Jörg Arnold im Interview: „Aus heutiger Sicht würden wir deutlich weniger Notfallpläne schreiben“

Jörg Arnold, Vorstandsvorsitzender der Swiss Life Deutschland. Quelle: Swiss Life

„Die Auseinandersetzung mit Corona hat bei vielen Menschen dazu geführt, dass sie sich tiefer gehend mit Fragen zu ihrer Gesundheit bzw. zu ihrer finanziellen Situation beschäftigt haben“, glaubt Jörg Arnold. Sein Unternehmen hat davon profitiert. Im Exklusiv-Interview mit der Versicherungswirtschaft spricht der Deutschlandchef der Swiss Life über Erkenntnisse aus einem Jahr Coronakrise und neue Perspektiven.

VWheute: Herr Arnold, wie laufen die Geschäfte? Eine kurze persönliche Einschätzung nach mittlerweile rund einem Jahr Corona.

Jörg Arnold: Anfang März hat die Swiss Life-Gruppe die Zahlen veröffentlicht und Swiss Life Deutschland konnte das Corona-Jahr 2020 mit einem Rekordergebnis in der Versicherung und in den Finanzvertrieben abschließen. Damit konnten wir die positive Entwicklung der letzten Jahre weiter ausbauen.

VWheute: Welche Produkte kommen aktuell gut an?

Jörg Arnold: Wir erleben derzeit eine sehr hohe Nachfrage nach modernen Vorsorgelösungen und nach einer persönlichen Qualitätsberatung, gerade auch bei jungen Menschen. Das Versicherungsgeschäft zeigt weiterhin einen Nachfragetrend nach fondsbasierten Altersvorsorgeprodukten, und eine leistungsstarke Arbeitskraftabsicherung erhält gerade jetzt für viele Menschen mehr Relevanz.

Gefragt sind innovative, flexible und gleichzeitig verlässliche Produkte, auf die die Kunden langfristig und in allen Lebenslagen vertrauen können. In unseren Geschäftszahlen zeigt sich das in einem Anstieg der Beitragseinnahmen auf 1.297 Mio. Euro und einem Anstieg der Neugeschäftsproduktion um 14 Prozent auf 4.069 Mio. Euro – damit ist 2020 das stärkste Neugeschäftsjahr in der Geschichte der Niederlassung.

„Ich gehe davon aus, dass wir zukünftig wieder stärker aus den beiden Standorten in Hannover und Garching herausarbeiten werden und damit auch die Reisetätigkeit zunimmt – auf das Niveau vor Corona werden wir aber nicht mehr zurückkehren, dafür haben sich virtuelle Formate zu sehr bewährt.“

Jörg Arnold, CEO Swiss Life Deutschland und Mitglied der Konzernleitung der Swiss Life-Gruppe

VWheute: Die Nachfrage nach Lebensversicherungen und Vorsorgeprodukten scheint im Fall von Swiss Life kaum spürbar beeinträchtigt worden zu sein. Worauf führen Sie das zurück?

Jörg Arnold: Auch wir hatten zu Beginn der Coronapandemie die Sorge, dass die Nachfrage zurückgeht, haben aber früh bemerkt, dass dies nicht der Fall ist. Vielmehr hat die Auseinandersetzung mit Corona bei vielen Menschen dazu geführt, dass sie sich tiefer gehend mit Fragen zu ihrer Gesundheit bzw. zu ihrer finanziellen Situation beschäftigt haben. Und die Zeit dafür war auch vorhanden, da der Ausfall von Freizeitaktivitäten viele Menschen dazu gebracht hat, sich aktiv anderen Themen zu widmen.

Gleichzeitig konnten unsere Finanzberaterinnen und Finanzberater über digitale Formate wie Videochats mit Rat und Tat zur Seite stehen. Unsere Infrastruktur stand in diesem Fall tatsächlich zur richtigen Zeit vollumfänglich zur Verfügung.

VWheute: Wie hat Corona die Unternehmenskultur verändert?

Jörg Arnold: Wir haben das vergangene Jahr beachtlich hinbekommen. Schon vor Corona investierten wir viel Zeit in unsere Unternehmenskultur, weil wir davon überzeugt sind, dass die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, den Unterschied macht. Und das wurde im letzten Jahr einmal mehr bewiesen. Aber natürlich sind die mit Corona verbundenen Kontaktbeschränkungen eine echte Herausforderung. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt die eigene Resilienz zu stärken, den informellen Austausch zu fördern und an der Weiterentwicklung der Kultur zu arbeiten. Das, was uns ausmacht – die Swiss Life-Kultur der Eigenverantwortung und des Füreinander – steht weiter im Vordergrund und hilft uns dabei sehr, und zwar egal, ob zu Hause, im Büro, in Kundengesprächen oder unterwegs.

VWheute: Gibt es als Folge von Corona auch Einsparungen? Stichwort Homeoffice, weniger Reisen, Verwaltung etc.?

Jörg Arnold: Tatsächlich haben wir Auswirkungen von Corona z. B. über die gesunkenen Reisekosten deutlich wahrgenommen. Ich gehe aber davon aus, dass wir zukünftig wieder stärker aus den beiden Standorten in Hannover und Garching herausarbeiten werden und damit auch die Reisetätigkeit zunimmt – auf das Niveau vor Corona werden wir aber nicht mehr zurückkehren, dafür haben sich virtuelle Formate zu sehr bewährt.

VWheute: Was erwarten und erhoffen Sie sich von 2021? Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Jörg Arnold: Zunächst einmal hoffe ich, dass die Coronapandemie bald zu Ende geht und das Leben wieder ohne Einschränkungen seinen Lauf gehen kann. Die Gesundheit der Menschen steht natürlich weiter an erster Stelle. Für die Versicherungs- und Finanzbranche wünsche ich mir, dass es uns gelingt, unseren wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und Zukunft der
Menschen weiter aufzuzeigen und das täglich bei unseren Kunden durch eine qualitativ hochwertige Beratung und verlässliche Produkte zu beweisen. Im Hinblick auf die Politik hoffe ich, dass wir bald die notwendigen Reformen für die Altersvorsorge in Angriff nehmen und dabei den Rahmen schaffen, um Menschen eine selbstbestimmte Vorsorge und Zukunft zu ermöglichen.

Die Fragen stellte VWheute-Chefredakteur Michael Stanczyk.

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen April-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Ein Kommentar

  • Ich bin so froh, dass es in der Pandemie keine Verlierer gibt. Zunächst sah ja die Situation sehr dramatisch aus. Doch dann kam der digitale Aufschwung. Ich meine, dass auch im Beitrag von Jürgen Arnold rauszulesen. Eine wunderbare Geschichte. Wir mit unseren weltweiten Netzwerken, verspüren ebenfalls keine Ausfälle. Im Gegenteil. Die Nachfragen steigen in einem kaum abzuarbeitenden Maße. Man könnte meinen, lass es für immer Coronern.

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