W&W kassiert Ergebnisprognose

W&W-Campus in Kornwestheim. Bildquelle: W&W

Die Wüstenrot & Württembergische AG muss angesichts außergewöhnlicher Belastungen durch Unwetter in der Elementarversicherung und höheren Schäden in der Kfz-Sparte das Konzernergebnis nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS für die Geschäftsjahre 2023 und 2024 stark herunterschrauben. Die Prognose für das HGB-Ergebnis bleibt bestehen. Ob der Versicherungs- und Bausparkonzern nun aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen muss, ist ungewiss. Gegenüber VWheute erklärt das Unternehmen, dass Effizienz- und Kostenmaßnahmen weitergeführt werden.

„Bei gestiegenem Neugeschäft sorgen die Zunahme an Unwetterereignissen und höhere Schadenaufwendungen insbesondere in der Kraftfahrtversicherung 2023 dafür, dass das IFRS-Konzernergebnis unterhalb des mittelfristigen Zielkorridors von 220 bis 250 Mio. Euro liegen wird“, heißt es aus Kornwestheim in einer Ad-hoc-Mitteilung. Das W&W-Management um CEO Jürgen Junker kommuniziert nun einen Wert in der Bandbreite von 130 bis 160 Mio. Euro.

Im ersten Halbjahr lag das IFRS-Ergebnis bei 180,7 Mio. Euro und damit um 35 Mio. Euro höher als im Vorjahreszeitraum. In der Schaden-/Unfallversicherung verzeichnete W&W einen Zuwachs im Neugeschäft (Jahresbestandsbeitrag, Neu- und Ersatzgeschäft) von 23,7 Prozent auf 260,1 Mio. Euro (HJ 2022: 210,3 Mio. Euro). Die Combined Ratio lag mit 92,5 Prozent knapp über dem Wert des vergleichbaren Vorjahreszeitraums (HJ 2022: 91,2 Prozent). Geglänzt hatte vor allem die Wüstenrot Bausparkasse, wo das Brutto-Neugeschäft nach Bausparsumme mit 10,83 Mrd. Euro um 27,3 Prozent (HJ 2022: 8,51 Mrd. Euro) zulegte.

Auch die Stimmung in Management und Führungsetage war mit Blick auf Performance und strategischem Kurs zuletzt positiv, wie VWheute aus internen Kreisen weiß.

Ob nun konkrete Gegenmaßnahmen wie deutliche Preiserhöhungen in Kfz eingeleitet werden, ist bislang offen. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte die W&W vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen nur, dass man bestehende „Effizienz- und Kostenmaßnahmen weiterführen“ wolle. Zudem seien die Preise in Kfz bereits 2023 angepasst worden.

Experten zufolge habe es die Branche in der mittlerweile defizitären Kfz-Sparte verpasst, die Prämien in den letzten Jahren adäquat anzuheben. Deutliche zweistellige Erhöhungen scheinen jetzt unausweichlich. Zumindest müsste es so sein, wollen die Versicherer wieder Geld verdienen.

Hannover-Rück-Manager erklärte zuletzt im Gespräch mit VWheute, dass man selbst mit zweistelligen Prämienerhöhungen immer noch nicht im Entwarnungsbereich sei. „Selbst wenn man die Combined Ratio ausgleichen könnte und auf null kommen würde, müsste man die Inflation im nächsten Jahr hineinrechnen, die on top hinzukommt. Das heißt, man hinkt selbst mit einer deutlicheren Preissteigerung, wenn sie so eintritt, eigentlich immer hinter der Inflation her und wird immer dem Geld hinterherlaufen.“

Die W&W geht für das kommende Jahr aufgrund der inflationsbedingten Steigerung der Schadenaufwendungen sowie der anhaltenden Schwäche auf dem Immobilienmarkt von einem IFRS-Konzernergebnis über dem des Geschäftsjahres 2023, jedoch unter dem mittelfristigen Zielkorridor von 220 bis 250 Millionen Euro aus. Genaue Zahlen werden nicht genannt.

An der Prognose für das HGB-Ergebnis nach Steuern von 120 Mio. Euro für 2023 hält das Unternehmen fest. Für 2024 wird hier ein Ergebnis von 130 Mio. Euro erwartet. Das Unternehmen rechnet weiter mit Dividendenkontinuität sowie einer positiven Neugeschäftsentwicklung.

Die Rechnungslegung nach Handelsgesetzbuch und International Financial Reporting Standards gehören zu den bekanntesten Formen. HGB regelt die Rechnungslegung national, IFRS ist ein internationaler Standard – und vor allem für Unternehmen innerhalb der Europäischen Union. Das HGB verfolgt den Gläubigerschutz als obersten Grundsatz. Beim IFRS steht der Investorenschutz im Fokus. Hier werden dem Kapitalmarkt Informationen zur Verfügung gestellt, die Investoren für Anlageentscheidungen benötigen.

Autor: Michael Stanczyk