Coface-Manager Böhm: „Schutzschirm hat eindeutig sein Ziel erreicht“

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Der gemeinsam gespannte Schutzschirm des Bundes und der Warenkreditversicherer läuft endgültig zum 30. Juni 2021 aus. Aus Sicht der Branche scheint die Maßnahme ihren Sinn erfüllt zu haben. „Wir sind der Meinung, dass der Schutzschirm sein Ziel erreicht hat“, betonte Jochen Böhm, Regional Risk Underwriting Director bei Coface Deutschland, in einem Pressegespräch.

Neben der Stabilisierung der Lieferketten hatte dieser „auch ein sehr großes psychologisches Moment. Stellen wir uns doch einfach mal vor, die Kreditversicherer hätten Milliarden von Kreditexposures nach unten gefahren, hätte es die ganze Entwicklung noch einmal verschärft“, so der Experte. Insgesamt habe der „Schutzschirm seine Aufgabe erfüllt. Was ich noch einmal hervorheben möchte, ist die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bund, weil es ja auch ein gewisses Ringen um diesen Schutzschirm war“.

Mit Blick auf mögliche Insolvenzwelle betonte Chefvolkswirtin Christiane von Berg, dass derzeit mehr als 4.300 Unternehmenspleiten „in der Pipeline“ stecken würden. Hinzu kommen zahlreiche Unternehmen, die im Zuge der Krise ihren Geschäftsbetrieb „einfach aufgeben. Wir werden da noch viele Insolvenzen und Liquidationen in den nächsten Monaten erleben, insbesondere wenn die Unterstützungsmaßnahmen zurückgefahren werden“, ergänzt Böhm. Hinzu komme auch, welches Unternehmen die gewährten Kredite aus dem Cashflow wieder zurückzahlen könne. So werde sich Coface „auf eine lange Durststrecke“ einstellen und im Risiko-Underwriting schauen müssen, „welches Unternehmen es schafft und welches nicht“.

Aktuell hat Coface seine Risikoeinschätzung für drei Branchen in Deutschland verbessert. Die Länderbewertung für Deutschland bleibe jedoch unverändert bei A3 – Hauptgrund ist die nach wie vor schleppende Impfkampagne. „In gewisser Weise ist das ärgerlich. Der Fokus der deutschen Wirtschaft auf dem Verarbeitenden Gewerbe ist derzeit eine sehr gute Ausgangsposition für eine deutliche Belebung und damit einhergehend auch für eine Aufwärtsrevision der Länderrisikoeinschätzung. Der große Knackpunkt bleibt aber die Impfkampagne. Lange Zeit stagnierte die Zahl der täglichen Impfungen. Hinzu kamen das Hin und Her über den Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca sowie die Lieferengpässe des Unternehmens“, konstatiert von Berg.

Die neuen Bewertungen werden heute beim Kongress Länderrisiken in Mainz vorgestellt.

Autor: VW-Redaktion

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