BVK-Präsident Heinz: „Ampelkoalition sollte bei aller Tatkraft nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und die Altersvorsorge für alle standardisieren“

Der Reichstag in Berlin. Quelle: Bild von Bernd Scheumann auf Pixabay

Die Pläne der Ampelkoalition stoßen in der Branche scheinbar nicht auf ungeteilte Zustimmung. Kritik gibt es derzeit vor allem an den Plänen zur Altersvorsorge. „Hier bewahrheitet sich leider unsere Befürchtung, dass die künftige Bundesregierung plant zu prüfen, einen Staatsfonds für alle Vorsorgesparer aufzulegen“, kritisiert BVK-Präsident Michael H. Heinz.

„Die Ampelkoalition sollte jedoch bei aller Tatkraft nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und die Altersvorsorge für alle standardisieren. Denn die Lebenslagen von Menschen in unserem Land sind zu individualisiert, als dass man allen mit einem Einheitsprodukt gerecht wird. Hier bedarf es flexibler Angebote, für die eine Beratung durch Versicherungsvermittler zentral ist. Daher vermissen wir auch Aussagen zur sozialpolitischen Bedeutung unseres Berufsstands. Der BVK bietet sich hier als sachverständiger Ansprechpartner und Ratgeber für die Koalitionäre an“, so Heinz.

Allerdings gibt es in einem Punkt erwartungsgemäß auch Lob: „Positiv ist, dass die Einführung einer Bürgerversicherung, wie sie in den Wahlprogrammen von SPD und Grünen anvisiert wurde, vom Tisch ist. Das ist zunächst eine sehr gute Nachricht und Ausgangsbasis für uns Vermittler“, betont Heinz.

Beim Votum-Verband stoßen die Pläne ebenfalls auf ein positives Echo: „Die ersten Ergebnisse der Sondierungsgespräche zeigen in den Bereichen Altersvorsorge und Gesundheitspolitik einen erfreulichen Pragmatismus. Extrempositionen wie die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und des dreisäuligen Altersvorsorgesystems haben sich nicht durchgesetzt“, konstatiert Verbandsvorsitzender Martin Klein.

Kritik gibt es allerdings an den Plänen für einen Staatsfonds: „Die private Altersvorsorge sollte staatsfern und privat bleiben. Den Bürgern muss bewusst sein, dass der Staat die angesparten Vorsorgevermögen auch zweckentfremden könnte. Das haben die Beispiele Spanien und Irland in der Finanzkrise gezeigt. Hier gilt es, die Politik weiterhin wachzurütteln und aktiv daran zu arbeiten, dass die Prüfung zu einer Ablehnung der Umsetzungspläne führt“, ergänzt Klein.

Die gesetzliche Rente soll nach dem Willen der Sondierer weiter gestärkt werden: „Neben der gesetzlichen Rente bleiben die betriebliche wie private Altersvorsorge wichtig für ein gutes Leben im Alter“, heißt es weiter. Das Mindestrentenniveau von 48 Prozent solle gesichert werden. Zudem soll es keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des Renteneintrittsalters geben. Dazu soll laut dem Papier eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente eingeführt werden.

Eine Bürgerversicherung, wie sie vor allem von SPD und Bündnis 90/Die Grünen präferiert wurde, scheint wohl – zumindest vorerst – vom Tisch zu sein. „Die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung bleiben erhalten“, heißt es in einem Grundsatzpapier, welches die Sondierer am Freitag als Grundlage für die weiteren Gespräche vorgelegt hatten.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wollte sich auf Anfrage von VWheute zu den Sondierungsergebnissen „vorerst nicht äußern“. Und der PKV-Verband betonte: „Bei den Sondierungsgesprächen handelt es sich um Zwischenergebnisse, die wir nicht kommentieren möchten.“

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Mit unserem Eintritt in die Rente stieg unser Beitrag für die PKV ständig an sodass wir inzwischen gezwungen sind hohe Selbstbeteiligungen zu vereinbaren um die Beiträge noch zahlen zu können. Schon lange hatten wir große Hoffnungen dass die Bürgerversicherung eingeführt wird. Im Moment sieht es wohl eher nicht danach aus, nach meiner Ansicht verhindert von der Lobby der PKV.
    Wenn man schon von Wettbewerb spricht wäre es doch nur konsequent die Möglichkeit des Wechsels sowohl in die eine wie auch die andere Richtung zu ermöglichen. Wettbewerb bedeutet doch dass der Bessere gewinnt. In diesem Falle müssten aber alle selbst in die jeweilige Kasse einzahlen, auch die Beamten. Das würde die öffentlichen Finanzen entspannen und höchst wahrscheinlich dazu führen dass sich das Thema PKV nur noch für wenige interessant gestaltet.
    Mit freundlichen Grüßen Manfred Gäde

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