Fast 25 Prozent: Allianz Deutschland lebt von LV-Wachstum

Quelle: Allianz
Die Münchener machen vieles richtig. Ein sattes Plus im Bereich Lebensversicherung, ein kleiner Zuwachs in den Bereichen Sach- und Krankenversicherung und fertig ist das Ergebniswachstum. Mängel gibt es in den Halbjahreszahlen wenige.
Die Allianz ist mächtig stolz auf ihre digitalen Errungenschaften. Über die Hälfte der Pressemeldung handelt von den verschiedenen digitalen Erfolgen, die die Münchener vollbrachten. Das klingt dann in etwa so: „Unsere Digitale Agentur setzt schon heute Marktstandards“, erklärt Allianz Deutschland Chef Klaus-Peter-Röhler. „Sie holt die Kunden dort ab, wo sie unterwegs sind – im direkten Kontakt, aber auch online. Agenturen mit einem hohen Digitalisierungsgrad sind deutlich erfolgreicher bei der Neukundengewinnung, insbesondere bei jungen Kunden.“
Zu welchem Teil der Erfolg der Münchener tatsächlich von der digitalen Stärke ausgeht, kann wohl niemand sagen. Sehr wohl kann aber das Wachstum beziffert werden, diese Tabelle hilft dabei.

Quelle: Allianz
Wenn jemand das nächste Mal die Wörter Krise und Lebensversicherung kombiniert, könnte die Antwort darauf „nicht ganz 25 Prozent“ lauten. Die Allianz Lebensversicherung ist im ersten Halbjahr nämlich fast genau um ein Viertel gewachsen, abermals deutlich stärker als der deutsche Lebensversicherungsmarkt. Die Beitragseinnahmen stiegen auf 13,6 Milliarden Euro. Wer will Röhler widersprechen, der von einer „herausragenden Leistung spricht“.
In der Schaden- und Unfallversicherung setzt sich die erfolgreiche Entwicklung des Jahres 2018 im ersten Halbjahr 2019 fort. Die Beitragseinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,4 Prozent von 6,5 auf 6,7 Milliarden Euro. „Bereinigt man den Umsatz im ersten Halbjahr 2018 um den Direktversicherer AllSecur, der in den Zahlen von 2019 nicht mehr auftaucht und künftig in Allianz Direct aufgeht, betrug das Wachstum in der Sparte 5,6 Prozent.
Palimpalim in der Krankenversicherung. Insgesamt lag das Neugeschäft 8,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Getrieben wird diese Entwicklung auch durch die Pflegezusatzversicherung, die mit Dieter Hallervorden wirbt. In der Krankenversicherung sind die Beitragseinnahmen insgesamt um 2,8 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen. Und das obwohl die Allianz markante Abstriche bei der Zahl der Vollversicherten machen musste.
Obwohl der Umsatz in Kranken- und Lebensversicherung stieg, fällt das Ergebnis. Der Grund sind Sondereffekte, wie die Allianz erklärt. „Im ersten Quartal 2018 war das operative Ergebnis aufgrund eines Sondereffektes in der Lebensversicherung außerordentlich hoch. Entsprechend sehen wir nun auch im Halbjahresvergleich einen Rückgang beim operativen Ergebnis, obwohl der Umsatz gestiegen ist.“ Allerdings sein die Allianz mit den Zahlen in der Lebensversicherung „voll im Plan“. Zum sinkenden Operativen Ergebnis der Krankenversicherung schreiben die Münchener: „Dies ist ebenfalls auf einen Sondereffekt im Vergleichszeitraum 2018 zurückzuführen.“
Wenige Ärgernisse und die Zukunft
Es muss schon gesucht werden, wenn bei der Allianz Deutschland im ersten Halbjahr etwas Schlechtes gefunden werden will. So sankdas Kapitalanlagenergebnis um 0,1 Milliarden auf 5,7 Milliarden Euro und die Zahl der Beschäftigten sank ebenso leicht. Darauf angesprochen erklärte eine Sprecherin: „Wir möchten weiter wachsen, das ist unser Ziel. Dafür benötigen wir qualifizierte Mitarbeiter, zum Beispiel im Service für unsere Kunden und in innovativen Bereichen. Wie sich die Mitarbeiterzahlen dabei insgesamt in den nächsten Jahren entwickeln, können wir heute nicht im Detail beziffern.“ Im Schadenbereich kam es zu Aufwendungen von 273 Millionen Euro, die Belastungen lagen unter denen des Vorjahres. Die Combined Ration kann bei der Beurteilung der Effizienz des Unternehmens nicht helfen, diese werde „nur ganzjährig dargestellt“.
Kein Wunder, das die Münchener bei diesen Zahlen optimistisch in die Zukunft blicken. Die positive Umsatzentwicklung wird dabei „am stärksten von der Lebensversicherung“ getragen. Auf Nachfrage, ob das von Dauer sein kann, erklärte eine Sprecherin, dass der „Bedarf da ist“ und das Unternehmen mit „weiterer Stabilität“ rechne.
Ohne Eingriffe von Mutter Natur und Großschäden rechnet die Allianz laut der Pressemitteilung mit „einer auf hohem Niveau stabilen Ergebnisentwicklung“. Auf Nachfrage erklärten die Münchener exklusiv: „In der Lebensversicherung erwarten wir für 2019 ein weiterhin gutes Jahr. Darüber hinaus geben wir keine Einschätzungen ab.“
Der Plan, die Huk-Coburg als KFZ Primus abzulösen ist offensichtlich noch nicht verfallen. „Im Kfz-Versicherungsgeschäft wollen wir auch in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Die Partnerschaft mit Deutschlands größtem Automobilclub ist ein weiterer wichtiger Schritt in unserer Wachstumsstrategie. Dadurch werden wir unsere Marktposition in der Autoversicherung weiter ausbauen.“ Bisher ist die Allianz die Nummer zwei.