Continentale-Forum: Warum Digitalisierung einen positiven Einfluss auf die Beitragsentwicklung in der PKV hat

Marcus Kremer. Quelle: lie

Gesundheits-Apps sind in das Leistungsspektrum der Privaten Krankenversicherer längst einzogen, sollten nach Auffassung von Marcus Kremer aber nicht generell finanziert werden. Würden die Apps ärztlich angeordnet und seien medizinisch notwendig, könnten die Kosten Bestandskunden erstattet werden. „Bei Lifestyle-Apps haben wir dagegen andere Voraussetzungen“, sagte der Continentale-Vorstand am Dienstag beim von seinem Haus veranstalteten PKV-Forum in Köln. Grundsätzlich spreche viel für die auch „Diga“ genannten Apps.

Einige Krankenversicherer finanzieren sie beispielsweise bei der Behandlung Chronisch-Kranker wie etwa bei Diabetikern durch die Firma Mysugr. Bei der Erweiterung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Kassen durch das digitale Versorgungsgesetz ist geplant, diese in einer Übergangsphase weniger strikt auf ihre gesundheitlichen Nutzen zu überprüfen als Medikamente und ihnen zunächst von einer Nutzenhypothese auszugehen.

Ferdinand M. Gerlach fürchtet weniger die Wirkungen auf die Beitragsentwicklung für die Versicherten durch Apps als vielmehr medizinische Risiken. „Wenn ein Marktplatz auf Rezept verordnet wird, muss man wissen wie das wirkt. Da muss mit Augenmaß und Bedacht entwickelt werden“, sagte der Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe Universität und Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Da sich Apps schnell weiterentwickelten, sieht es zudem auch Kontrollprobleme.

Professor Dr. Jörg F. Debatin, der seit März 2019 als Chairman den Health Innovation Hub (hih) des Bundesministeriums für Gesundheit leitet, sprach sich dafür aus, dass auch bei digitalen Anwendungen an der Therapiehoheit der Ärzte zu nicht rütteln. „Manche Krankenkasse rät zu Apps, damit dann weniger zum Arzt gegangen wird.“

Die Continentale hat in ihrer jährlich bei ihrem PKV-Forum vorgelegten Studie in diesem Jahr besonderen Schwerpunkt auf die Einschätzungen der Bevölkerungen zur Digitalisierung in der Medizin gelegt. Ergebnis: 95 Prozent der Befragten akzeptieren eine Diagnose durch Künstliche Intelligenz entweder gar nicht oder nur, wenn auch der Arzt zusätzlich die Diagnose stellt. Apps unterstellen hingegen 62 Prozent, dass sie den Alltag von chronisch Erkrankten verbesserten, weil sie Aufgaben abnähmen. Zudem erhöhten sie das Gefühl von Sicherheit (52 Prozent).

Durch die Digitalisierung erwartet Kremer grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Kosten- und damit Beitragsentwicklung in der Privaten Krankenversicherung. „Sicherlich wird es anfänglich bei Diagnose und Therapie zu Kostensteigerungen kommen, aber je mehr sich die Digitalen Möglichkeiten erweitern, werden sie besser zu nutzen sein und die Kosten sinken. Es ist ein Blick in die Glaskugel, aber ich sehe die Chance, dass die Kosten sinken können.“

Autorin: Monika Lier