Unter Profis: Wie ein ehemaliger Fußballer den Weg in die Sportversicherung fand

Quelle: Bild von Phillip Kofler auf Pixabay

Die Fußball-Europameisterschaft ist vorbei. Vereine und Spieler bereiten sich auf die neue Saison vor – auch was den Risikoschutz angeht. Dieter Prestin kennt das Geschäft bestens, sowohl aus Sport- als auch aus Versicherungssicht. Für seine Kundschaft macht ihn das besonders wertvoll. Die Geschichte eines ehemaligen Profifußballers, der den Weg zur Sportversicherung fand.

Die älteren Fußballfans und vor allem die des 1. FC Köln erinnern sich mit Sicherheit an die Saison 1977/78, als es den Kölnern nicht nur gelang Deutscher Meister zu werden, der FC gewann auch noch den DFB-Pokal. Am 10. Bundesliga-Spieltag schoss Dieter Prestin, seit zwei Jahren beim Verein, beim Auswärtsspiel zwei Tore gegen den größten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach und trug so maßgeblich dazu bei, dass Gladbach auf den zweiten Platz verwiesen werden konnte. Bis 1987 kickte Prestin noch für seinen Heimatverein und brachte es auf insgesamt 246 Bundesligaeinsätze. Schon während seiner aktiven Zeit kümmerte er sich um zusätzlichen Versicherungsschutz, da er die 100.000-DM-Pflichtabsicherung bei Invalidität und Tod über den Verein als zu gering ansah. Fündig wurde er dabei nicht in Deutschland, sondern beim britischen Lloyd’s of London. Seit dieser Zeit verbindet ihn eine enge wirtschaftliche Beziehung zu dem britischen Versicherer.

Kaum Schadenfälle vor Gericht

Und noch eine weitere wichtige Kooperation stammt aus jener Zeit: die zur Gothaer Versicherung. Zuerst nur als Sponsor für den Verein und für ihn als Spieler aktiv, erblickt Dieter Prestin hier bald auch ein zweites berufliches Standbein. Schon einige Jahre vor dem unfreiwilligen Ende seiner Fußballerkarriere begann er 1983 nebenher eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Was zunächst nur als Ausgleich zum Fußball gedacht war, entwickelte sich dank seines Vertriebsinteresses schnell zu einer echten Geschäftsidee. Schon 1986 hatte er alle Spieler des 1. FC Köln unter Vertrag, er lernte Englisch, um besser mit dem britischen Partner verhandeln zu können.

Als er 1987 aufgrund einer schweren Verletzung die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste, managte er seinen eigenen Schadenfall und war erstaunt, wie schnell und unkompliziert Lloyd’s die Sache regelte und sein Geld auszahlte. „Die britischen Versicherer sehen Schadenfälle als Werbung für sich, während in Deutschland häufig nach Gründen zur Ablehnung gesucht und im Zweifel ein Prozess geführt wird“, erklärt er den Unterschied. Und so entschloss er sich, auf das Angebot der Gothaer für die Leitung einer lukrativen Bezirksdirektion zugunsten einer Ausgründung mit Namen Gothaer Sportversicherungsdienst GmbH zu verzichten. Hier
kooperierte er als Geschäftsführender Gesellschafter eng mit Lloyd’s und entwickelte gemeinsam mit ihnen Spezialversicherungsprodukte für Profifußball-Vereine und -Spieler.

Der Nachteil an der Sache: Die Gothaer bekam nicht viel von dem Geschäft ab, da das Gros über England lief, sodass er schließlich Anfang der 90er-Jahre die Anteile der Gothaer an dem Versicherungsdienst übernahm und die Firma in Dieter Prestin Sportversicherungsmakler GmbH umfirmierte.

„Die britischen Versicherer sehen Schadenfälle als Werbung für sich, während in Deutschland häufig nach Gründen zur Ablehnung gesucht und im Zweifel ein Prozess geführt wird.“

Dieter Prestin, Versicherungsmakler

1991 war der Start für eine seit gut 30 Jahren andauernden Erfolgsgeschichte, die sich unter anderem darin widerspiegelt, dass kein einziger der Schadenfälle vor Gericht ausgetragen werden musste, weder Vereine noch Spieler betreffend. Das hängt laut Prestin zum einen damit zusammen, dass schon bei der Gesundheitsprüfung so viel wie möglich klargestellt wird – etwa was Verletzungen bei Spielern betrifft –, sodass man saubere Verträge habe und im Schadenfall kaum Stress zu erwarten ist.

Dafür bietet Prestin eine Marktwertversicherung. „Aktuell können wir wohl die besten Prämien und Versicherungsbedingungen in Europa anbieten“, verspricht er. Zum einen können Vereine damit das Risiko absichern, dass mehrere Spieler etwa bei einem Busunfall oder Flugzeugabsturz sterben. „Dieses Kumulrisiko kann kaum ein Versicherer allein abdecken“, macht er klar. „Wir haben ein Konsortium von Versicherern als Partner, das selbst Gesamtwerte von über 500 Mio. Euro absichern kann.“

Sogar Risiken wie Selbstmord oder Alkoholeinfluss sind vom ersten Tag an versicherbar, ergänzt er. Auf der anderen Seite greift die Police auch dann, wenn Spieler durch Unfall oder Krankheit dauerhaft spielunfähig werden. Selbst sehr hohe Transfersummen können auf diese Art versichert werden. „Das ist ein sehr heißes Thema, für das wir Lösungen bieten, mit denen Verein, Spieler und Versicherer zufrieden sind“, so seine Einschätzung. Im Gegensatz zu vielen deutschen Anbietern schreibt Lloyd’s mit dem Produkt schwarze Zahlen.

Neben diesen Versicherungen für den Worst Case bietet Dieter Prestin für Vereine weitere Lösungen an, zum Beispiel Lohnfortzahlung an Spieler im Krankheitsfall, D&O, Gewinnspielabsicherung (etwa coronabedingter Ausfall von Spielen und anderen Events) sowie andere betriebliche Versicherungen wie Betriebshaftpflicht, Firmeninhalt, Elektronik, Cyber, Fuhrpark und Rechtsschutz. Für Spieler umfasst das Angebot neben Sportunfähigkeit und Krankentagegeld auch Krankenvoll- und -zusatzschutz sowie alles, was Fußballer:in ansonsten als Privatperson braucht, also von Altersvorsorge und Pflege über Hausrat, Wohngebäude, Kfz und Unfall bis hin zu Rechtsschutz, Reise und Cyber.

Ausbeutung der Sozialkassen?

Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) ist als gewerbliche Berufsgenossenschaft der größte Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Mehr als 1,2 Millionen Unternehmen zahlen Beiträge für neun Millionen Versicherte. Größter Beitragszahler ist die Zeitarbeitsbranche, aber auch 27.000 Berufssportler führt die VBG in ihren Akten, unter ihnen etwa 17.000 Fußballer und Fußballerinnen.

Aber der bezahlte Sport verursacht rund acht Prozent der Gesamtausgaben der VBG für Rehabilitation und Renten. Jährlich 95 Mio. Euro. Denn die Berufssportler sind statistisch viel öfter verletzt als normale Arbeitnehmer. Sogar Hobbyspieler können Lebensrenten erhalten. Auch wer nur abends und am Wochenende sein Lieblingssport ausübt, dafür aber mindestens 250 Euro im Monat bekommt, ist versichert.

Bei Verletzungen werden zur Berechnung der Entschädigung nicht nur die Einkünfte aus dem Sport berücksichtigt, sondern auch die aus seinem Hauptjob. Ferner verjähren die Ansprüche nicht, sie können noch nach Jahrzehnten geltend gemacht werden. Ideal für Sportler ist zudem, dass – im Gegensatz zu einer privaten Absicherung – die gesetzlichen Kassen niemand wegen einer Vorerkrankung ausschließen. Somit ist es fast unmöglich konkret zu beurteilen, welche Verletzung einen Dauerschaden verursacht hat.

Dieses System nutzen auch Millionäre aus. Von den Fußball-Weltmeistern 1990 bekam laut BVG etwa die Hälfte eine oder gar mehrere Renten. Einem Spieler der WM-Mannschaft von 2014 ist ebenfalls bereits eine Rente genehmigt worden. Auch die Politik beschäftigt sich inzwischen mit dem Thema, denn die Sportvereine klagen über steigende Beiträge für den Versicherungsschutz. Denn im Gegensatz zur Kranken- und Rentenversicherung, müssen bei der gesetzlichen Unfallversicherung die Arbeitgeber die Beiträge allein bezahlen.

Corona hat die Geschäfte der Dieter Prestin Sportversicherungsmakler GmbH nicht empfindlich getroffen. Zwar merkt sie schon, dass die Höhe der Absicherung sinkt, wenn Vereine weniger Einnahmen als bisher haben. Doch Prestin ist entschlossen, seinen Kunden bei den am 1. Juli beginnenden Verhandlungen keine steigenden Prämien wegen Corona anzubieten. Schließlich möchte er seine Kunden – derzeit sind es 20 Profifußballvereine und 350 Spieler – auch künftig mit hochwertigem Versicherungsschutz überzeugen.

Dafür pflegt er die Kontakte zu mehr als einhundert Kooperationspartnern – in der Mehrzahl Makler, aber auch Versicherer- die seit vielen Jahren die Produkte der GmbH verkaufen, zum Teil unter eigenem Logo. Mit den eigenen acht Mitarbeitern könnte er den Bedarf gar nicht allein befriedigen. Und er legt größten Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit seinen Versicherungspartnern, die selbst ungewohnte oder riskante Vorhaben mittragen, weil sie wissen, dass sie in Prestin einen Profi als Partner haben.

„Die wissen, dass unsere Produkte Hand und Fuß haben und dass sie damit Geld verdienen können. Dafür gehen sie auch mal ein Risiko ein“, erklärt er und ergänzt: „Die Jungs sind zufrieden mit uns.“ „Uns“ deshalb, weil Dieter Prestin seit drei Jahren nicht mehr alleiniger Geschäftsführer der GmbH ist, sondern sich die Verantwortung mit Sohn Marco teilt. Im Jahr 2010 eröffnete er eine zweite Dependance neben Köln.

Seit seinem Einstieg ins Geschäft ist Marco Prestin für die Kölner Niederlassung zuständig, während er sich selbst mit inzwischen 64 Jahren ins beschaulichere Burggen in Bayern zurückgezogen hat. Vor den künftigen, noch unbekannten Risiken des Profifußballs ist ihm nicht bange: Mit seinem Konzept kann er – bis auf ganz wenige Ausnahmen – praktisch jedes Risiko absichern.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der neuen Ausgabe des E-Vertriebsmagazins „Der Vermittler“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

11 + 5 =