Axa und R+V warnen vor Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft

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Vor der Bundestagswahl veröffentlichen Axa Deutschland und R+V zeitgleich ihre Umfragen zu den Sorgen der Deutschen. So befürchten viele etwa eine Wählerbeeinflussung durch Fake-News-Kampagnen in Sozialen Medien oder die allgemeine zunehmende Spaltung der Gesellschaft sowie die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.
Der Axa Future Risks Report ermittelt jährlich die Wahrnehmung künftiger Risiken. Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat dafür im Auftrag von Axa 19.003 Personen in 15 Ländern aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika im Mai und Juni 2024 online befragt. In Deutschland nahmen 1.000 Menschen daran teil. Das Ergebnis: Rund drei Viertel (77 Prozent) hierzulande befürchten, dass im Zuge der Bundestagswahl in den Sozialen Medien gezielte Fake-News-Kampagnen zur Beeinflussung der Wahlentscheidung gestartet werden. Gleichzeitig sind noch nicht einmal die Hälfte (44 Prozent) der Ansicht, dass ihre Mitmenschen Fehlinformationen auf Social-Media-Plattformen erkennen können.
Die Folgen sind den Menschen auch bewusst. Rund jeder Zweite (52 Prozent) in Deutschland fürchtet daher eine Anfechtung der Wahlergebnisse. 58 Prozent der Befragten erwarten nach der Bundestagswahl sogar gewalttätige Proteste von denen, die sich durch Fehlinformationen haben beeinflussen lassen. Deshalb wünschen sich 82 Prozent der Befragten in Deutschland strengere Regeln und auch mehr Bestrafung bei Verstößen auf den Plattformen. 85 Prozent fordern sogar, dass Einzelpersonen bei Fehlverhalten auf den Plattformen zur Rechenschaft gezogen werden.
Anstieg der Angst um 26 Prozent
In der Studie „Die Ängste der Deutschen“ ermittelt das R+V-Infocenter seit 1992 alljährlich die Sorgen der Menschen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit. Vor der Bundestagswahl gab es nun eine Sonderumfrage, online erhoben vom 23. Januar bis zum 25. Januar 2025. Wie bei Axa haben auch hierbei 1.000 Deutsche teilgenommen. Drei Viertel davon sind in großer Sorge, dass die Spaltung der Gesellschaft zunimmt und zu Konflikten führt. Bei der regulären Studie im Sommer 2024 lag diese Furcht noch bei 48 Prozent. „Einen derartigen Anstieg einer Angst – um 26 Prozentpunkte – beobachten wir in der Langzeitstudie äußerst selten. Das Ergebnis sollte hellhörig machen“, sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch.

Hängt diese Entwicklung mit dem Anschlag in Aschaffenburg zusammen, der unmittelbar vor der Befragung stattfand? „Ja. Und zwar mit der Art und Weise, wie viele politische Akteure auf den Anschlag reagiert haben“, analysiert Professorin Dr. Isabelle Borucki. Die Politikwissenschaftlerin an der Philipps-Universität Marburg begleitet die R+V-Studie als Beraterin. Borucki erklärt: „Die teilweise undifferenzierte Debatte um Migration wurde in einer Weise geführt, die an historische Muster erinnert – insbesondere an die Weimarer Republik, als Sündenböcke konstruiert wurden. Migration wird als das zentrale politische Problem gedeutet. Damit werden Feindbilder aufgebaut, die zu einer weiteren Spaltung führen können.“ Die Polarisierung, aber auch der raue Ton in der Politik verstärkten die Spaltungsangst. „Bemerkenswert ist auch die teilweise unreflektierte Art mancher Medien im Umgang mit Fakten und Meinungen“, sagt Borucki. Zur Furcht vor gesellschaftlicher Spaltung tragen aber noch weitere Faktoren bei. „Dazu zählt das Gefühl abgehängt zu sein, nicht gehört und von der Politik abgewertet zu werden.“
Auch um die Wirtschaft machen sich die Deutschen sorgen. 70 Prozent der Befragten haben Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. Bei der regulären Umfrage im Sommer 2024 waren es noch 57 Prozent. 68 Prozent der Befragten haben Angst vor einem wirtschaftlichen Einbruch. „Auch hier beobachten wir einen bemerkenswerten Anstieg – um 20 Prozentpunkte“, sagt Brower-Rabinowitsch. Im Sommer 2024 lag die Angst vor einer Rezession noch bei 48 Prozent. Diese Probleme kann die Politik offenbar nicht lösen. 61 Prozent der Befragten fürchten, dass diese von ihren Aufgaben überfordert sind – das trifft sowohl auf die Bundesregierung als auch auf die Opposition zu.
Autor: VW-Redaktion