona GmbH nicht nur ihre führende Position im Vertrieb von Versicherungen für E-Bikes und Fahrräder über den Fachhandel weiter ausgebaut habe, sondern auch ihre Profitabilität deutlich gesteigert habe. Unter dem Dach von Ecclesia werde der Assekuradeur seine erfolgreichen Affinity-Vertriebspartnerschaften weiter pflegen, heißt es seitens der Füchse.

Damit nicht genug verkündet Wefox außerdem, dass die Wefox Germany Holding GmbH ihre Versicherungsvermittlungs-Aktivitäten im deutschen Markt durch den Verkauf einer Tochterfirma auf die IWV Versicherungsservice AG übertragen habe. Das Unternehmen mit Sitz in Winnenden versteht sich als Maklernetzwerk, dem über 3.500 angebundene Makler angehören. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Abwicklungs- und Beratungskonzepte im Bereich Kranken- und Krankenzusatzversicherungen.

Die IWV Versicherungsservice AG übernimmt den Kundenbestand, Teile des Maklernetzwerks von Wefox und der Vertriebsteams sowie einen Teil der Belegschaft. Auf Nachfrage bestätigte Wefox außerdem, dass der Bestand des 2021 hinzugekauften Berliner Maklers 123versichert.de ebenfalls an die IWV Versicherungsservice AG verkauft wurde.

Mit diesen Transaktionen werde der angekündigte Ausstieg von Wefox aus dem deutschen Markt im Rahmen der laufenden strategischen Neuausrichtung der Wefox-Gruppe weitgehend abgeschlossen, teilte das Unternehmen mit. Das Kapital Deutschland ist damit für die Füchse beendet – es blieb glücklos, birgt aber womöglich die Chance für einen Neuanfang.

Autor: Lorenz Klein

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