Wie lukrativ ist das Geschäft mit der Nachhaltigkeit für die Versicherer?

Wie rund läuft es mit der Nachhaltigkeitspräferenzabfrage bei Vermittler? Assekurata hat dies aus der Perspektive der Verbraucher beleuchtet. Quelle: Yves Bernardi auf Pixabay

Der GDV ist davon überzeugt, dass der Markt für nachhaltige Versicherungsprodukte in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Ein Treiber werde die überarbeitete europäische Versicherungsvertriebsrichtlinie sein, mit der ab August 2022 das Thema Nachhaltigkeit in der Beratung zu Versicherungsanlageprodukten an Bedeutung gewinnt. Vermittler und Versicherer müssen dann ihre Kunden fragen, welchen Wert sie auf ökologische und soziale Aspekte sowie auf gute Unternehmensführung, also auf die sogenannten ESG-Kriterien legen. Perspektiven und Risiken.

„Eine klare Definition, wie nachhaltige Produkte auszusehen haben, gibt es noch nicht“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Schon jetzt verlangen gesetzliche Vorgaben wie die Energieeinspar-Verordnung beispielsweise, dass beim Wiederaufbau oder bei Reparaturen nach Schäden klimafreundlicher gebaut werden muss als noch vor Jahren. Das deckt zum Beispiel die Wohngebäude-Versicherung schon mit ab. Hier ist der Fortschritt quasi in die Produkte eingepreist.“

Auch in anderen Sparten gibt es seit einigen Jahren Ansätze, vor allem bei der Schadenregulierung eher auf Reparatur als auf Ersatz zu setzen und bei neuen Gegenständen Parameter wie Energieeffizienz zu beachten. Hier steht allerdings von den ESG-Kriterien vor allem das „E“ im Fokus. Noch in der Diskussion ist laut Asmussen ein Versuch in der Taxonomie-Verordnung, nachhaltige Versicherungsprodukte zu definieren. Auch Rating-Anbieter beginnen bei ihren Produktratings Nachhaltigkeit zu bewerten. Der GDV begleitet diesen Prozess mit seinen Gremien und zahlreichen Informationsveranstaltungen. Produktstandards sieht der Verband aus kartellrechtlicher Sicht allerdings mit Vorsicht.

„Die Entwicklung steht erst am Anfang, es gibt allerdings kein Unternehmen, das das Thema nicht auf dem Schirm hat“, urteilt er. „Vor allem die großen Player sind Vorreiter und sorgen für Bewegung in der Branche. Insgesamt sind wir nicht Getriebene, sondern Treiber der Entwicklung“, verspricht Asmussen.

Prämie kann durch Verhalten gesteuert werden

Als Treiber versteht sich auch die Greensurance Stiftung. „Versicherungsnehmer, die einen Green-Lifestyle pflegen – also sogenannte LOHAs für Lifestyle of Health and Sustainability – sollten grundsätzlich nur noch Versicherungsschutz von zukunftsorientierten Versicherungsgesellschaften in Anspruch nehmen“, rät Marcus Reichenberg, Gründer der Stiftung und des Maklerbetriebs gleichen Namens.  Welche Gesellschaften das sind, prüft die Greensurance-Stiftung zurzeit über das Ratingsystem Native, welches allen Maklern und Versicherungsnehmern ab 2022 zur Verfügung stehen soll.

Das Rating sei ein Non-Life-Rating und werde im ersten Schritt die größten und die im Markt auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Versicherer für einen Vergleich heranziehen. Reichenberg ist davon überzeugt, dass Mehrleistungen für nachhaltigen Schadenersatz keinen Mehrbeitrag erfordern. Die Versicherungsprämie könne darüber hinaus durch Nachhaltigkeitsverhalten der Versicherungsnehmer gesteuert werden.

Das bedeutet, durch klimafreundliches Verhalten oder Ausgleichszahlungen an die Stiftung können Bonuspunkte gesammelt werden, die sich günstig auf die Prämie auswirken. Schon seit 20 Jahren im Thema Nachhaltigkeit unterwegs ist laut dem Nachhaltigkeitsbeauftragten Stephan Bongwald die Barmenia. Man habe in der Vergangenheit viel zu wenig über die eigenen Erfolge berichtet, was man ändern wolle. Bei Sachversicherungen, berichtet er, können naturgemäß mehr ökologische Kriterien aufgenommen werden und bei den Personenversicherungen mehr soziale Komponenten, findet Bongwald. In der Kfz-Versicherung bietet die Barmenia einen CO₂-Nachlass und günstige Kilometertarife für Wenigfahrer, in der Hausratversicherung gibt es im Schadenfall ein Upgrade der Haushaltsgeräte auf die höchste Energieeffizienzklasse.

Ganz aktuell werden bei einer neuen Wohngebäudeversicherung im Schadensfall Mehrkosten durch energetische Modernisierung oder umweltschonende Baustoffe bezahlt. Fotovoltaikanlagen oder andere regenerative Wärmeanlagen, moderne Wärmeanlagen sowie Smart-Home-Anlagen und -Geräte sind eingeschlossen. Nachhaltigkeit müsse aber weitergedacht werden, meint er. „Es hilft nicht, wenn man einen kleinen Teil ins Schaufenster stellt und Nachhaltigkeit dran schreibt. Das ist keine echte Nachhaltigkeit, das ist Greenwashing“, so seine Meinung.

Eine eigene nachhaltige Marke hat die Versicherungsgruppe Die Bayerische mit Pangaea Life ins Leben gerufen und bietet ein breites Portfolio an konsequent nachhaltigen Geldanlage-, Vorsorge- und Sachversicherungsprodukten. Dazu zählen laut Daniel Regensburger, Geschäftsführer der Pangaea Life, Produkte der privaten Vorsorge in der dritten Schicht, der Basis-Rente, der Gewerbeversicherung und der betrieblichen Altersvorsorge. Nachhaltige Sachversicherungen werden in den Sparten Hausrat-, Haftpflicht- und Kfz-Versicherung für Elektroautos angeboten.

„Sämtliche Produkte der Pangaea Life fußen auf zwei Fonds, die in nachhaltige Sachwerte der beiden Zukunftsbranchen erneuerbare Energien – die Blue Energy Fonds – und nachhaltiges Wohnen – Blue Living Fonds – investieren“, erläutert er. „Rendite für die Kunden erwirtschaftet Pangaea Life somit ausschließlich auf Basis ökologischer, klimafreundlicher und sozialpositiver Investitionen.“ Nachhaltigkeit funktioniert nur mit absoluter Transparenz, ist er überzeugt. „Deshalb zeigen wir unseren Kunden genau, in welche Anlagen unsere Fonds investieren und was diese bewirken. Eine Transparenz, die andere Fondspolicen mit vorgeblich nachhaltigen ETFs und frei handelbaren Aktien großer Konzerne auf diese Weise kaum bieten können“, kritisiert er.

Laut Kevin Hollmann, Mitarbeiter im Maklerservice der NV-Versicherungen, bietet sein Unternehmen nachhaltige Versicherungen in den Sparten Hausrat, Haftpflicht für Privat, Tierhalter sowie Haus- und Grundbesitzer, Wohngebäude und Unfallversicherung an. „Bei Abschluss einer entsprechenden nachhaltigen Versicherung gibt die NV dem Kunden konkrete Leistungsversprechen“, erläutert er. Zum einen werde ein Baum pro Neuvertrag gepflanzt, zum anderen werden die verdienten Beiträge der jeweiligen „bessergrün“-Produkte zu 100 Prozent in nachhaltige Kapitalanlagen investiert. Eine Negativliste, in die kein Kapital investiert werden darf, sowie eine Positivliste, nach der Investitionen als nachhaltig eingestuft werden können, bieten Orientierung. Zudem werden nachhaltige Kapitalanlagen im jeweiligen Geschäftsbericht der NV ausgewiesen.

 Im Schadenfall könne der Kunde je nach Produkt von Mehrleistungen profitieren. Im Vergleich zu den gewöhnlichen Versicherungsprodukten sind die nachhaltigen Produkte geringfügig teurer, in der Regel zwischen drei bis fünf Euro jährlich, macht Hollmann deutlich.

Der GDV ist davon überzeugt, dass der Markt für nachhaltige Versicherungsprodukte in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Ein Treiber werde die überarbeitete europäische Versicherungsvertriebsrichtlinie sein, mit der ab August 2022 das Thema Nachhaltigkeit in der Beratung zu Versicherungsanlageprodukten an Bedeutung gewinnt. Vermittler und Versicherer müssen dann ihre Kunden fragen, welchen Wert sie auf ökologische und soziale Aspekte sowie auf gute Unternehmensführung, also auf die sogenannten ESG-Kriterien legen.

„Eine klare Definition, wie nachhaltige Produkte auszusehen haben, gibt es noch nicht“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Schon jetzt verlangen gesetzliche Vorgaben wie die Energieeinspar-Verordnung beispielsweise, dass beim Wiederaufbau oder bei Reparaturen nach Schäden klimafreundlicher gebaut werden muss als noch vor Jahren. Das deckt zum Beispiel die Wohngebäude-Versicherung schon mit ab. Hier ist der Fortschritt quasi in die Produkte eingepreist.“

Auch in anderen Sparten gibt es seit einigen Jahren Ansätze, vor allem bei der Schadenregulierung eher auf Reparatur als auf Ersatz zu setzen und bei neuen Gegenständen Parameter wie Energieeffizienz zu beachten. Hier steht allerdings von den ESG-Kriterien vor allem das „E“ im Fokus. Noch in der Diskussion ist laut Asmussen ein Versuch in der Taxonomie-Verordnung, nachhaltige Versicherungsprodukte zu definieren. Auch Rating-Anbieter beginnen bei ihren Produktratings Nachhaltigkeit zu bewerten. Der GDV begleitet diesen Prozess mit seinen Gremien und zahlreichen Informationsveranstaltungen. Produktstandards sieht der Verband aus kartellrechtlicher Sicht allerdings mit Vorsicht.

„Die Entwicklung steht erst am Anfang, es gibt allerdings kein Unternehmen, das das Thema nicht auf dem Schirm hat“, urteilt er. „Vor allem die großen Player sind Vorreiter und sorgen für Bewegung in der Branche. Insgesamt sind wir nicht Getriebene, sondern Treiber der Entwicklung“, verspricht Asmussen.

Autor: Elke Pohl

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