Tesla-Fahrern drohen höhere Versicherungsprämien, weil Elon Musk Produktionsprozess umstellt

Tesla, Autobauer und Versicherer; im Bild: Cybertruck, Bildquelle: Tesla.

Tesla versucht sich seit geraumer Zeit auch als Anbieter von Kfz-Versicherungen. „Wir versuchen hier, unseren Kunden etwas Gutes zu tun, Geld zu sparen und die Straßen ein wenig sicherer zu machen“, fasste CFO Zachary Kirkhorn einmal die Pläne zusammen. Für Besitzer eines solchen E-Fahrzeuges könnte allerdings schon bald das Gegenteil drohen.

Wie das Magazin Auto Straßenverkehr unter Berufung auf den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berichtet, drohen den Eigentümern von Fahrzeugen wie dem Tesla Model Y möglicherweise schon bald stark steigende Versicherungskosten. Der Grund: Das Werk in Grünheide will laut einem Bericht der Welt die Produktion auf das sogenannte Gigacasting-Verfahren umstellen. Dabei werde das Chassis nicht mehr aus gut 70 Einzelkomponenten zusammengefügt, sondern gleich als zusammenhängendes Teil hergestellt. Dies soll die Produktionskosten deutlich senken.

Der Haken: Die Reparaturkosten dürften dadurch deutlich steigen: „Großgussteile müssen bei einem Schaden komplett getauscht werden“, wird der Branchenverband zitiert. Es sei denn, dass es ein Reparaturkonzept gebe, aus dem hervorgehe, wie diese Teile mit in Reparaturwerkstätten beherrschbaren Prozessen instandgesetzt werden können. Dies liege im Fall von Tesla aber nicht vor.

Die Gigafactory Berlin-Brandenburg ist der erste Tesla-Produktionsstandort in Europa (Bildquelle: Tesla)

Ob dies allerdings tatsächlich zu höheren Versicherungsprämien führt, könne der GDV allerdings erst im kommenden Jahr sagen, wenn ausreichend Daten nach Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen vorliegen. Neben Tesla setzen wohl auch Volvo und Toyota auf ein Gigacasting-Modell.

Hohe Prämien für Tesla-Fahrzeuge gehören eigentlich der Vergangenheit an

Große Kfz-Versicherer wie State Farm, Geico und Progressive haben über Jahre Tesla-Fahrzeuge schnell als Totalschaden abgeschreiben, wenn sie in einen Crash involviert waren. Denn die Reparaturkosten würden bis zu 50.000 Dollar betragen – bei Neupreisen zwischen 60.000 und 80.000 Dollar sollte man davon ausgehen, dass bei vielen Autos eine Reparatur noch lohnt. Die hohen Reparaturkosten verursacht meist die Batterie, das mit Abstand teuerste Bauteil eines E-Autos. Diese ist bei Tesla oder anderen Herstellern fest in die Fahrzeugstruktur integriert und damit schwer auszutauschen. Tesla-Chef Elon Musk hatte sich deshalb verärgert darüber gezeigt, dass einige Versicherer mittlerweile „unverständlich hohe Prämien“ von Tesla-Fahrern verlangen würden.

Deshalb gründete man auch 2019 eine eigene Versicherungsgesellschaft, damit man den Tesla-Fahrern eine Kfz-Prämie anbieten kann, die bis zu 30 % unter denen der Konkurrenz liegt. Musk glaubt auch, dass Tesla dadurch insgesamt den Versicherungsmarkt verändert hat. Denn „die GEICOs dieser Welt müssen jetzt mit Tesla konkurrieren und können keine unverschämten Versicherungstarife für Teslas verlangen“, erklärte Musk.

In Deutschland bietet Tesla seit 2021 Versicherungen an, der europäische Hauptsitz der Versicherungssparte ist Malta. Die Gesellschaft Tesla Insurance Ltd. (Germany Branch) ist im deutschen Handelsregister eingetragen, angesiedelt in Grünheide, wo auch die Gigafactory ihren Sitz hat. Wie bei einem Telematik-Tarif belohnt Tesla wenig riskante Fahrer mit günstigen Prämien, Raser hingegen zahlen mehr. Der Unterschied zur Konkurrenz: Es gibt im Auto kein technisches Zusatzgerät, was in Deutschland eher Probleme bereitet. Sämtliche Daten zum Fahrverhalten, etwa Beschleunigungswerte, Bremsverhalten und abrupte Spurwechsel kann man auch so aus dem Tesla-Fahrzeug erfahren.

Auto-Design wurde anhand der Datenmenge angepasst

Die vielen Daten führten zu großen Erkenntnissen: „Wir wollen natürlich die Kosten für die Reparatur eines Tesla im Falle einer Kollision für den Kunden und für die Tesla-Versicherung minimieren. Früher hatten wir keinen guten Einblick in diese Angelegenheit, weil die anderen Versicherungsgesellschaften die Kosten übernommen haben“, betont Musk. Mit den Erkenntnissen über Schäden, die durch kleine Unfälle verursacht werden, „haben wir das Design des Autos angepasst und Änderungen in der Software des Autos vorgenommen, um die Reparaturkosten zu minimieren. Wir finden tatsächlich eine Lösung, wie das Auto eines Kunden sehr schnell und effizient repariert werden kann“, sagte er und merkte an, dass die meisten Unfälle tatsächlich klein sind – „wie ein zerbrochener Kotflügel oder ein Kratzer an der Seite des Autos“ -, aber dieses wertvolle Feedback liefern, auf dem man aufbauen kann.

Im vergangenen Jahr sagte Zach Kirkhorn, CFO bei Tesla, dass der Autobauer in Texas mittlerweile zum zweitgrößten Versicherer für seine Autos geworden sei. Mit der Zeit werde der Versicherungsschutz für 80% aller US-Bürger verfügbar sein, und werde das Unternehmen international tätig werden. „Die Kfz-Versicherungsbranche ist unglaublich ineffizient“, kritisierte Musk vor den Teilnehmern des All-In Summit in Miami. „Es gibt so viele Zwischenstufen, vom Versicherungsvertreter bis hin zum Rückversicherer, und ein halbes Dutzend Unternehmen, die alle einen Anteil daran haben.“ Außerdem seien die traditionellen Prämien recht statisch angelegt.

Inzwischen sind auch genaue Zahlen zum Versicherungsgeschäft von Tesla bekannt. Ende 2022 lag das jährliche Prämienaufkommen bei 300 Mio. Dollar. „Wir wachsen um 20 Prozent pro Quartal“, sagte Zach Kirkhorn – eine Wachstumsrate, die das Wachstum des Fahrzeuggeschäfts von Tesla übertrifft. Darüber hinaus betonte er, dass sich 17 Prozent der Tesla-Fahrer für eine Tesla-Versicherung in den Staaten entscheiden, in denen sie verfügbar ist.

Autor: VW-Redaktion

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